Im Groote Schuur war ich in der Allgemeinchirurgie eingeteilt, die sich in Vascular Surgery, Endocrine Surgery, Acute Care Surgery, Colorectal und HPB (Hepato-panreato-biliary) Surgery aufteilt. Man hat die Möglichkeit sich zu Beginn eine Station auszusuchen und dann entweder die kompletten 8 Wochen dort zu verbringen oder zweiwöchentlich zu wechseln. Da Anfangs angeblich zu viele internationale Studenten auf den einzelnen Stationen waren, wurde ich zunächst der Vascular Surgery zugeteilt. Diese Station kann ich selbst Interessierten nicht empfehlen. Ein sehr reserviertes Team, Fragen werden nur ungerne beantwortet und es bietet sich nur sporadisch auf Nachdruck die Möglichkeit zu assistieren. Das Acute Care Surgery Team war dagegen nett und lustig, man wurde gelegentlich in der Visite eingebunden und dementsprechend theoretisch geprüft. Allerdings konnte man auch auf hier im OP nur selten assistieren, sondern höchstens mal auf Station mitarbeiten. Die Frühbesprechung bzw. Visite startet täglich um 7:30, aber durch die begrenzten Möglichkeiten ist man oft vormittags wieder aus dem Krankenhaus raus.
Im Gegensatz zum Tygerberg ist das Groote Schuur das renommiertere Krankenhaus und die UCT-Studenten in der Theorie fitter als die Medizinstudenten am Tygerberg. Was die praktische Lehre angeht, konnte man allerdings im Tygerberg deutlich mehr machen. Beide Krankenhäuser sind öffentliche Maximalversorger und haben verschiedene kleinere District-Krankenhäuser, von denen sie ihre Patienten beziehen. Das Groote Schuur Krankenhaus wirkt etwas moderner, ausgebauter und finanziell besser unterstützt (insbesondere die Herzchirurgie). Am GSH finden sich mehr internationale Ärzte und es wirkt etwas organisierter, wobei das im Vergleich zu Deutschland natürlich weiterhin Welten sind. Der große Vorteil der District Krankenhäuser im Vergleich zu den Notaufnahmen am Groote Schuur und Tygerberg ist, dass diese in der Regel die Patienten zuerst versorgen und somit die meisten Prozeduren dort durchgeführt werden. Danach werden die Patienten ggf. weiter ins Tygerberg/GSH transferiert.
Rein vom klinischen Aspekt würde ich das Tygerberg eher weiterempfehlen, wobei sich die Krankenhäuser insgesamt sehr ähneln.
Mitchells Plain District Hospital - Trauma/Emergency Medicine
Das Mitchells Plain Hospital (MPH) ist ein sehr modernes Lehrkrankenhaus der UCT im zweitgrößten Township von Kapstadt. Es wurde erst 2014 gebaut, allerdings ist eine Woche vor meinem Aufenthalt die Notaufnahme abgebrannt, sodass sich diese bis voraussichtlich Anfang 2019 in der ehemaligen gynäkologischen Ambulanz befindet.
Ich habe mich erst vor Ort darum gekümmert zu wechseln, weil ich es davor nicht kannte. Letztendlich hatte ich Glück, dass es funktioniert hat. Insgesamt war es fast so aufwendig wie der Bewerbungsprozess selbst. Die eigenen Chancen steigen, wenn man bereits Vorerfahrungen in der Notaufnahme oder im Rettungsdienst hat.
