Ich war mir zunächst unsicher ob ich der Allgemeinchirurgie in Homburg eine Chance geben solle oder nicht. Ich hatte bis dato doch sehr zwiespältige Meinungen gehört.
Da ich aber die Unfallchirurgie schon absolviert hatte und auf die beiden anderen wählbaren Pflichtbereiche Herz-/Thoraxchirurgie und Neurochirurgie offen gestanden wegen der doch recht speziellen Charaktere die dort noch so arbeiten keine Lust hatte, habe ich mich dann doch für die Allgemeinchirurgie entschieden.
Um es kurz zusammenzufassen: Allgemeinchirurgie in Homburg war deutlich weniger furchtbar, als ich zunächst angenommen hatte. Ich war von der Sekretärin auf Station CA-02 eingeteilt worden. Dies stellte sich recht bald als Glücksgriff heraus, da das Team durchweg nett ist. Nach ein Paar Tagen der Eingewöhnung und des gegenseitigen "Beschnupperns" war man voll ins Team integriert.
Da die Station relativ klein ist (ca. 18 -20 Patienten) und auch nicht jeder Patient jeden Tag eine Laborkontrolle und neue Viggos bekommt hielten sich diese manchmal nervigen Routinetätigkeiten eigentlich auch in Grenzen.
Morgens um 07:30 startet die Allgemeinchirurgie ihre Visite. Diese dauert für alle Patienten zusammen maximal 30 Minuten. Danach gehts zur Frühbesprechung und anschließend starten die OPs. Sollte man nicht als PJler auf dem OP-Plan eingetragen sein, geht man dann auf Station und erledigt die Laborentnahmen etc. Auch das Schreiben von Arztbriefen und gelegentlich eine Terminabsprache mit z.B. der Adipositassprechstunde fällt in Euren Aufgabenbereich. Im Laufe des Arbeitstages kommen dann eigentlich immer Anrufe aus dem OP wenn noch ein helfende Hand benötigt wird.
Um 15:30 ist dann die Nachmittagsbesprechung mit den operierten Patienten vom Tage und eine Röntgenbesprechung der Patienten von Station und aus der Aufnahme. Anschließend ist einmal pro Woche noch eine interdisziplinäre Tumorkonferenz die eigentlich ganz interessant ist, aber für Studenten als optional gilt. Für gewöhnlich ist gegen 16 Uhr Feierabend. Immer Montags gibt es 2 Stunden PJ-Unterricht. Leider fällt dieser gelegentlich aus. Wenn er jedoch stattfindet war er bisher immer gut. Es gibt da einen rotierenden Plan der in Endlosschleife durchgezogen wird.
Zwischendrin erfährt man auch auf Station Lehre. Man soll z.B. Labore befunden und sich einen Plan für den Patienten überlegen der dann hinterher besprochen wird.
Im OP darf man eigentlich regelhaft am Ende zumindest irgendwas an- oder zunähen.
Die OP-Pflege war auch größtenteils zahm zu Studenten und enstprach auch eher nicht dem furchtbaren Ruf der der "klassischen OP-Schwester" so vorauseilt.
Es gibt die Möglichkeit Dienste zu absolvieren. Diese gehen dann entsprechend nach dem Arbeitstag los und enden am nächsten Morgen nach der Frühbesprechung. Man bekommt für die Dienste kein Geld aber 100% Freizeitausgleich. D.h. wenn man an einem Werktag Dienst macht, arbeitet man 16 Stunden länger als eigentlich notwendig. Man geht dann am nächsten Morgen nach Hause, hat da also 8 Stunden frei und hat dann noch einen ganzen Arbeitstag gut, den man sich dann irgendwann nehmen kann. Der freie Tag muss auch mit niemandem abgesprochen werden und wird einem ohne jede Diskussion gewährt.
Besonders lohnenswert sind dementsprechend 24 Stunden Dienst an einem Samstag, da man für den Sonntag keine 8 Stunden abgezogen bekommt und man dementsprechend 3 Tage frei nehmen kann. So kam es, dass ich die letzten 3 Wochen quasi Urlaub nehmen konnte ohne auch nur einen Tag von meinen kostbaren 30 Fehltagen nehmen musste.
Insgesamt kann man sagen:
-Nettes Team auf der CA-02
-Die Tage fühlen sich durch die teils langen OPs recht kurz an
- Angenehmes Maß an den klassischen "Studententätigkeiten"
- einzig der Chef der Abteilung scheint keinerlei Interesse an Lehre zu haben. Ich habe zweimal mit ihm am Tisch gestanden. Einmal habe ich 30 Minuten lang hinter ihm gestanden und unter seinem linken Arm hindurch einen Haken halten müssen. Er hat dabei keine 10cm Platz gemacht, damit ich auch an den Tisch konnte und wenigstens irgendwa sehen konnte. Das zweite mal hat mich sein leitender OA gefragt, ob ich kurz den Faden führen könnte. Sein Kommentar war nur ein scharfes "Nein, kann er nicht!".
Bewerbung
Der Platz für Chirurgie an der Uni war mir als homburger Student garantiert. Die Einteilung in welche Abteilung man genau kommt findet am ersten Tag des Tertials zusammen mit den Lehrbeauftragten in kleiner Runde statt und verläuft sehr unkompliziert. Die Auswahlmöglichkeit zwischen Unfallchirurgie, Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurgie, Herz/Thoraxchirurgie, Neurochirurgie, Kinderchirurgie und MKG-Chirurgie besteht, wobei von den "großen" Fächern (Unfall-, Allgemein-, HT- und Neurochirurgie) mindestens zwei für je 4 Wochen absolviert werden müssen.