Zu Beginn des PJs kann man sich, wenn mehrere PJ-Studierenden vor Ort in der Allgemeinchirurgie eingeteilt sind (wir waren drei) aussuchen wohin man möchte: Viszeralchirurgie, Koloprokotologie, Gefäßchirurgie und Unfallchirurgie.
Ich hatte mich für die ersten 6 Wochen für die Koloproktologie entschieden und kann das nur weiterempfehlen. Ein nettes Team und sympathischer Chefarzt, der noch die Menschen hinter den Patienten sieht.
Ihr bekommt zu Beginn Handouts zum Stationsablauf, den wichtigsten Kontaktdaten und Infos. Was euren Tagesablauf angeht seid ihr sehr frei euch das anzuschauen, was euch interessiert. Morgens ist täglich Visite, Röntgenbesprechung und Rundgang über die Intensivstation mit den restlichen Viszeralchirurgen. Es gibt mehrfach wöchentlich koloproktologische Sprechstunden in denen man spannende Einblicke in dieses im Studium etwas ausgeklammerte Fachgebiet erhält. Der Leidensdruck der Patienten ist oftmals hoch und es ist erstaunlich, was alles z.B. bei Stuhlinkontinenz getan werden kann und wie wenige Ärzte davon wissen und ihre Patienten adäquat beraten können! Alleine um selber später etwas früher auf mögliche Therapien hinzuweisen, lohnt es sich einmal dort hereinzuschnuppern. Besonders empfehlen kann ich die Sprechstunde beim Chefarzt, da dieser sich auch zwischendurch und hinterher die Zeit nimmt, euch offene Fragen zu beantworten und wie oben beschrieben sehr verständnisvoll mit seinen Patienten umgeht. Ich durfte bei Zustimmung der Patienten auch digital-rektale Untersuchungen vornehmen und Eingriffe erklären. Da die Patienten relativ zeitnah operiert werden, habt ihr 1-2 Wochen hinterher die Möglichkeit beim Eingriff dabei zu sein und den Patienten dann auf Station wiederzusehen. Gerade bei kleinen Eingriffen war ich oft 1. Assistent und durfte unter Anleitung auch echt aktiv werden :-)!
Natürlich könnt ihr auch jederzeit zu großen OPs wie Hemikolektomien, Stomaanlagen und -rückverlagerungen dazukommen und euch z.B. Stapleranastomosen einmal in echt ansehen.
Hinterher war ich noch auf der Gefäßchirurgie. Ebenfalls ein super nettes Team, allerdings längere Operationen und da späterer OP-Beginn meist bis nach Feierabend. Es ist kein Problem pünktlich zu gehen, aber dann bekommt man eben nicht mit, wie die OP ausgeht. Aufgrund sehr spezieller OPs ist assistieren zwar möglich, aber nicht die Regel (an den Tisch dürft ihr aber immer mit) und bei guter Besetzung gab es auch wenig auf Station zu tun. Wenn ihr ein paar Epikrisen schreibt, freuen sich alle und ihr könnt schon einmal fürs 3. Staatsexamen üben.
Auf der Unfallchirurgie mit der ich mein Tertial abgeschlossen habe, könnt ihr sehr viel selber gestalten. Vorausgesetzt ihr seid nicht alleine vor Ort, reicht meist ein Student/in im OP und ihr könnt in die Rettungsstelle, dort selbstständig Patienten aufnehmen, Untersuchungen anfordern, Briefe schreiben und dann direkt der nötigen OP beiwohnen: sprich einmal von Beginn bis Ende einen Patienten begleiten, was sicherlich im Krankenhaus nicht die Regel ist. Wenn man schon etwas Erfahrung hat, kann man bei Krankenstand auch die komplette Visite von Stationen übernehmen und in Rücksprache mit den Oberärzten selbstständig Anordnungen, z.B. für Nachkontrollen, Labor, Mediumstellung treffen. Auf der Unfallchirurgie wird aber auch von euch erwartet voll mitzuarbeiten. Wenig tun wird schwierig.
Blutentnahmen und Kanülen legen, müsst ihr übrigens höchstens in der Rettungsstelle. Ansonsten gibt es extra Personal dafür. Der Unterricht findet einmal die Woche auf verschiedenen Stationen im Haus zuverlässig statt. Die Qualität ist abhängig von den durchführenden Dozierenden, in der Regel Wiederholung relevanter Grundlagen für die Prüfung.