Arbeitsalltag:
Der Arbeitsalltag ist von Montag bis Freitag ca. 07:30 bis ca. 18:30 Uhr, zusätzlich hat man auf den Stationen jeden 2. Samstag Dienst und muss morgens die Visite machen und dann die Station übergeben. Ein Assistenzarzt hatte einen PJler an der Seite und zusammen hat man ca. 12 Patienten betreut. Unter der Woche ist man (sehr Assistenzarzt-abhängig) viel mit administrativen Aufgaben beschäftigt gewesen. Aufgabenfeld: Visiteneinträge schreiben, Konsile anmelden und wegfaxen, diverse Ausdrucke von Labor und Untersuchungsbefunden ausdrucken und an die entsprechende Stelle in der Akte einheften. Außerdem hat man als Unterassistent (PJler) die Aufnahmen der Station gemacht und im Anschluss mit dem Oberarzt besprochen. Insgesamt unter der Woche sehr geringer Lerneffekt. Zusätzlich wenig praktisches Arbeiten, da in der Schweiz die Assistenzärzte selber kaum praktisch alleine arbeiten und man als Student hintenansteht (maximal eine BGA oder mal supervisiert Sono-Abdomen). Am Samstag haben wir alleine Visite gemacht, durften Medikamente anordnen etc. Bei Fragen konnte man immer den Diensthabenden Oberarzt anrufen. Von den Samstagen habe ich tendenziell am meisten mitgenommen (vor allem eigenständig Entscheidungen treffen und umsetzen), allerdings war halt jedes 2. Wochenende damit sehr kurz.
Wir durften Rotationswünsche an die Sekretärin wenden, jedoch wurden diese so gut wie nicht berücksichtigt. Eine 3-wöchige Rotation auf die Notfalllaufnahme war vorgesehen, davon 7 Tage am Stück Tagdienst, dann 3 Tage frei und dann 7 Nachtdienste. Hier konnte man je nach Engagement recht eigenständig Patienten betreuen und die in Rücksprache mit dem Oberarzt behandeln. Je nach Assistenzarzt wurde es aber auch als selbstverständlich angesehen, dass man daneben steht, während der Assistenzarzt Anamnese macht und es anschließend für ihn in den Computer eintippt. Dennoch hier definitiv am spannendsten!
Organisation:
Bewerbung ca. 2,5 Jahre im Voraus problemlos über die Sekretärin. Ich wollte gerne kurzfristig meinen Vertrag kürzen, das war jedoch nicht mehr möglich. Daher am besten frühzeitig überlegen, ob man am Ende Urlaubstage einplanen möchte und die Details mit dem LPA klären. Gehalt ca. 1250 CHF, davon bleiben nach Abzug von Steuern und Zimmer im Personalwohnhaus ca. 800 CHF übrig. Kein Wochenend- oder Nachtzuschlag.
Freizeit:
Sehr hübsche Natur um Luzern mit Seen und Bergen in der Nähe. Luzern als Stadt hatte viele Kultur- und Musikfestivals. Insgesamt hat man aber doch den Großteil seiner Zeit im Krankenhaus verbracht und auch die Wochenenden waren durch die Samstagsdienste nicht sehr zahlreich. Das hohe Kostenniveau der Schweiz ist nicht zu unterschätzen. Im Endeffekt ist man, ohne sich viel zu leisten, ohne Gewinn nach Hause gefahren.
Fazit:
Ich fand das Klima gegenüber den deutschen PJ-Studenten im Kantonspital nicht so nett. Auch wenn auf persönlicher Ebene in der Regel alle Ärzte sehr freundlich waren, war man doch bezahlte Arbeitskraft und es war durch die Bezahlung legitim, einem ohne schlechtes Gewissen überdurchschnittlich viele nicht-ärztliche Aufgaben anzuvertrauen und die Sachen aufzudrücken, auf die die Ärzte keine Lust hatten.
Ich würde es nicht wiederholen. Die PJler in den kleineren Fächern waren aber zufrieden.
Zur Anmerkung: Es wurde Ende September 2019 ein neues Computersystem eingeführt. Ich selber habe es nur eine Woche erlebt, aber ich denke, es wird in Zukunft zumindest das Faxen ersetzen...