Es gibt zu Männedorf viele positive und zwei sehr negative Berichte: Die negativen sind nicht wirklich nachvollziehbar, also nicht davon abschrecken lassen!
Pro:
- Das Team, besonders die Assistenten, ist wirklich sehr, sehr nett und geben sich teilweise Mühe, uns coole Sachen zu zeigen! Jedoch starke Fluktuationen, da die Assistenten immer nur 1 oder 2 Jahre im Spital bleiben. In meiner Zeit haben 3 aufgehört und 2 neue angefangen.
- Es gibt super viele Belegärzte verschiedener Fachrichtungen, sodass man trotz des kleinen Spitals wirklich viele verschiedene Eingriffe (HNO, Uro, Plastische,...) sehen kann, falls man OP-interessiert ist!
- Die Lebensqualität am Zürisee ist sehr hoch, wenn man mit vielen PJs gleichzeitig da ist: Man findet immer jemanden, um etwas zu unternehmen, und hat nicht so viele Dienste. Ich würde empfehlen, wenn möglich, mit einem Auto anzureisen und auch ein Fahrrad mitzubringen!
- Die Dienste sind überhaupt nicht schlimm: Im Pickett unter der Woche wird man nicht oft angerufen (ich 3x während meiner Zeit, nur 1x mitten in der Nacht), und am Wochenende ist man auf der Notaufnahme, wo es im Allgemeinen eigentlich immer sehr nett und interessant ist. Für einen WE Dienst bekommt man 2 Kompensationstage!
- Der Arbeitsalltag ist recht entspannt wenn genug PJler da sind: Ein ausgiebiges Mittagessen ist meistens möglich, oft auch ein Nachmittagseis auf der Sonnenterasse. Wenn unsere PJ-Arbeit bis zum Rapport um 15:15 erledigt ist, kann man danach heimgehen und hat viel Freizeit! (Wenn wenige PJler da sind, ist es aber weniger entspannt, weil es passieren kann, dass man den ganzen Tag im OPs ist und danach noch die anderen Aufgaben erledigen muss.)
- Die Notaufnahme ist super für Leute mit wenig chirurgischer Erfahrung. Hier nimmt man dann am meisten mit. Wer schon viel Ahnung von Chirurgie hat, wird aber auch hier wenig Neues sehen.
Contra:
- Mein größter Kritikpunkt: Der Lerneffekt war bei mir eher gering. Ich hatte davor ein phänomenales Innere-Tertial was Teaching angeht, und wurde dann ziemlich desillusioniert in Männedorf, weil man schon eher als reiner Dienstleister/Hakenhalter angestellt wird. Unterricht gibt es keinen, die Assistenten sind zwar mega nett, viele aber auch selbst sehr frisch dort und haben wenig Erfahrung. Das eigene Büro ist zwar nett, aber man bekommt auch leider nicht wirklich "Stationsalltag" mit, weil man halt nicht so viel Zeit auf Station verbringt. Man läuft viel durchs Haus und nimmt Patienten auf verschiedenen Stationen auf, dokumentiert das dann im eigenen Büro, bereitet dort den Rapport vor und steht viel im OP (machen darf man dort aber sehr wenig). Auf Visite mitzugehen - wie ich es von meinen anderen Tertialen kannte - ist hier nicht so selbstverständlich, man muss sich schon sehr aktiv bemühen, von der Station etwas mitzubekommen.
- Der Interim-Chef der Chirurgie ist ein sehr spezieller Charakter, er macht im Röntgenrapport zwar manchmal "teaching" für alle Anwesenden, jedoch besteht das leider eher aus arrogantem Abfragen irgendwelcher Spezielfälle und Besonderheiten zur Selbstdarstellung des eigenen Wissens. Ebenso im OP, da hatte ich anfangs wirklich große Probleme und bin ungern in seine OPs gegangen, mit der Zeit lernt man aber, damit umzugehen. Insgesamt fluktuiert die Stimmung im OP auch stark, abhängig vom Operateur - manche sind super unterhaltsam, andere schweigen einen nur an.
Fazit: Wer ein schönes Sommertertial am See verbringen und Chirurgie hauptsächlich nur hinter sich bringen will, ist hier sehr gut aufgehoben. Wer großes Lernen, aktives Mitoperieren und Prüfungsvorbereitung erwartet, ist hier eher falsch. :)