Leider sind die durchweg positiven Bewertungen hier für mich nicht nachvollziehbar. Wir waren 3 PJler für 3 Stationen, durch die im 5-Wochen-Rhythmus rotiert wurde (+1 Woche ITS) und sind froh, dass es vorbei ist.
Angefangen beim Team, in dem eine wirkliche Integration anfangs überhaupt nicht stattfand, weil lieber alleine losgezogen wurde, man einfach stehengelassen wurde und wir uns dann fragen gefragt haben, ob wir überhaupt erwünscht waren. Alle waren zwar relativ nett zu uns, aber die Stimmung insgesamt und untereinander war angespannt, die Ärzte gestresst und unterbesetzt, die Kommunikation mit der Pflege mangelhaft. Es wurde sich oft übereinander/untereinander aufgeregt und die Pflege hat ihren Frust dann auch mal an uns ausgelassen... und es wurde über alles und jeden gelästert - auch über uns PJler - und das geht gar nicht.
Aber Ausnahmen gibt es natürlich überall: ein paar Einzelpersonen haben sich wirklich sehr bemüht. Mit ihnen konnte man auch mal ein paar Worte wechseln oder Spaß machen und sie haben uns mitgenommen und versucht, uns so viel wie möglich zu zeigen und zu erklären. Auch die Chefs und Oberärzte waren durchweg super nett, haben sich für uns interessiert und zu den Visiten viel gefragt. Ansonsten war man leider die meiste Zeit eine billige Arbeitskraft für meist unliebsame Aufgaben.
Die Hauptaufgabe der PJler besteht im Blutabnehmen und Flexülen legen - und das den ganzen Tag, da wird man schon mal extra angerufen von den Schwestern. Offizieller Arbeitsbeginn war für uns 7:30 Uhr und dann kämpften wir uns durch teilweise über 20 Blutabnahmen, oft alleine, wenn man nicht den Luxus hatte, auf einer chirurgisch-internistisch geteilten Station zu sein, wo ein chirurgischer PJler mithalf. Teilnahme an der Visite war somit oft einfach nicht möglich.
Danach fand meistens das angepriesene gemeinsame Frühstück statt: 5€ im Monat, gemeinsam mit den Ärzten und der Pflege jeden Tag Frühstück mit Brötchen, Belägen und Kaffee, oft auch Kuchen, wenn es was zu Feiern gab. Was anfangs ganz nett war, entwickelte sich im Laufe der Zeit mehr und mehr zum Futterneid vom Feinsten. Ich habe gar nicht mehr gezählt, wie oft unterschwellig erwähnt wurde, dass ja jetzt immer so wenig Brötchen da wären. Irgendwann wurden wir einfach direkt als verfressene PJler bezeichnet und beschuldigt. Ja klar, wenn man sonst keine Probleme hat, macht man sich eben welche - das sind ja die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Aber gut - ein Grund mehr, sich im Zweifelsfall die zweite Doppelbrötchenhälfte unter missgünstigen Blicken auch noch genüsslich zu Gemüte zu führen.
Dann war man meistens damit beschäftigt, neue Patienten aufzunehmen oder aufzuklären. Nach kurzer Besprechung der Ergebnisse konnte man diese selber dokumentieren und einen Brief anlegen. Neben den etwas eigensinnigen Formatierungswünschen hing die Qualität der Besprechung leider sehr vom jeweiligen Arzt ab. Leider bekommt man hier auf seine Arbeit als PJler insgesamt sehr wenig bis gar kein Feedback, die Kritikfähigkeit Einiger untereinander ist außerdem sehr ausbaufähig.
12 Uhr Röntgenkonferenz mit Vorstellung der Röntgenbilder durch die Radiologie, danach Mittagessen. Das war teilweise ziemlich unterirdisch, aber für PJler immerhin kostenlos. Danach hatte man in der Regel nichts wirklich Sinnvolles mehr zu tun und es wurden Sinnlosaufgaben aus dem Hut gezaubert, um einen bloß noch nicht nach Hause zu schicken, es könnte ja noch eine Blutabnahme oder Flexüle kommen. Von Unterlagen kopieren und Patienten im Haus suchen, um ihnen dort Blut abzunehmen bzw. sie aufzunehmen über sinnfreie Botengänge wie Brötchen holen war alles dabei. Leider saßen wir oft rum oder vertrieben uns die Zeit mit Amboss, weil nichts mehr zu tun war. In der Regel war 15:30 Uhr Feierabend, weil dann alle zur Dienstübergabe gegangen sind.
Es war möglich Dienste mitzumachen, um sich zusätzliche freie Tage zu erarbeiten. Dort war man meistens in der Notaufnahme mit dem diensthabenden Arzt. Das ist wirklich empfehlenswert, dort lernt man was! Positiv war auch, dass es jederzeit möglich war, in der Funktionsdiagnostik vorbeizuschauen und sich Gastros, Colos, ERCPs und Echos mit anzusehen. Es wurde dort auch viel erklärt und gefragt.
Eine nennenswerte Lehre in Form von PJ-Fortbildungen hat in den ersten Monaten einfach nicht stattgefunden. Es wurde nicht für nötig gehalten, sich für 3 PJler die Mühe zu machen und Fortbildungen anzubieten. Diese fanden dann erst am Ende statt, als nochmal 2 neue PJler aus dem anderen PJ-Turnus angefangen haben. Bei den Chirurgen war man aber jederzeit gern zu den Fortbildungen gesehen, was eine gelungene Abwechslung darstellte und auch nach Meißen konnte man 1x im Monat mit dem klinikeigenen Auto kostenfrei zur PJ-Fortbildung fahren.
Alles in allem ein sehr zu empfehlendes Tertial, wenn man seine Skills im Blutabnehmen und Flexülen legen verbessern möchte. Zusätzlich haben wir beschlossen, es als künftige Ärzte mit den Studenten, die wir hoffentlich bald betreuen dürfen, auf jeden Fall besser zu machen - ist ja durchaus auch ein positiver Effekt ;)
Hinsichtlich des bevorstehenden Staatsexamens hat mir persönlich das Tertial wenig gebracht. Daher empfehle ich, sich ein anderes Krankenhaus für das Innere-Tertial zu suchen, wenn man wirklich etwas lernen will oder gar noch überlegt, ob man später mal in die Innere möchte.