Mein Chirurgie-Tertial habe ich im Klinikum Altenburger Land absolviert.
Der erste Tag ist gut strukturiert: man erledigt mit der Mitarbeitermanagerin Frau Götze die nötigen Formalien und wird mit Schlüssel, Transponder und Wäsche ausgestattet. Nach einem gemeinsamen Mittagessen wurde man sogar noch persönlich auf Station gebracht.
Während des Chirurgie-Tertials ist eine Rotation fest vorgesehen: man verbringt sowohl 7 Wochen auf der Orthopädie/Unfallchirurgie als auch auf der Allgemein-/Viszeral-/Gefäß- und Thoraxchirurgie. Zusätzlich wird man dann noch 2 Wochen in der Notaufnahme eingeteilt.
Tagesablauf Unfallchirurgie: Der Tag beginnt um 07:15 Uhr mit der Visite, welche typisch chirurgisch seeehr kurz gehalten wird. Aufgrund eines chronischen Mangels an Assistenzärzten, besteht danach die Aufgabe des PJlers darin, erstmal alle Anmeldungen und Entlassungsbriefe für den Tag abzuarbeiten.
Ca. 08:30 Uhr beginnt das OP-Programm. PJler sind fest mit eingeplant zum Haken halten (Absprache untereinander!). Es war eigentlich immer möglich in den OP zu gehen, wenn man etwas sehen wollte und wenn man wenig Lust auf OP hatte, wurde das auch akzeptiert.
Flexülen, Blutabnahmen und Verbände wurden vollständig von den Schwestern übernommen, weshalb der Lerneffekt in diesen Bereichen für mich ausblieb.
Nachmittags findet um ca. 15:15 Uhr nochmal eine Röntgenbesprechung statt. Danach konnte man heimgehen.
Tagesablauf AVCH: Auch hier beginnt der Tag mit Visite und anschließendem Briefe -Schreiben. Zusätzlich findet morgens noch eine Frühbesprechung statt, in der die OPs für den Tag verteilt werden. PJler werden hier selten fest in den OP-Plan mit eingeteilt, man wird eher irgendwann im Tagesverlauf angerufen, wenn noch ein Hakenhalter fehlt. (Aber auch hier war es jederzeit möglich, zu OPs die einen interessieren mit zu gehen.)
Flexülen, Blutabnahmen sowie Aufnahmen und teilweise auch Aufklärungen wurden auf Station durch die PJler erledigt. Wenn man die Verbandsschwester erwischte, konnte man auch bei Verbandswechseln (VAC-Verbände, Maden-Verbände) mit zu schauen.
Zwischenfazit:
Vorteil: Briefe schreiben & Aufnahmegespräche/-untersuchungen machen lernt man definitiv während des Tertials in Altenburg.
Contra: Was ich im Nachhinein etwas schade fand, war, dass man trotz zuvor bekundeten chirurgischen Interesses im OP-Saal nur sehr wenig machen durfte. Das Tätigkeitsfeld des PJlers ging seltenst über das stupide Haken halten hinaus. Auch eine „Ausbildung“ hinsichtlich Verbandswechseln fehlte völlig, obwohl dies zu den Grundfertigkeiten gehört, die man während des PJ lernen sollte. Auf Station wäre etwas mehr Lehre wünschenswert gewesen, in den eher knappen Visiten wurden Entscheidungen und Anordnungen kaum erklärt.
Absolutes Highlight während meines Tertials war die Zeit in der Notaufnahme: man bekommt durch das bunt gemischte Patienten-Klientel einen breit gefächerten Einblick in die verschiedensten chirurgischen Krankheitsbilder. Aufnahmen, Untersuchungen und Anmeldungen durfte man nach einer gewissen Einarbeitungszeit überwiegend selbstständig durchführen, was einen enormen Lerneffekt beinhaltet. Absolut empfehlenswert!!!
Im Klinikum herrscht eine lockere Atmosphäre und flache Hierarchie. Sowohl die Ärzte als auch das Pflegepersonal auf Station, im OP und in der Notaufnahme waren sehr freundlich. Die Zusammenarbeit habe ich als sehr gut empfunden, man konnte jederzeit Fragen stellen und es wurde einem gerne weiter geholfen.
Ein gemeinsames Mittagessen (für PJler kostenlos) nahm in der Chirurgie einen sehr hohen Stellenwert ein.
PJ-Unterricht: Einmal in der Woche finden dienstags ein PJ-Seminar und mittwochs ein EKG-Kurs statt. Beides ist aber leider während meines Aufenthalts oft ausgefallen.
Studientage: konnten in Absprache mit den anderen PJlern frei gewählt werden und sollten ca. 1 Woche im Voraus bei den Sekretärinnen angemeldet werden.
Wohnung & Gehalt: Als PJler bekommt man eine stattliche Aufwandentschädigung von 597 € pro Monat sowie ein kostenloses Mittagessen. Unter der Woche habe ich in der von der Klinik kostenlos zur Verfügung gestellten PJ-WG gewohnt. Diese ist zweckmäßig eingerichtet, liegt im Stadtteil Altenburg-Süd-Ost und ist damit ca. eine halbe Stunde Fußmarsch vom Klinikum entfernt. (Am besten sollte man sich ein Fahrrad mitnehmen.)
Für Studenten aus Leipzig besteht des Weiteren die Möglichkeit durch eine gute S-Bahn-Verbindung zu pendeln.
Insgesamt empfand ich das Tertial als lehrreich und überwiegend positiv. Es lohnt sich für jeden, der gewillt ist zu pendeln oder unter der Woche in Altenburg zu wohnen.