Ich kannte das Bayreuther Klinikum bereits aus diversen anderen Praktikas. Deshalb habe ich es als ersten Einstieg in das PJ ausgewählt, was auf jeden Fall eine sehr gute Entscheidung war.
Allgemeines:
Das Bayreuther Klinikum ist im Bereich Oberfranken neben Bamberg das größte KH, und für einen Großteil der umliegenden Landkreise auch der einzige Maximalversorger. Daher fande ich die Größe, die möglichen Fachrichtungen, die Patientenvielfalt und die Vorteile eines NICHT-Uniklinikums schon immer gute Argumente. Zudem ist Bayreuth eine tolle Stadt mit angenehmen 70 000 Einwohner, schönen Parks, gemütlichen Kneipen, gefühlt vielen Studenten (Möglichkeit sich eine WG zu suchen), einer kleinen Altstadt mit Fußgängerzone, das Fichtelgebirge in 15min mit dem Auto erreichbar, die fränkische Schweiz gleich nebenan usw...
Mein halbes Innere-Tertial habe ich in je vier Wochen Nephro und Notaufnahme geteilt. Grundsätzlich gilt: Hier gibt es kein Überangebot an PJlern und keine strikten Regeln, weshalb Rotationen nach Absprache mit den anderen PJler immer möglich sind. Die Nephrostation ist sicher nicht die schönste und beste im Haus, aber an sich sehr zu empfehlen. Jeder Patient mit irgendwelchen Nierenproblem, kommt auf diese Station: das hat zur Folge, dass man sowohl kardiologische, endokrinologische, einige Gastro und rheumatologische Patienten zu sehen bekommt. Der Chefarzt ist Rheumatologe und Nephrologe und für mich ein Halbgott in weiß. Unheimliches Fachwissen, super lieb und nett, angenehmer und sehr zugänglicher Mensch. Er begrüßt einen am ersten Tag und hält mittwochs eine Visite ab, die sehr sehr lehrreich ist. Hier muss man als PJler einen seiner Patienten vorstellen und dazu Fragen beantworten-klingt stressig, ist aber durch seine angenehme Art kein Problem und man lernt dabei strukturiert zu denken und arbeiten.
Denn insgesamt sind es teils sehr komplexe Krankheitsbilder/multimorbide Patienten, bei denen sich jeder "Innerebegeisterte" voll auslassen kann. Wie erwähnt, bekommt man als PJler selbst 2 oder 3 eigene Patienten, die man visitiert, zu Untersuchungen begleitet, sich Therapien überlegt und schließlich mit dem Oberarzt bespricht. Insgesamt sehr gutes Konzept, da auch der zugehörige Oberarzt sehr nett ist. Blutentnahmen werden zu ca. 80% von einer Helferin übernommen, alle weiteren habe ich sogar als nette Abwechslung empfunden.
Leider ist das Verhältnis zur Pflege katastrophal. Sehr gestresste Schwestern, die auch untereinander nicht das beste Verhältnis haben, versüßen einem nicht unbedingt das "Erlebnis"-PJ. Desweiteren gab es für mich auch nur durchschnittlich viel zu tun, weshalb ich regelmäßig um 15 Uhr nach Hause gegangen bin. Verhältnis unter den Assistenten war gut. Noch zu erwähnen ist, dass es eine eigene Ultraschallabteilung der Nephro gibt, wo ich ebenfalls häufig zugegen war, um zu üben. Insgesamt habe ich die vier Wochen als guten Zeitraum für die Station empfunden und konnte so etwas Licht ins Dunkle der nephrologischen und rheumatologischen Krankheitsbilder bringen.
Danach bin ich in die Notaufnahme gewechselt. Vorab: Hier habe ich bereits Praktika verbracht und kannte den groben Ablauf. Dieser ist sicherlich für "Neulinge" nicht gleich klar, weshalb ich mir den Einstieg etwas schwer vorstellen kann. Persönlich ist Notaufnahme, und speziell diese, immer ein Highlight für mich. Als interdisziplinäre Einrichtung, einziger Maximalversorger, die Anbindung an den Bayreuther Hubschrauber, die recht modernen Räumlichkeiten und kompetentes Pflegepersonal kann man hier viel sehen und lernen. Sicherlich gehört etwas notfallmedizinische Erfahrung dazu, um richtig davon zu profitieren und sich auch einbringen zu können, aber ein Lerneffekt ist garantiert. Meist sind zwei Oberärzte und zwei Assistenten vor Ort, mit denen man gesichtete Patienten bespricht und bei schwereren Fällen gemeinsam Patienten betreut. Die komplette Aufnahme und orientierende Ultraschalluntersuchungen macht man selbstständig (Vorkenntnisse sollten aber vorhanden sein). Schockraumpatienten (internistisch am Tag so geschätzte ?!drei?!) kann man je nach Kenntnisstand und vorhandenem Personal mit versorgen.
Ich kann es nur empfehlen, auch wenn es sicherlich ein paar Nachteile in der Organisation und den anfangs unklaren Abläufen gibt. Es wird hier versucht sehr professionell zu Arbeiten, was sicher nicht immer hundert Prozent gelingt.
Abschließend finde ich die Gemeinschaft mit anderen PJlern einen weiteren Pluspunkt. Man trifft sich regelmäßig zum gemeinsamen Mittagessen, beim meist wöchentlichen PJ Unterricht und der Röntgenfortbildung, was die Zeit sehr angenehm gestaltet. Ich möchte bewusst etwas Werbung für das PJ hier machen, habe gleichzeitig aber auch alle negativen Aspekte genannt. Also, wer ein gutes Innere Tertial verbringen möchte, dem kann ich nur dazu raten.