Der Notenbeurteilung bezieht sich ausdrücklich auf die Rotation in den Stationen 1a und 3c. Im Rahmen des chirurgischen Tertials ist allerdings auch vorgesehen, mindestens ein Monat auf den orthopädisch-unfallchirurgischen Stationen 1b und 1c zu verbringen. Durch geschickte Wahl der Studien- und Urlaubstage lässt sich diese Zeit aber minimieren.
Die Parkklinik Weißensee ist ein eher kleines dafür familiäres Krankenhaus im nördlichen Berliner Stadtbezirk Pankow.
Organisation: Anmeldung über PJ-Portal, die PJ-Angelegenheiten vor Ort wurden unkompliziert von Fr. Gogoll geregelt, man erhält Schlüssel für die Stationen und den Wäscheraum und Zugangscodes für Umkleiden, OP und das KIS. Eigene Spinde in den Umkleiden im Keller gibt es für PJler leider nicht, aber im Ärztezimmer wird dafür immer irgendwo Platz freigeräumt.
Station 1a: hier befinden sich vor allem die Patienten des Darmzentrums, d.h. viele Patienten mit kolorektalen Karzinomen, außerdem Patienten mit Sigmadivertikulitis, Chole(zysto/docho)lithiasis, Appendizitis, Leber-RF, Struma,...
Station 3c: hier sind hauptsächlich Patienten des Hernienzentrums und Patienten mit sonstigen "kleineren" Eingriffen, v.a. Leistenhernien, Nabel- und Narbenhernien, große Bauchwanddefekte, Hiatushernien, Abszesse, Pilonidalsinus,...
OPs: Dementsprechend natürlich viele Darmkrebs- und Hernien-OPs, abgesehen davon gab es ein buntes Spektrum an OPs: Appendektomien, laparoskopische/transvaginale Cholezystekomien, (Hemi)thyroidektomien, Whipple-OP, Leber-Metastasen-OPs, Splenektomie, explorative Laparotomien, proktologische OPs, Port-Anlagen,...
Im OP ist man in der Regel die zweite Assistenz, hält also Haken, Sauger, Fadenschere usw. Die Stimmung im OP ist im Allgemeinen außerordentlich gut und entspannt, niemand ist sich zu schade Dinge zu erklären, es wird viel gescherzt und häufig lässt es die Zeit zu und man darf die Hautnaht durchführen, Tackern oder vor der OP den DK legen.
Team: Von den Assistenz- und Fachärzt*Innen über die Oberärzte/In bishin zum Chefarzt ein wirklich einzigartiges Team. Hier herrscht kein großes Hierarchiedenken, der Umgang miteinander ist geprägt von Respekt und Freundlichkeit und der Spaß kommt dabei auf keinen Fall zu kurz. Man wird schnell in das Team integriert, bekommt viel erklärt und gezeigt und darf schnell auch selbstständig Tätigkeiten (Aufnahmen, Untersuchungen, Wundvorsorgungen, Drainagenzug,...) durchführen, muss das aber nicht machen. Vor allem die Assistenz- und Fachärzt*Innen mit denen man auf Station naturgemäß am meisten zu tun hat sind ausnahmslos klasse und nehmen einen gerne ins Team auf, wenn man Interesse und Begeisterung zeigt.
Lehre: Wie schon erwähnt lernt man sehr viel auf Station durch die Assistenzärzt*Innen, die sich in einer ruhigen Minute gerne mal die Zeit nehmen um etwas zu erklären oder zu zeigen (wie z.B. Ultraschall). Ein absolutes Highlight waren jedoch die wöchentlich (!) stattfindenden Seminare von Chefarzt Dr. Arlt persönlich. In jeweils ca. 1,5-2 Stunden wurden dabei alle wichtigen viszeralchirurgischen Themen auf einem Niveau durchbesprochen, das gut fürs mündliche Examen vorbereitete. Auf Themen-Wünsche von uns PJlern wurde dabei auch eingegangen.
Ablauf: Start um 7 Uhr mit Übergabe auf Station, 7:30 Röntgenbesprechung, danach normale Morgenbesprechung; hier tragen sich die PJler für die anstehenden OPs ein; danach entweder Assistenz im OP oder Stationsarbeit mit Visite, Blutentnahmen, Zugänge legen, danach meistens Frühstück mit dem Pflegepersonal und dann folgt die Aufnahme der vorstationären Patienten. Um die Mittagszeit meist gemeinsames Essen gehen, danach kollektives Kaffeetrinken. Auf Station werden im Anschluss noch restliche Stationsarbeiten erledigt, um 15 Uhr bzw. am Mi. und Fr. 14:30 Nachmittagsbesprechung, wenn danach nicht mehr viel zu tun ist, darf man auch mal etwas früher gehen.
Erwähnenswert ist außerdem noch, dass man sich in der Regel darum kümmert, dass die PJ-OP-Assistenz ausgelöst wird, wenn die OP länger als 15:30 dauert.
Jeden Dienstag und zweiten Mittwoch hat die Allgemeinchirurgie langen Saal, d.h. die OP-Zeit geht in den Abend hinein. An diesen Tagen wird von den PJlern gewünscht, dass einer erst gegen Mittag kommt und dafür länger bleibt (12:30 - max. 21 Uhr)
Unfall/Ortho: Wie oben erwähnt muss man auch hier her rotieren. Von guter Lehre und Respekt/Freundlichkeit gegenüber hält man hier weniger, wobei es glücklicherweise auch Ausnahmen gibt. Die Stationsaufgaben bestehen hier in erster Linie im Blutabnehmen (oft viele Röhrchen), Zugänge legen und Briefe schreiben ohne wirkliche Anleitung. Schade ist auch, dass PJler fast ausschließlich für Knie- und Hüft- TEPs eingeteilt werden, bei denen man wenig lernt, wenig bis nichts erklärt wird, und im Fall der Hüft-TEPs nicht mal den OP-Situs einsieht. Man fühlt sich nicht wirklich als Teil des Teams, sondern eher als manchmal nützlicher Gegenstand, der halt auch im Arztzimmer ist... Positiv zu erwähnen sind die immerhin drei Seminare von Chefarzt Hauschild, der auch auf Themenwünsche eingegangen ist.
Fazit: Ich hatte in der Allgemeinchirurgie in der Parkklinik ein wirklich tolles Tertial, was in erster Linie an dem einzigarten Team, der Wertschätzung gegenüber PJlern und der guten Lehre lag. Auch für diejenigen, die nicht so Chirurgie-affin sind, eindeutig empfehlenswert!!