PJ-Tertial Chirurgie in Bodden-Kliniken (11/2018 bis 2/2019)
Station(en)
Allgemein-/Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Herausragendes Tertial! Absoluter Jackpot an diesem Krankenhaus einen Platz zu bekommen (leider immer nur 1 Platz pro Tertial). Jeden Tag gerne hingegangen.
Vorweg:
Das war mein erstes Tertial, sodass ich noch keinen direkten Vergleich habe.
Vor dem Tertial hatte ich keinerlei Interesse an der Chirurgie und nach durchweg schlechten Blockpraktika in den chirurgischen Fächern an der Uni auch absolut keine Lust auf das Tertial.
Das hat sich nach den vier Monaten ins absolute Gegenteil verkehrt.
Also allen, die mit der Chirurgie hadern, sei dieses Krankenhaus wärmstens empfohlen (gerade auch zurückhaltenden Nicht-Chirurgen-Typen)
Es gibt zwei chirurgische Fachbereiche, auf die man rotieren kann: Allgemein-/Viszeralchirurgie und Unfallchirurgie/Orthopädie. Zwischendurch konnte ich auf eigenen Wunsch noch eine Woche in der Anästhesie verbringen.
Rückblickend wäre ich gerne zuerst zu den Unfallchirurgen gegangen, v.a. da dort ein sehr engagierter junger Assistenzarzt sich immer wieder Zeit genommen hat, Röntgenbilder, Krankheitsbilder oder Anordnungen durchzusprechen und mit alltäglichen Routine-Aufgaben (EKs anhängen, Drainagen ziehen, Kurven führen etc.) sogar auf mich gewartet hat bis ich aus dem OP kam. Das war auch fürs Mündliche absolut spitze.
Als einziger PJler assistiert man jeden Tag bei mehreren OPs
Ablauf:
- 7.00 Visite
- 7.30 gemeinsame Besprechung
- ab 8.00 OP-Programm
- wenn nicht OP entweder Stationsarbeit(Blutabnehmen, Flexülen legen, Aufklärungen, Aufnahmen, Briefe, Reha-Anträge)oder Sprechstunde oder Notaufnahme
- v.a. Notaufnahme ist empfehlenswert – hierfür ist immer der jeweils diensthabende Arzt zuständig
- 15.15 gemeinsame Nachmittagsbesprechung (dienstags davor Tumorkonferenz)
Pro
- viel Nähen: in der Viszeralchirurgie darf man nach laparoskopischen Eingriffen eigentlich immer zunähen, bei den Unfallchirurgen immer knoten, in der Notaufnahme oft Platzwunden nähen
- kleinere Exzisionen darf man selbständig machen, ggf. auch Materialentfernungen
- super OP-Personal – freundlich, geduldig, hilfsbereit
- sehr nettes Pflegepersonal – oft gemeinsames Frühstücken
- absolut freundliche, nette, unkomplizierte Ärzte, alle extrem bemüht, angenehmer Umgang mit PJlern
Kontra
- Kleines Haus – für jemanden, der sehr Chirurgie-interessiert ist vielleicht zu geringes OP-Spektrum
- keine (strukturierte) Lehre (nach mehrfachem Nachfragen wurde es mir unangenehm weiter darum zu bitten) – im OP gibt es Erklärungen und wenn man vehementer nachfragen würde sehr wahrscheinlich sogar noch ausführlicher, wenn man aber eher zurückhaltend ist, ist das manchmal schwierig (weiß nicht, ob mir das als Desinteresse ausgelegt wurde). Ich habe mir dann meistens am Tag vor den OPs die Eingriffe bei Youtube oder auf Sectio chirurgica angeschaut, um die OP-Schritte nachvollziehen zu können, dann macht Assistenz auch Spaß
- angespannte personelle Situation: manchmal schwierig mit in die Sprechstunde/Notaufnahme zu gehen, weil im OP eingeteilt (vor allem natürlich f. Assistenzärzte schwierig)
- Lästereien (jeweils der einen über die andere chirurgische Abteilung – gibt’s in jedem Krankenhaus, fand ich aber manchmal sehr nervig vor allem da es zwei eigentlich eng zusammenarbeitende und kleine Abteilungen sind)
Fazit:
Super Tertial! Würde ich jederzeit nochmal machen und alle Kommilitonen, denen ich davon berichtet habe, waren neidisch. Also insgesamt sehr zu empfehlen (die Kontrapunkte sind absolute Kleinigkeiten)