Das Innere-Tertial in Burgdorf war wirklich das beste Tertial meines gesamten PJ's!
Die Ärzte sind allesamt sehr, sehr nett (dieses blöde Vorurteil, die Schweizer würden die Deutschen nicht mögen, kann ich nicht bestätigen); man darf recht schnell schon selbstständig arbeiten und trotzallem hat man eine "Studenten-Position" und darf auch mal von der Station weg um bei einer Punktion mitzumachen oder sonstiges, wenn man vorher fragt.
Es gibt eigentlich nur 2 große Stationen, auf denen jeweils 2-3 Assistenzärzte zuständig sind, jedoch für fast jeden Assistenzarzt wiederum ein Oberarzt und somit hervorragende Betreuung.
Ab der 3. Woche durfte ich dann selbst 2-3 Patienten übernehmen, die ich recht selbstständig betreut habe. Als Unterassistent ist man immer einem Assistenzarzt zugeteilt, somit hat man einen persönlichen Mentor, der einem bei allen hilft, wenn man mal nicht weiter weiß und bei gegenseitiger Sympathie auch einiges an persönlichem Teaching mit einem macht! :)
Eigene Arbeit konkret heißt - eigene Aufnahme, eigene Visite, Anordnen der Diagnostik und der medikamentösen Therapie, Besprechen des Patienten mit der Pflege und dem Oberarzt, Rücksprache mit der Physiotherapie, Sozialdienst, Angehörigen, Arztbrief schreiben und Entlassung managen. Natürlich schaut der Assistenzarzt immer mit und hilft einem, wenn man nicht weiter weiß.
Ich durfte mir zu Anfang der Woche immer ca. 2 Patienten raussuchen, die ich mir zutraute. Meist hatten die Patienten infektiöse Geschehen oder nicht zu komplizierte chronische Erkrankungen, Patienten mit langandauernden, komplizierten Tumorleiden habe ich (auch aus Gründen der doch minimal bestenden Sprachbarriere mit der Schweizerdeutsch) mir nicht zugetraut.
Es hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht dort zu arbeiten und ich habe unglaublich viel gelernt!
Nochmal zur Sprache - die ersten 2-3 Wochen musste ich erstmal reinkommen, aber dann geht das mit dem Sprachverständnis doch recht schnell! Obwohl die Patienten doch immer gemerkt haben, dass ich aus Deutschland komme, waren sie ebenfalls alle sehr nett.
Da es ein recht kleines Krankenhaus ist, gibt es eben keine getrennten inneren Stationen, sondern alle Stationen bedienen alle Unter-Fachrichtungen (Kardio, Pulmo, Gastro, Nephro, bisschen Neuro, ....). Somit sieht man viel und dadurch, dass man alle 2-3 Wochen zu einem neuen Assistenzarzt rotiert, hat man dadurch genug "Abwechslung". Daher war ich das ganze Tertial eigentlich nur auf einer Station, und 3 Wochen in der Notaufnahme.
In die Notaufnahme dürfen dann alle Unterassistenten eher zu Ende ihres Tertials 3-4 Wochen rotieren. Das war auch wirklich genial! Da habe ich von A-Z die Patienten selbstständig betreut und dann nur mit dem Oberarzt nochmal drübergeschaut. Wenn die Patienten stationär aufgenommen werden mussten, konnte das schonmal 3-4 Stunden dauern, bis man mit einem Patienten durch war, aber auch das war super lehrreich und vielfältig.
Fortbildungen gibt es einmal in den Woche getrennt für Studenten und zusätzlich 3x/Woche Fortbildung für das ganze Team der Innere mit Fallbeispielen und Kurzvorträgen, echt genial.
Das Leben im Wohnheim hat echt Spaß gemacht, wir waren meist zwischen 5 - 10 Personen dort und waren wie eine kleine Familie. Die Zimmer sind sauber und haben alles, was man so braucht (auch ein eigenes Waschbecken im Zimmer), dann gibt's 2 Toiletten und 2 Duschen pro Stockwerk, was auch vollkommen ausreicht - nie musste ich zum Beispiel auf eine Dusche warten. Eine Gemeinschatsküche, in der es Töpfe, Teller, Besteck etc gibt und einen großen Kühlschrank.
Abends wird dann nach Lust und Laune zusammen gekocht, gespielt, gefeiert oder halt auch mal alleine gechillt.
Bettwäsche wird gestellt und alle 2 Wochen gewechselt.
Ich hab mein Fahrrad aus Deutschland mitgenommen und habe es sehr genossen, nach der Arbeit ab und zu eine Runde zu drehen, im Emmental kann man wunderbar Fahrrad fahren, wandern, laufen, schwimmen (in der Emme oder im Freibad) ... Klar, Burgdorf ist jetzt nicht so eine actionreiche Stadt, aber wenn man Lust auf mehr hat ist man in ca. 30 Minuten in Bern, super fürs Wochenende. Und im Wohnheim lässt sie wie gesagt auch immer etwas organisieren!
Mit dem Gehalt bin ich sehr gut hingekommen, meist so +/- Null. Das ist auch ein Vorteil von Burgdorf, die Miete für das Wohnheim ist vergleichsweise günstig zu Bern oder Zürich, wo es mindestens das Doppelte kostet, und die PJler dann kaum noch Geld vom Gehalt haben für ihr sonstiges Leben.
1x/Monat soll man einen Visistendienst (ca. 8.30 - 14h) mitmachen auf der Station, dafür kriegt man einen anderen Tag frei - ein sehr fairer Deal also.
CAVE: Die Urlaubstage aus Deutschland sind hier nicht gültig! Daher den Vertrag vorher verkürzen, wenn ihr das 3. Tertial dort machen wollt und euch am Ende die üblichen 4 Wochen freinehmen wollt. Ansonsten gibt's 7-8 Urlaubstage vom Spital aus, zusätzlich zu unseren deutschen Urlaubstagen.
Also, alles in allem ein wunderschönes Tertial, in dem ich fachlich superviel gelernt habe, sehr sehr nette Menschen um mich hatte, einen wunderbaren Einblick in die Schweiz gekriegt habe und auch das Land sehr gut kennengelernt habe! (Am Wochenende haben wir Ausflüge gemacht nach Luzern, Zürich, Genf, Lugano, Grindelwald, ins Appenzell, nach Zürich, nach Bregenz etc. - da Burgdorf so schön zentral liegt ist das problemlos möglich)
Klare Empfehlung fürs Innere PJ!!! :)
Bewerbung
2 Jahre im Voraus per Email an Anita Ingold, sehr unkompiziert.
Früh bewerben ist hier wichtig, weil es auch unter den schweizer Studenten recht beliebt ist!