Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Ich habe jeweils ein halbes Tertial in der Allgemein- und Unfallchirurgie verbracht, man kann aber auch das ganze Tertial auf einer Station bleiben. Meiner Meinung nach reicht ein halbes aber locker auf jeder Abteilung, es ist definitiv spannender, zu wechseln.
Allgemeinchirurgie: Die Allgemeinchirurgie ist eine sehr kleine Abteilung, die nur aus 7 Ärzten besteht. Wir waren bis zu 2 KPJler und ggf. noch ein Famulant gleichzeitig. Die Aufgaben bestehen hauptsächlich aus Aufklärungen für Gastros/Colos oder CTs, die man gleich nach der Visite macht. Danach kann man sich aufteilen und in der Endoskopie oder der Ambulanz zuschauen, selbst machen kann man da allerdings nicht viel. Wenn OPs stattfinden, was nicht jeden Tag der Fall ist, wird meist ein Student zum Assistieren gebraucht. Wenn in der Akutaufnahme (so heißt die Notaufnahme hier) ein chirurgischer Patient kommt, wird man angerufen und kann diesen dann untersuchen, aufnehmen und sich Untersuchungen und Therapie überlegen, bevor man den Oberarzt anruft. Zeit zum Mittagessen ist eigentlich immer. Danach gibt es nochmal eine längere Visite und anschließend die Röntgenbesprechung. Meistens wird man anschließend (um 13:15) nach Hause geschickt. Vom Klima her ist es etwas angespannt in der Abteilung, weil eben so wenig Personal da ist. Zum Jahr 2020 geht der alte Primar in Rente, der Nachfolger ist auf jeden Fall ein Fortschritt und könnte die Lehre auch deutlich verbessern. Grundsätzlich ist das Personal, vor allem die Pflege sehr nett und auch die Ärzte sind zu den Studenten nicht unfreundlich, sie haben aber nur wenig Zeit und Interesse, einem etwas beizubringen. Für die Zeit, in der man während der Arbeit nichts zu tun hat, empfiehlt es sich, eventuell ein Fallbuch mitzubringen, um sich vielleicht schon mal ein bisschen aufs Examen vorzubereiten oder sonst etwas dazuzulernen.
Unfallchirurgie: In der Unfallchirurgie ist deutlich mehr los als bei den Allgemeinchirurgen. Hier gibt es auch je nach Saison bis zu 5 Studenten gleichzeitig. Nach der Morgenbesprechung ist man eigentlich den ganzen Tag in der Ambulanz, die aus 4 Behandlungsräumen besteht und kann sich dort anschauen was man möchte. Je nach Lage kann man auch mal Patienten untersuchen und zum Röntgen schicken, Zugänge legen und Patienten aufnehmen. Da im Sommer so viele Studenten und neue Turnusärzte da waren, kam man allerdings nicht oft dazu. Außerdem wird man regelmäßig im OP gebraucht, vor allem bei Knie und Hüft-TEPs. Die Chefin ist auf Handchirurgie spezialisiert, also finden auch relativ viele Hand-OPs statt. Trotzdem kann man meist um 14:00 gehen. Hier sind die Assistenz- und Turnusärzte sehr nett und auch bemüht, einem etwas zu erklären, während die Oberärzte einen außerhalb des OPs meist nicht weiter beachten, solange man sie nicht explizit anspricht.
Wer möchte, kann hier morgens vor der Frühbesprechung Blut abnehmen auf der Station, es kommt allerdings darauf an, wieviele Pflegeschüler gerade da sind und üben wollen.
Sonstiges: Man kann im Schwesternschülerwohnheim direkt angeschlossen an die Klinik wohnen. Dort gibt es Doppelzimmer, Einzelzimmer oder Kleinwohnungen mit Küche. Diese kosten monatlich 75, 125 oder 160€. Die Zimmer sind relativ neu, groß und sauber, außerdem hat jedes Zimmer einen Kühlschrank und ein Bad mit Dusche und WC. WLAN gibt es auch umsonst, allerdings kommt es auf die Lage des Zimmers auf dem Gang an, die hintersten haben so wenig Empfang, dass sich ein WLAN-Repeater lohnen würde. Die Zimmer werden wöchentlich geputzt, Bettwäsche und Handtücher sind vorhanden. Auf jedem Stockwerk gibt es eine Gemeinschaftsküche, diese ist genau wie die Küchen in den Kleinwohnungen kaum bestückt, man sollte also Kochutensilien, Geschirr und Besteck mitbringen. Am ersten Tag erhält man einen Universalschlüssel für die Klinik sowie eine Karte, mit der sich Türen und die Parkschranke öffnen und das Essen bezahlen lassen (alles gegen Kaution). Der Parkplatz ist umsonst. Kleidung bekommt man ab 3 Monaten Aufenthalt sogar personalisiert und aufs Zimmer gebracht (sonst holt man sich regelmäßig Nachschub in der Wäscherei). In der Klinik selbst gibt es einen Fitnessraum für Mitarbeiter, den man ebenfalls kostenlos benutzen kann. Monatlich verdient man 650€ (abzüglich knapp 100€ für die Krankenversicherung), zusätzlich kann man sich noch für OP-Bereitschaftsdienste eintragen. Die sind unter der Woche von 15:30-8:00, am Wochenende ganztägig. Dafür bekommt man 65 bzw. 100€ und muss sich dabei in 20-Minütiger Reichweite vom OP aufhalten und wird bei Bedarf am Handy angerufen, bezahlt wird man aber auch wenn man nicht angerufen wird. Wer aus Deutschland kommt, braucht außerdem ein österreichisches Konto, das kann man hier als Student zum Beispiel bei der Sparkasse umsonst abschließen.
Bewerbung: Es reicht, einfach eine Mail an die Sekretärin zu schicken, das hat bei mir auch noch ein halbes Jahr im Voraus geklappt. Manche von den PJlern hier haben sich über die Uni Wien auch noch in Österreich eingeschrieben, das habe ich zeitlich nicht mehr geschafft, war aber auch nicht nötig, Erasmus habe ich trotzdem bekommen.
Freizeit: Die Umgebung eignet sich perfekt zum Wandern, Fahrradfahren, Baden und genießen. Bad Ischl selbst ist überschaubar, man kommt überall zu Fuß hin. Ein Spar und ein Hofer sind ebenfalls in fußläufiger Reichweite. Trotzdem ist es sehr praktisch, mit dem Auto zu kommen, so hat man viel mehr Möglichkeiten für Ausflüge und Co.
Fazit: Wer Chirurgie nur als „Pflichtfach“ macht und ein entspanntes Tertial mit viel Freizeit verbringen möchte, ist in Ischl gut aufgehoben. Dabei muss man aber auch eventuelle Langeweile akzeptieren. Wer viel dazu lernen will und sich chirurgisch interessiert, sollte lieber nicht hierherkommen.