Um die breite alltägliche Pädiatrie besser kennenzulernen wollte ich an ein kleineres nicht-universitäres Haus gehen. Über Empfehlungen bin ich dann auf die Klinik in Altötting aufmerksam geworden. Im Rahmen des letzten Tertials war ich nur 3 anstatt 4 Monate dort. Jeweils zur Hälfte der Zeit wurde ich auf der Intensivstation (diese ist als Neubau erst kürzlich eröffnet worden, sehr schön!!) und der Allgemeinstation/Notaufnahme eingeteilt. Eine Unterkunft wurde im benachbarten Schwesternwohnheim gestellt.
Ein paar Monate vor Beginn des Tertials hatte ich ein persönliches Gespräch mit dem dortigen Chef der Kinderklinik. Dieser fragte mich nach meinen Interessen und Wünschen und hat dann die genannte Einteilung mit mir zusammen festgelegt.
Dass sich der Chef persönlich für einen PJler Zeit nimmt und auf die Wünsche eingeht ist mir so noch nicht passiert! Gab mir bereits vor dem Start des Tertials ein sehr gutes Gefühl:)
Während der Zeit auf Allgemeinstation/Notaufnahme war es möglich entweder auf Visite mitzugehen, Patienten eigenständig zu betreuen oder in der Notaufnahme zu helfen. Da meist nur ein Arzt für die Notaufnahme zuständig ist und es zwei Zimmer gab hatte man als PJler häufig ein eigenes Notaufnahmezimmer und konnte die Patienten sehr selbstständig betreuen (natürlich immer in Rücksprache;)). Besonders die Zeit in der Notaufnahme hat sehr viel gebracht um ein praktisches Gefühl für die Pädiatrie zu bekommen!!
Direkt an die Allgemeinstation angebaut ist die neue Intensivstation. Dort konnte man sich häufig das Sono-Gerät nehmen und an den Kindern schallen üben (v.a. Schädel-Sono, Hüfte, aber auch Herzecho und Abdomen), zu den Geburten mitgehen, die U-Untersuchungen mitmachen (später dann unter Aufsicht selbst machen) und mit in den Schockraum gehen (war eher selten dort was los, aber in den 3 Monaten hat man doch ein paar schwere Fälle mitbekommen).
Die Ärzte der Intensiv-/Allgemeinstation und Notaufnahme sind ein großes Team. Jeden Tag wird zusammen Mittag gegessen und häufig auch mal Kaffee getrunken - sprich das Verhältnis untereinander ist sehr persönlich und nett und das auch mit der Pflege. Man wird als PJler dementsprechend lieb aufgenommen und fühlt sich ziemlich rasch als Teil des dortigen Teams. Das war u.a. deswegen super weil ich nicht das Gefühl hatte im dortigen Klinikbetrieb "unterzugehen". War beispielsweise eine Lumbalpunktion auf Allgemeinstation geplant hat der Arzt an einen gedacht und auf Intensiv angerufen, dass ich die LP doch machen könne. Auch konnte man jederzeit Wünsche und Fragen äußern ohne das Gefühl zu haben jemanden auf die Nerven zu gehen (der Oberarzt hat sich z.B. mehrmals Zeit genommen mir einen "Sono-Crashkurs" zu geben). Es gab zudem die Möglichkeit jeden Freitag bei der Sprechstunde für Kinderkardiologie dabei zu sein (dazu kam eine Ärztin extern vom Deutschen Herzzentrum München) und im SPZ Eindrücke zu sammeln.
Alles in allem kann man sehr viel mitnehmen in der Zeit als PJler an der Kinderklinik Altötting v.a. wenn man Interesse zeigt und offen seine Wünsche äußert was man alles sehen, machen und lernen will!
Was wahrscheinlich auf viele (auch auf mich) initial abschreckend sein mag, ist die Lage und Größe von Altötting. Die Freizeitoptionen sind natürlich deutlich geringer als in München oder anderen Großstädten...
Nicht weit weg ist aber z.b. Burghausen mit vielen Sportmöglichkeiten, Kino, Bars etc.. Einige Optionen für Sport gibt es auch in Altötting, das Klinikteam macht manchmal etwas am Abend und am Donnerstag Abend kann man theoretisch bereits übers Wochenende Richtung München starten!
Sprich aus meiner Sicht haben die Vorteile an der Klinik in Altötting dem kurzzeitigen Verzicht auf die Großstadt definitiv überwogen:)
Mein bestes Tertial hatte ich in der Pädiatrie in Altötting und kann es definitiv weiterempfehlen!
Bewerbung
Habe mich gut ein halbes Jahr im Voraus direkt beim Chef der Kinderklinik beworben. Man sollte sich jedoch direkt über die Ludwig-Maximilians-Universität für einen PJ-Platz in Altötting bewerben, so anscheinend der offizielle Weg. Denke eine kurzfristigere Bewerbung sollte meist auch erfolgreich sein!