Was soll ich sagen, Unfallchirurgie in Homburg war der mit Abstand schlechteste Abschnitt im ganzen PJ. Und das nicht, weil ich dem Fach nichts abgewinnen könnte oder unmotiviert war. Im Gegenteil, ich hatte vorher nicht völlig ausgeschlossen, in diese Richtung zu gehen und hätte gerne in der Zeit zumindest einige Grundlagen mitgenommen. Es läuft so ab, dass man morgens bei den Visiten einfach nur mitläuft, irgendetwas zu einem Patienten erklärt wurde mir bzw. meinen Kommilitonen nicht ein einziges Mal. Man wird einfach komplett ignoriert... Wobei das stimmt nicht ganz: Wenn einem der Ärzte während der Visite einfällt, dass ein Patient ja noch eine dringende Blutentnahme braucht, dann schaut er sich um und entdeckt den PJler, der dann von der Visite abgezogen wird und Blut abnehmen darf. Tatsächlich ist das sowieso die Haupttätigkeit der PJler in der Unfallchirurgie. Hätte ich ja auch prinzipiell kein Problem mit, wenn einem das wenigstens ein bisschen gedankt wird und man dafür ab und zu mal was erklärt bekommt. Tjoa, bei den OPs hängt es natürlich immer davon ab, wer sie macht. Ich war in sehr vielen OPs dabei, aber selbst von den erklärungsfreudigsten Unfallchirurgen bekommt man höchstens mal eine paar kurze Erklärungen. Fragen werden meistens sehr kurz beantwortet. Es gab zig OPs, wo ich mehrere Stunden einfach nur einen Fuß hochgehalten habe, ohne dass irgendjemand mal was zu mir sagt außer irgendwelche neuen Anweisungen. Gerade wenn man keine Vorerfahrung mit dem Fach hat, wäre es unheimlich hilfreich, wenn zu Beginn der Arzt von sich aus kurz den Ablauf erklärt und mal ein bisschen erläutert, was er tut. Dass sowas durchaus möglich ist, sieht man in den anderen chirurgischen Abteilungen hier, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Auch selbst machen darf man eigentlich nur dann etwas, wenn man es schon vorher gemacht hat... jemand ohne chirurgische Vorerfahrung darf also im Grund nichts Aktives machen. Wäre ja auch zu mühsam, wenn man ihm das erst selbst beibringen müsste.
Empfehlen kann ich das PJ in der Unfallchirurgie nur zwei Gruppen: Die, die ohnehin schon viel über das Fach wissen und dann in OPs Spezialfragen stellen können und auch selbst zB nähen können. Und die, die gar keine Lust auf Chirurgie haben, können versuchen, in einem Monat dahinzugehen, wo viele andere PJler oder Famulanten da sind, dann kann man sich die OPs mit etwas Glück aufteilen. Wobei das die Unfallchirurgen versuchen zu verhindern, indem sie auch auf völlig sinnlose OPs, bei denen gar kein 2./3.Assistent gebraucht wird, spätnachmittags einen PJler mit draufschreiben. Dann wartet man bis spätnachmittags, geht zur OP, um dann zu hören, dass man gar nicht benötigt wird. Und dadurch kann man dann nichtmal in die chirurgische Notaufnahme oder Ambulanz, wo man vielleicht sogar wirklich mal was lernen könnte. Naja, also ich war wirklich sehr enttäuscht, zumal es im Blockpraktikum so aussah, als ob man sich dort um die Lehre bemüht.