Wo bekommt man recht kurzfristig noch einen PJ-Platz im Ausland und was ist zusätzlich gut bewertet auf PJ-Ranking? So sind eine Freundin und ich auf Taipei gestoßen und im Nachhinein unglaublich glücklich 2 Monate des Chirurgie Tertials dort verbracht zu haben. Die Uniklinik von Taipei (National Taiwan University Hospital) ist super modern, alle Ärzte hoch motiviert einem etwas beizubringen und in Taipei und Umgebung kann man echt viel unternehmen.
Zum Krankenhaus: Unser Tag hat immer gegen 8 begonnen, geblieben sind wir, je nach Interesse, bis 12 - 15 Uhr. Die Einteilung ist unglaublich gut organisiert. Wenn man möchte, kann man alle 2 Wochen die Abteilung wechseln, aber auch länger bleiben, falls das gewünscht ist. So habe ich die Kinder-, Plastische Chirurgie, das Team der Nierentransplantationen und den Spezialisten für Bariatrische Ops kennen gelernt. Der riesige Vorteil ist, dass man immer einem Arzt konkret zugeteilt ist und dieser dadurch super motiviert ist. Wir haben von jedem unserer Betreuer immer sofort die Handynummer bekommen, sodass uns oft schon am Vortag das OP-Programm für den nächsten Tag geschickt wurde oder alternativ Optionen bei Kollegen oder mit den einheimischen Studenten. PJ Unterricht gibt es nicht konkret, aber oft haben sich unsere Betreuer zwischen den OPs viel Zeit genommen, um Fälle detailliert durchzusprechen. Die taiwanesischen Studenten hatten teilweise ganz spannende Kurse, bei denen man sich auch jederzeit anschließen durfte. So sind wir z.B. mit zu einem laparoskopischen Training und Nahtkurs gegangen. Sprachlich gab es auch überhaupt kein Problem, obwohl wir beide ohne ein Wort Mandarin zu sprechen nach Taiwan gekommen sind. Alle Ärzte und Studenten sprechen ziemlich gut Englisch und sogar die Dokumentation ist auf Englisch. Nur in der Sprechstunde war es teilweise etwas schwer zu folgen, obwohl sich auch dort alle viel Mühe gegeben haben für uns zu übersetzen. Einziger Nachteil im Op ist, dass es unüblich ist, dass Studenten assistieren. Vereinzelt durften wir mal am Tisch stehen oder etwas nähen, aber das war eher die Ausnahme. Ein großer Vorteil wiederum war das tägliche kostenlose Essen, dass es im Optrakt gab.
Wohnung: Das Krankenhaus bietet Zimmer in der Alumnihall an, die zu Fuß 3 min entfernt ist. Das Ganze war uns mit ca 500 € pro Person und Monat jedoch zu teuer. Wir haben uns dann ein Airbnb in Ximen gemietet, was ein sehr beliebtes Viertel ist und von dem man mit U-Bikes (Fahrräder, die die Stadt stellt und die mit der Metrokarte für 20 cent pro halbe Stunde ausleihbar sind) in 15 min beim Krankenhaus ist. Freunde von uns haben auch in einer WG gewohnt, es gibt also echt viele Möglichkeiten.
Taipei: Einerseits spektakuläre Hochhäuser, moderne Cafes und Läden, andererseits kleine authentischen Garküchen, Nightmarkets und viele Tempel. Taipei ist sehr gegensätzlich, aber genau das macht die Stadt so spannend. Zusätzlich kann man in der Umgebung super wandern gehen, kleine Bergdörfer besichtigen und ist in 40 min mit der Bahn am Meer. Auch Ziele für Wochenendausflüge gibt es reichlich und die Ärzte im Krankenhaus geben einem gern mal einen Tag frei für ein verlängertes Wochenende.
Bewerbung
Wir haben uns 7 Monate vor Beginn des PJs Beworben und das war völlig ausgereichend. Ms. I-Wen Chang, die Verantwortliche des NTUH für ausländische Studenten, ist super nett und hilfsbereit. Teilweise antwortet sie nicht sofort, aber wenn man nochmal nachfragt klappt die Kommunikation eigentlich gut. Die Dokumente, die sie für die Bewerbung braucht, sind: Lebenslauf, Kopie des Ausweises, Reiseversicherungsbestätigung und ein Bewerbungsdokument der NTUH. Einfach eine Email schreiben, dann schickt sie einem alles zu.