Leider hat sich seit den guten Bewertungen hier im Portal anscheinend einiges verändert.
Ich kann das PJ in der Unfallchirurgie leider niemandem empfehlen.
Um es kurz zu fassen: Ich hatte nicht für möglich gehalten, dass eine derart schlechte und abschätzige Behandlung gegenüber Studierenden heutzutage noch in irgendeiner Klinik üblich ist. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Man hält ja viel aus, aber das hier ist ein schlechter Film.
Die Tätigkeit lässt sich leicht zusammenfassen: Haken halten in der Orthopädie. Außer 2 verschiedenen OPs (nämlich Hüft-TEP und Knie-TEP) wurde ich so gut wie nie woanders eingeteilt, geschweige denn dass jemand gefragt hätte wofür du dich interessierst. Wenn die OP länger geht fällt die Mittagspause für dich auch regelmäßig einfach aus, genau wie der PJ-Unterricht, immer mit dem Argument "Patientenversorgung geht eben vor".
Allgemein herrscht sowohl im Kollegium als auch zu den Studierenden ein derart rauer und schlechter Umgangston, dass einem ganz anders wird. Selbst ein "Guten Morgen" fällt vielen so schwer, dass man am besten einfach nur Abstand hält, um keine Schimpftiraden abzubekommen.
Du hast als StudentIn außerdem keine eigenen Verpflichtungen, du hast auch am besten gar keine eigene Meinung, du hältst die Haken und schweigst. Absprachen waren mündlich nicht möglich, wurden einfach ignoriert (wie beispielsweise abgesprochener Urlaub). Mein Vorschlag, so etwas wie Urlaub zur Vermeidung von Missverständnissen in Zukunft schriftlich festzuhalten, wurde schlicht nicht beachtet, weil es ja an meiner Unzuverlässigkeit läge und nicht an ihnen. Mit konstruktiver Problemlösung stieß ich immer auf Wände, es ging stets darum mir zu beweisen, wer hier das letzte Wort hat. Das ist nicht meine Art mit Mitmenschen umzugehen und zum Glück war ich bei den beiden anderen Tertialen (und auch in der zweiten Hälfte des chirurgischen) in ganz tollen Teams. Man muss sich das also nicht gefallen lassen, auch wenn man "nur" Praktikant ist. Es gibt Alternativen :)
Das schönste an dem PJ-Tertial war:
1. der Unterricht (wenn man freundlicherweise die Erlaubnis bekam, um die man fast jedes mal betteln musste): Montags und donnerstags gab es eine Stunde strukturierten Input quer durch alle Fachrichtungen, auch mit Rea-Simulation an der Puppe, bedside teaching etc.
2. die Rotation in die Allgemeinchirurgie, wo ein ganz anderes Klima herrscht. Auf der Allgemeinchirurgie sind super liebe Leute, die dich begrüßen (nach 8 Wochen Unfallchirurgie die reinste Wohltat), während der OP erklären, dich kollegial behandeln. Ich habe hierzu eine eigene Bewertung eingestellt.
Fazit: Ein chirurgisches Tertial in FFO ist durchaus möglich, die Bezahlung und das kleine zur Verfügung gestellte Arztzimmer entlohnen auch die evtl weite Fahrt. Allerdings würde ich jedem empfehlen einer Rotation in die Unfallchirurgie zu widersprechen. Vielleicht kann man ja Allgemein-, und Thoraxchirurgie verbinden (sind 2 verschiedene Stationen), oder komplett bei den Allgemeinen bleiben. Nur würde ich mich nie wieder so gängeln lassen wie in der UCH. Das ist keine 415€ wert.
Von diesen schlechten Erfahrungen habe ich dann auch erst im Nachhinein von mehreren anderen KommillitonInnen gehört, die in letzter Zeit in FFO waren. Es ist also kein Einzelfall (nur schade, dass noch zu wenige das in Form von Bewertungen auch hier festhalten).