Im MPH hat man die Möglichkeit in der interdisziplinären Notaufnahme zu arbeiten. Man wird einem von 4 Teams zugeteilt und arbeitet im Schichtdienst über die Woche verteilt. Es gibt Früh- (8-16), Spät- (15-23) und Nachtdienste (22-8). In der Notaufnahme nimmt man selbstständig Patienten auf und versorgt sie alleine oder unter Aufsicht. Das Patientenspektrum reicht von pädiatrischen, gynäkologischen über neurologischen und internistischen bis hin zu chirurgischen bzw. Trauma Notfällen. Am eindrucksvollsten ist zunächst die hohe Anzahl an Stich- und Schusswunden, aber auch anderen „Community Assaults“ und Verkehrsunfällen. Man lernt hier unglaublich viel, sowohl theoretisch als auch praktisch. Letztendlich habe ich während den 3 Wochen täglich neue Prozeduren erlernt (arterielle Punktionen, IBP, ZVK, Lumbalpunktion, suprapubischer Blasenkatheter, Reanimieren, sämtliche Nahttechniken und Lokalanästhesiepunkte, Thoraxdrainage legen/ziehen, ...).
Vom Sicherheitsaspekt her sollte man diese Rotation am besten zu zweit machen oder sich mit dem Team zwecks Mitfahrgelegenheit absprechen. Die Fahrt dorthin ist unproblematisch, wobei es eine Ampel gibt, an der man auf dem Weg zum Nachtdienst besser nicht anhält. Man sollte sich an die Empfehlungen des Teams halten, also zB auf dem Mitarbeiterparkplatz parken und nicht in der Nacht das Krankenhausgebäude verlassen.
Nichtsdestotrotz ist es für Studenten einigermaßen ungefährlich und eine unvergleichbare Erfahrung. Man kann in der Stadt wohnen und benötigt etwa 25-30 min zum Krankenhaus, braucht dementsprechend aber ein Auto.
Visum
Wenn man 3 Monate oder kürzer bleibt, reicht für Deutsche das normale Holiday Visum. Wenn man das komplette Tertial bleibt, sollte man sich vorher um das Study Visa kümmern. Eine 2. Option ist vor Ort nach der Einreise sein Holiday Visum (11.1) zu verlängern. Dazu muss man innerhalb der ersten 30 Tage einen Termin bei vfs-global vereinbaren und zu diesem ein Schreiben mitbringen, in dem man begründet, warum man länger in dem Land reisen will. Man sagt also offiziell nichts von einem Praktikum im Krankenhaus oder ähnlichen. Innerhalb von 3-4 Wochen nach dem Termin kann man sein Visum abholen. In dieser Zeit ist es kein Problem, das Land zu verlassen und wieder einzureisen.
Das erneute Einreisen führt allerdings zu keiner Verlängerung oder Neuausstellung des Holiday Visas, es sei denn man war zwischenzeitlich im Heimatland.
Wohnen in der Innenstadt
Für das Groote Schuur bietet es sich an, entweder in Observatory (direkt am Krankenhaus) oder in einem zentralen Stadtteil von Kapstadt zu wohnen. Vredehoek und Gardens bieten sich aufgrund von Sicherheit und der Lage an. Ich habe in Bo Kaap in einem Haus mit 12 Internationalen jungen Leuten gewohnt, die aus den unterschiedlichsten Gründen in Kapstadt waren. Die Nähe zur Longstreet/Kloof Street/Waterkant (jeweils 5 min Fußweg) ermöglicht es außerdem, sich spontan auf ein Cafe/Bier zu treffen. Bei Interesse könnt ihr euch bei Nicholas melden: staycapetown@gmail.com
Bewerbung
2 Jahre im Voraus, Kosten neuerdings ca 1000€/Monat.
Jade Rolfe (email: jade.rolfe@uct.ac.za ; Tel: +27 21 406 6478)
Möglichst frühzeitig bewerben und dann regelmäßig - in monatlichen Abständen - an die eigene Bewerbung erinnern. Die endgültige Zusage kam hier erst ca. 3 Monate vorher. Seit diesem Jahr beginnen die electives im zweiwöchentlichen Abstand. Falls dies nicht mit den eigenen Tertial-Zeiten zusammenpassen sollte, ist das kein Problem. Man kann sich das Tertial ohne Probleme um eine Woche versetzt ausstellen lassen.