Der Stadtteil: Der Newham University Hospital gehört zur Queen Mary University und liegt etwas ferner des Zentrums im besagtem Newham. Dieser Stadtteil hat aufgrund seiner Gangproblematik keinen besonders guten Ruf. Ich habe mich aber als Frau alleine mit den öffentlichen Verkehrsmittel nie unsicher gefühlt. Dass man teuren Schmuck etc. zuhause lässt, sollte selbstverständlich sein ;-) Ansonsten hat das Viertel einen extrem hohen Migrationsanteil, was sich auch in der Klinik niederschlägt.
Das Krankenhaus: Ich war in der Gynäkologie von Newham. Mit 10.000 Geburten/Jahr hat man deutlich mehr Fälle als in einer Uniklinik in Deutschland. Generell kann man sagen, dass hier - wohl auch aufgrund des tendenziell niedrigen sozioökonomischen Status des Einzugsgebiets - durchaus komplexe und "ungewöhnliche" Fälle behandelt werden, die man sonst in Deutschland selten sieht. Die Ausstattung ist teilweise sehr rudimentär; gynäkologische Untersuchungen werden gerne mal auf einer normalen Liege durchgeführt. Auch der Kreissaal wirkt für deutsche Verhältnisse eher "chaotisch", aber es gibt viel zu sehen und zu lernen.
Die Betreuung: Man bekommt einen persönlichen Supervisor. Meiner hat leider verpasst mir zu sagen, dass es einen Rotationsplan gibt (den haben die englischen Studenten, die immer eine Woche da sind), unbedingt danach fragen! Ansonsten war er sehr nett und bemüht. Auch in andere Fachrichtungen reinschnuppern war kein Problem. Generell gilt in Newham alles kann, nichts muss und Eigeninitiative ist gefragt. Niemand kontrolliert Anwesensheitszeiten, aber auch niemand sagt einem wo man hingehen soll. Da die Ärzte ebenfalls rotieren und ihre Sprechstunden variieren, habe ich sehr viele in den 2 Monaten kennengelernt. Man muss sich überwinden und sie ansprechen, aber dann sind Studenten eigentlich immer gern gesehen und es wird viel erklärt!
Aufgaben: Wie allgemein bekannt, ist das PJ in England eher ein Observership. Aber das Teaching ist super, und ich habe dadurch viel gelernt. Es gibt auch die Möglichkeit an Trainings teilzunehmen, wo mit Ärzten an lebensechten Puppen verschiedene Situationen erprobt werden. Das ganze ist sehr lebensecht.
Hierarchien: Deutlich flacher als in Deutschland. Normaler, höflicher Umgang ist ein Muss.
Arbeitszeiten: 8:00 Uhr - wie man möchte. Ich war meistens bis 17 Uhr da, an einigen Tagen dafür aber auch gar nicht. Es gibt keine Kontrollen (sofern man es nicht übertreibt). Es gibt auch eine Bibliothek, wo man sich zurückziehen kann, das habe ich gern genutzt.
Kosten: Ca. 1000 Euro Studiengebühren. Dazu kommen natürlich in London vor allem Wohn- und Transportkosten. Bei mir waren das für ein WG-Zimmer 1000 Euro, was aber relativ kurzfristig war und sicherlich je nach Lage auch günstiger geht. Die Lebenshaltungskosten sind ziemlich hoch.
Fazit: Ich kann PJ im Ausland generell empfehlen, so auch in London. Newham ist sicherlich nicht der attraktivste Teil, aber bietet die Möglichkeit, mal über den Tellerrand zu schauen und andere Krankheitsbilder zu sehen. Ich kann das PJ dort nur jedem empfehlen, der sich nicht scheut, andauernd neue Leute anzuquatschen ;-)
Bewerbung
Mehrere Monate, die QMU hat auf ihrer Seite Bewerbungsslots.