Vorweg: Das PJ in der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie ist definitiv weiterzuempfehlen!
Ich bin als Externer ohne weiteren Bezug zur Stadt Bochum ans Knappschaftskrankenhaus gekommen und habe es nicht bereuht. Eine Wohnung (WG-Zimmer) habe ich mir selber organisiert. Insbesondere, wenn man Anästhesie machen möchte ist das PJ am KKB zu empfehlen, da der Chef PJler als potentiellen Nachwuchs sieht und viel Wert darauf legt diese gut einzuarbeiten und "fit zu machen". Das Team ist relativ jung (sowohl Ärzte als auch Pflegepersonal), die Hirarchien sind flach und das Arbeitsklima entsprechend hervorragend. Die technische und materielle Ausstattung ist ebenfalls auf eher hohem Niveau. So hat z.B. jeder OP-Saal eine Perseus mit digitaler Protokollierung. Grundsätzlich hat das KKB eine recht große neurochirurgie, was sich entsprechend in der Anästhesie und Intensivmedizin wiederspiegelt. Aber auch eine Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie und MKG sind vorhanden. Was fehlt sind z.B. gynäkologische (inkl. Geburtshilfe) oder urologische Eingriffe.
Für die PJler gibt es eine feste Rotation: 1 Monat OP, 1 Monat Intensiv, 1 Monat Prämed und DSA (je 2 Wochen im Wechsel) und 1 Monat Wahlmonat. Man hat jede 2. Woche einen Studientag und muss jede 2. Woche einen Dienst machen, wofür es Freizeitausgleich am nächsten Tag gibt. Effektiv hat man also jede Woche 1x frei. Der Dienst geht offiziell bis 24 Uhr - allerdings ist es einem selbst überlassen wie lange man dort bleibt oder ob man nach Hause geht. Ich war nie länger als 20 - 21 Uhr dort und dann war es meistens auch recht interessant.
Mittwochs gibt es ab 11 Uhr PJ-Unterricht mit Radiologie, EKG-Kurs und PJ-Seminar. In der radiologischen Fortbildung werden meist Befunde besprochen. Der EKG-Kurs ist sehr strukturiert und lehrreich. Das PJ-Seminar ist zT sehr komplex und übermäßig ins Detail gehend. Die Fortbildungen waren Pflicht und wurden mit Unterschrift kontrolliert. Mittagessen war täglich möglich allerdings realtiv teuer.
Zum OP (ich war 6 Wochen im OP):
Die PJler (und Famulanten) werden auf die jeweiligen Säle aufgeteilt und sind für den Tag entsprechend einem Anästhesisten/einer Anästhesistin zugeteilt. Hierbei darf man meistens die gesamte Einleitung unter Supervision machen. Sprich: Zunächst der Pflege helfen (Zugang legen, Monitoring anschließen etc.), Präoxygenieren, Dosierungen ansagen, Maskenbeatmung, Intubation (auch C-Mac, nasale ITN, RSI - je nach Patient und Anästhesist/In), Einstellen der Beatmung, Legen der Magensonde, Legen des Ösophagusstethoskops, ggf. Legen der Arterie oder des ZVKs und Dokumentation... Dabei hatte man nie das Gefühl überfordert zu sein. Es war stets sehr kontrolliert und man war jederzeit unter guter Supervision. Auch die Zusammenarbeit mit der Pflege war hierbei stets sehr positiv und hilfreich. Grundsätzlich war man den ganzen Tag in einem Saal und ist nicht zwischen den Einleitungen gesprungen. Natürlich hatte man somit insgesamt weniger Einleitungen, wurde aber mehr in die Routine eingearbeitet (Dokumentation, Narkoseführung etc.). Später hat man dann auch Pausenauslösungen gemacht.
Die Besonderheiten der OP-Sälen:
Neurochirurgie: große Einleitungen, meist mit ZVK und Arterie aber insg. weniger OPs
MKG: z.T. schwierige Atemwege, häufig nasale Intubationen
Unfallchirurgie: Regionalanästhesie.
Augenheilkunde: Analgosedierung
Zur Intensivstation (ich war 6 Wochen auf Intensiv):
Man hat einen eigenen Zugang zum Kliniksystem und kann somit relativ gut mitarbeiten. Nach der Übergabe und der Visite mit dem Oberarzt/der Oberärztin stehen die einzelnen Tagesziele fest. Man unterstützt dann die Assistenten/Innen. Typische Aufgaben sind hierbei Blutentnahmen, Blutkulturen abnehmen, PiCCO messen, Rehas anmelden... Im Verlauf bekommt man auch "seine" Patienten, die man dann untersucht und bei denen man den Untersuchungsbefund dokumentiert und potentielle Probleme herausarbeitet. Die Lehre auf der Intensivstation ist durch die sehr motivierten Ober- und Fach-/Assistenzärzte/Innen sehr gut, sodass man sehr viel mitgenommen hat. Auch praktische Tätigkeiten, wie z.B. ZVK, Arterie, PiCCO, Sheldon legen kamen nicht zu kurz und konnten je nach Patient und diensthabendem Anästhesist unter Supervision durchgeführt werden. Man hatte nie das Gefühl überflüssig zu sein und die Mitarbeit wurde von den Ärzten geschätzt. Auch der Kontakt und die Zusammenarbeit mit der Pflege war sehr gut!
Zur Prämed (2 Wochen):
Hier führt man die Aufklärungen und Prämedikationsgespräche selbstständig durch - ebenfalls stets unter Supervision. Man lernt somit den Prämed-Bogen und die Besonderheiten und Schwerpunkte der Prämedikation kennen. Parallel lernt man auch etwas über die Schmerzmedizin und begleitet die Schmerzvisite. Zudem kann man (auch zu jedem anderen Zeitpunkt der Rotation) freiwillig auf dem NEF mitfahren.
Zur DSA (2 Wochen):
Hier werden die Narkosen für die interventionelle Radiologie begleitet. Der Vorteil ist, dass man meistens mit einem Fach- oder Oberarzt zusammen ist und man entprechend viel lernt. Zudem kommen immer mal wieder Notfallpatienten (meist Schlaganfall), bei denen man die Möglichkeit hat eine RSI durchzuführen.
Zum NEF (je nach Dienstplan):
Man kann freiwillig auf dem NEF mitfahren. Lediglich um Schuhe muss man sich selber kümmern. Man muss sich in den Dienstplan eintragen lassen und kann dann den Anästhesisten bei seinem Dienst auf dem NEF begleiten. Da die NEF-Dienste 24 Stunden sind, kann man als PJler so lange bleiben wie man möchte und sich das NEF fahren als Dienst anrechnen lassen.
Zusätzlich geht man nach Möglichkeit mit in den Schockraum und begleitet das innerklinische Notfallteam, welches durch die Intensivstation gestellt wird.