Ein wirklich besonderes Tertial. Médecine interne auf Französisch ist NICHT im generellen Interne, sondern bezeichnet ein spezielles Fach, das Patienten mit Autoimmunerkrankungen und Rheumatischen Erkrankungen behandelt. Die Station Médecine Interne 2 ist aufgeteilt auf 3 Sektoren (A, B, C) mit je 1-2 Oberärzten und pro Sektor etwa 10 Patienten.
Im Voraus, man muss wirklich gut französisch sprechen können, sonst bringt einem das hier gar nichts! Die Franzosen wechseln nicht gerne auf Englisch, viele können es auch einfach fast nicht.
Typische Krankheitsbilder der Station: Lupus, Sarkoidose, Sklerodermie, Wegener, Sharp Syndrom, und alle möglichen extrem seltenen Erkrankungen (die man aber auf der Station wirklich sehr oft sieht): Erdheim Chester (eine Histiozytose), Rosai-Dorfman (ebenfalls Histiozytose), Clarkson Syndrom (Capillary Leak Syndrom), Eosinophile Fasziitis (dafür gibt es auf Amboss sogar eine Lernkarte :D ) usw.
Arbeitsbeginn täglich um 9:00. Als PJler ist man ein "Externe", meist gibt es auf Station noch andere Externes aus der französischen Uni. Die Assistenten heißen "Internes".
Di und Do ist Visite - und zwar wirklich von 9 bis 13 Uhr für sage und schreibe 10 Patienten. Ich war die meisten Zeit auf Sektor A, dort ist Dr Cohen Oberärztin und sie ist einfach fantastisch, erklärt einem JEDES Krankheitsbild, führt bei der Visite mehrfach Untersuchungen vor (körperliche Untersuchung und speziell Reflexstatus ist ihr extrem wichtig) und ermahnt die Assistenzärzte immer wieder, uns PJler (Externes) nicht für Botengänge, Untersuchungsanmeldungen etc. zu gebrauchen, sondern uns was beizubringen. Abgesehen davon scheint die ein ziemlich heller Stern am Forschungshimmel zu sein, wenn man sie mal auf PubMed eingibt....
Von den Assistenzärzten her ist die Lage recht durchmischt, die meisten waren nett und ganz ok im Erklären, ein paar waren spitzenklasse und einige wenige lassen einen nur Botengänge machen und sind recht anstrengend.
Was man auf dieser Station so gut wie nie macht, ist Patienten "selbstständig" betreuen. Man folgt zwar der Betreuung, aber ist im Patientenkontakt finde ich sehr unselbstständig. Ich hatte immer so 2-3 Patienten zugeteilt, wo ich mir zunächst mal recht lange die Krankheitsgeschichte durchlesen und vorige Untersuchungen anschauen sollte, dann zum Patienten gehen und eine eigene ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung machen sollte. Das wurde dann oft mit dem Assistenzarzt besprochen, und bei der Visite vorgestellt und diskutiert.
Das wirklich Tolle an dem Tertial: Wir Externes durften auf der Station alle möglichen Punktionen selbst machen, das war sogar eine der Hauptaufgabe von uns Externes. So habe ich während dieses Tertials gemacht (und etliche mehr gesehen...):
3 Lumbalpunktionen
2 Knochenmarkspunktionen (sternal, Myelogramm)
3 Hautbiopsien
3 Aszitespunktionen
3 Speicheldrüsenbiopsien (der Mundschleimhaut)
Sehr oft soll man auch EKG schreiben gehen, aber dann auch immer auswerten und mit dem Assistenzarzt diskutieren. Insofern war das finde ich keine leidige Aufgabe, sondern wirklich lehrreich!
Also insgesamt wirklich ein extrem tolles Tertial! Ach ja, die Studenten (Externes) gehen meist gegen 12-13 Uhr nach Hause. Dem kann man sich auch anschließen oder noch bis später nachmittags bleiben.
Bewerbung
Bewerbung etwa 1 Jahr im Voraus bei Madame Saligot. Leider kann man sich nicht aussuchen, in welches Lehrkrankenhaus der Uni Sorbonne man kommt, sondern man wird zugeteilt.
Ein weiteres Problem ist: Bei uns in Berlin muss auf der Bescheinigung am Ende "Innere Medizin" stehen, NICHT Kardio, Nephro oder so. Mme Saligot stellt aber nur die Bescheinigung "Interne Med" aus, wenn wir in Paris tatsächlich auf der "Médicine interne" waren, was eig. für uns ja sowas wie Rheuma ist. Deshalb musste ich das wählen! Ursprünglich war ich für die Nephro eingeteilt, aber als ich dann noch sicherheitshalber nachgefragt habe, ob sie auf die Bescheinigung dann "Innere" schreiben kann und das partout nicht möglich war, wurde ich auf die Med interne eingeteilt.
Man braucht recht viel Dokumente zur Bewerbung + negativen Tuberkulose Test. (Quantiferon)