PJ-Tertial Kinderchirurgie in Universitaetsklinikum Hamburg-Eppendorf (7/2019 bis 10/2019)

Station(en)
K2a
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Mein Wahlfach und in Summe ein insgesamt anständiges Tertial in einem netten Team mit einigen strukturellen Abstrichen. Chirurgen-Allüren gibt es hier keine und man wird weder im OP verheizt noch als Dummy für undankbare Tätigkeiten eingespannt. Als Chirurgie-Rotation ist die Kinderchirurgie sicherlich große Klasse, aber als Wahlfach war ich doch etwas enttäuscht. Für 4 Monate ist die Abteilung einfach zu klein, insbesondere wenn noch andere Studenten da sind, und es gibt keine wirkliche Lehre.


==== Pros: ====

- Tätigkeiten sind das selbstständige Aufnehmen von Kindern in der Notaufnahme, OP-Assistenz, Aushelfen auf Station und Zuschauen in den zahlreichen Sprechstunden. Das ist vielseitig und man kann täglich neu schauen, wo man hingehen möchte.

- Am meisten begeistert hat mich die Arbeit in der ZNA. Hier kann man wirklich selbstständig arbeiten, bekommt unmittelbares Feedback, lernt die Kinder rasch einzuschätzen und das selbstständige Arbeiten wird einem spürbar gedankt.

- Undankbare Tätigkeiten, Botengänge und dergleichen sind hier eine absolute Seltenheit.

- Die Arbeit mit den Kindern macht viel Spaß und mit fortschreitender Tertialdauer wird man von vielen Assistenzärzten zunehmend freier Werkeln gelassen. Ich hatte im Vorfeld des Tertials Bedenken, dass die Kinder wie im Studium womöglich sehr stark von Ärzten und Pflege „abgeschirmt“ werden könnten. Das hat sich kaum bestätigt, man kann hier oft wirklich an und mit den kleinen Patienten arbeiten! Bei manchen Ärzten bleibt man aber leider auch über Monate reiner Zuschauer und Anreicher, so dass sich öfters sehr befriedigende mit völlig unbefriedigenden Tagen abgewechselt haben.

- Am Tertialende gab es einen Laparoskopiekurs, der war große Klasse!

- Der Kontakt zur Pflege war auffallend angenehm.


==== Cons: ====

- Ich hatte das Gefühl, dass teilweise eine etwas merkwürdige Erwartungshaltung gegenüber Studenten vorherrscht und man schnell in die Situation gerät, sich für angebliches Desinteresse oder Mangelmotivation rechtfertigen zu müssen. Beispielsweise lag das Tertial inmitten der Sommerferien, hierdurch ergab sich eine Patientenflaute. Früher nach Hause geschickt wird man nie. Stattdessen werden einem Dumping-Vorschläge zum Zeitvertreib serviert, für die man besser überschwingliche Ekstase zeigen sollte. Hier hätte ich mir etwas mehr Verständnis gewünscht, dass es als PJler nicht befriedigend ist, zum Zuschauen aus dem Off für eine bereits laufende 15-minütige Leisten-OP in den OP zu rennen, die man schon 10 x assistiert hat. Auch wird einem andauernd nahegelegt, zur Beschäftigung doch in eine der oberärztlichen Sprechstunden zu gehen. Das war zwar immer ganz nett, beschränkte sich aber auf rein passives Zuschauen und weckte dann spätestens beim dritten Mal auch keine Begeisterungsstürme mehr.

- Auf Station will und soll man eigene Patienten übernehmen. Da es aber zwei Stationsärzte gibt, die auch im OP eingeteilt sind und sich mehrfach am Tag gegenseitig Patientenübergaben machen um die Arbeit des jeweils anderen fortsetzen, war es kaum möglich, bei “seinen” Patienten auf dem Laufenden zu bleiben. Somit beschränkte sich das “Übernehmen eigener Patienten” fast ausnahmslos darauf, sich in den Fall einzulesen, den Patienten am nächsten Tag mit dann bereits veralteten Informationen einem Oberarzt vorzustellen, spontan in den OP gerufen zu werden und bei Rückkehr festzustellen, dass der eigene Patient zwischenzeitlich entlassen wurde. Wenn der Oberarzt selbst operierte, entfiel die Vorstellung regelmäßig auch ganz und der Spaß war komplett für die Katz. Das empfand ich als unbefriedigend und demotivierend und habe mich dann auch irgendwann nicht mehr um „eigene Patienten“ gerissen, was wiederum negativ aufgefasst wurde.

- Gegen Tertialende wurde ein Zwischendienst eingeführt, welcher als Springer insbesondere die Notaufnahme mitversorgen soll. Da es nur 2 chirurgische Untersuchungsräume gibt, war es ab da nur noch schwer möglich, selbst Patienten aufzunehmen und ich bin skeptisch, ob die Arbeit in der ZNA für zukünftige PJler noch in der Form möglich sein wird, wie sie es für mich war. Da gerade die ZNA das größte Plus im Tertial war, sehe ich das sehr kritisch!

- Ultraschall wird ausnahmslos von den Radiologen erledigt. Wer Kinder schallen möchte, geht hier leider komplett leer aus.

- Im OP kann man sich fast immer mit einwaschen und wird unregelmäßig auch eingeteilt. Selber machen kann man leider sehr wenig und Gelegenheit zum Nähen gab es auch kaum. Möglicherweise hätte ich mich da mehr ranschmeißen und vehement betteln können. Ich war was das angeht von meinem vorausgegangenen Chirurgie-Pflichttertial etwas ausgebrannt. Trotzdem hätte ich mir als Wahlfachstudent gewünscht, mich für eine schnöde Hautnaht nicht erst monatelang beweisen zu müssen.

- Zuletzt empfand ich es teilweise als schwierig, dass die Kinderchirurgen auch jederzeit in Rufbereitschaft für die Transplantationschirurgen stehen. Dort wird gerne der PJler vorgeschickt. Zum Ende des Tertials hin nahm das teils so ausufernde Züge ein, dass ich gefühlt jeden zweiten Tag für mehrere Stunden bei den Transplant-Chirurgen Haken halten musste. Die waren zwar immer sehr nett, aber ich habe dadurch sehr viel pädiatrischen PJ-Unterricht verpasst und teilweise kinderchirurgische Eingriffe, die mich deutlich mehr interessiert hätten. Außerdem war es so zeitweise auch kaum möglich, Präsenz bei den eigenen Oberärzten zu zeigen und die teaminterne Kommunikation scheint bisweilen doch etwas zu hakeln. Nachdem ich einen Tag bis nach 18 Uhr mit den Transplantationschirurgen in einer Leberrevision stand, wurde mir am Folgetag etwa von den Kinderchirurgien vorgeworfen, ich würde keine Präsenz zeigen und wäre nie da. Da fühlt man sich schonmal dezent verarscht.

- Kinderchirurgische Lehre gibt es faktisch nicht. Man kann zwar immer Fragen stellen und bekommt Dinge gezeigt und erklärt, aber Teaching im engeren Sinne findet keines statt. Bei der Visite und im OP zeigt keiner der Oberärzte spürbares Lehrinteresse. Der pädiatrische PJ-Unterricht war meist sehr gut, aber inhaltlich wenig relevant für die Kinderchirurgie. Manche Assistenten erklären gerne, andere gar nicht.
Bewerbung
2 Jahre im Voraus per Mail beim ltd. Oberarzt.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Nahtkurs
Bildgebung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Gipsanlage
Braunülen legen
Mitoperieren
Notaufnahme
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
6
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.67