PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Mitchells Plain Hospital (9/2019 bis 11/2019)

Station(en)
MSW, FSW, ED
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, Diagnostik, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Bevor ich nach Kapstadt ging, habe ich nicht viele Bewertungen zum Mitchell's Plain Hospital gefunden.
Zudem stand es nicht auf der "NRW-Liste" des Prüfungsamts. Das nehm ich mal vorweg, war überhaupt kein Problem.
Meine Bewerbung war relativ spontan und einigermaßen kurzfristig (6 Monate vor Abflug). Aber war easy. Kurze Mail an Thandi Davies (elective.healthsciences@uct.co.za, +27-21-4066478), Bogen ausfüllen & von der Heimatuni stempeln lassen, zurückschicken (hat 2 Monate gedauert per Post, Alternative ist Kurier, kost aber 45 €), Gebühr für Auslandsstudenten überweisen (40.000 Rand ~ 1942€), Bestätigung erhalten.
Flug buchen. Lief bei mir bisschen anders, bin mit nem Kumpel 3 Wochen eher nach Joburg geflogen und von da mit Auto durch Swaziland und die Küste entlang, dann durch die Karoo und schließlich nach CPT. Hat eben 3 Wochen gedauert, 4000 km gefahren, überall gezeltet. Im August. Ist Winter da. In CPT ist dann auch echt kalt, aber im Rest des Landes wars schön warm! Kann ich auch nur empfehlen die Tour :D

Dann am Montag gibts sone Veranstaltung für "International students" (nur Deutsche natürlich), dauert so ne Stunde, dann soll man sich auf Station vorstellen, ich war surfen. Bin dann abends mal kurz hin, hab mich vorgestellt, war ganz gut, am nächsten Tag dann morgens um 0730 Frühbesprechung bei Dr. Farhana Gool. Hab sie als Dr. Cool eingespeichert...und bin nie wieder um 0730 gekommen...eher so um 0930.
Kann man aber machen wie man meint. Morgens gibts ne längere Visite über alle Stationen, beginnend mit der Notaufnahme und der "Overnight Ward". Die ONW ist für Leute mit Stich-/Schussverletzungen, die ne Thoraxdrainage bekommen haben. Die chillen dann da 1-2 Nächte auf so Sesseln, dann kommt die Drainage wieder raus und sie gehen wieder nach Hause. Da wo sie die Verletzung eben her hatten...
Zum Klinikalltag möchte ich mich meinen Vorschreibern anschließen, würde ein paar Dinge ergänzen:

"Spital: Das Mitchell's Plain (District) Hospital (MPDH) ist ein modernes Lehrkrankenhaus der University of Cape Town (UCT) und liegt ca. 30 Autominuten vom Stadtzentrum in einem der grössten Townships von Kapstadt (Mitchell's Plain). Die Notfallstation ist leider im Februar 2018 abgebrannt und darum haben sie ein kleineres Provisorium mit ca. 12 Betten auf der ehemaligen Gynäkologie-Ambulanz eingerichtet. Die Notfallstation lässt sich grob in drei Bereiche unterteilen: Resuscitation-/major-area (Hauptteil), Triage (Ambulatorium/Poliklinik) und pädiatrischer Notfall. Man hat die Möglichkeit und auch freie Wahl in allen Bereichen tätig zu sein. (Link mit Video: http://www.healthelectives.uct.ac.za/mitchells-plain-hospital)"

Die Notaufnahme wurde während meines Aufenthaltes neu eingeweiht und ich bin dann auch für 3 Wochen dorthin rotiert. War mega. Top Team, Fälle bis zum umfallen, entspanntes Arbeiten. Man muss halt die Triage Zeiten ignorieren. Da steht auch schon mal 22 Stunden. Die bringen sich dann Matratzen etc. mit. Und warten dann da mit Ihrer Schusswunde o.ä. eben. Also 22h war natürlich wirklich ne Banalität. Die hatte Bauchschmerzen und wollte nen SS-Test. Hat der Consultant gesagt, kriegt sie nicht, sie soll lernen, dass man sowas in den "Day Hospitals" machen kann. Das ist quasi der südafrikanische Ersatz für Hausärzte. Stimmt natürlich. Ihr das nach 22 Stunden zu sagen war allerdings hart :D

Arbeiten: Insgesamt habe ich 8 Wochen auf der Allgemeinchirurgie gearbeitet und wurde für die gesamte Zeit einem Team von 3 Oberärztinnen, ca. 10 Assistenzärzten (sind ständig in andere Kliniken rotiert) zugeteilt. Das Team, mit dem ich zusammengearbeitet habe, war super und unterstützte mich in allen Belangen. Man wurde Teil des Teams und konnte im Verlauf immer mehr selbständig machen, was ich sehr geschätzt habe. Die Arbeitszeiten waren jedoch sehr intensiv. Man arbeitet bis zu 60 Stunden pro Woche (häufig nachts und an den Wochenenden). Es ist jedoch kein Problem einige Tage frei zu nehmen, falls man eine Pause braucht. Hab auch mal ne Woche Pause gemacht, war mit deutschen Kommilitonen in Hermanus in nem Ferienhaus beim "whale watching festival", war mit meinem Mitbewohner an der Westküste, bin den Tafelberg/Lion's Head, Muizenberg Peak rauf- und runtergeklettert, war surfen, wine tasting ... dies das.
Alles kein Problem.
Aber das Arbeiten macht eben auch wirklich Spaß. Habe einige 24h-Dienste mitgemacht, Wochenenddienste, alles flexibel.
Vor allem das praktische Arbeiten stand im Vordergrund. Dazu zählten Blutentnahmen (venös, arteriell), EKG's schreiben und auswerten, Sonographie (z.B. FAST), chirurgische Wundversorgung, Frakturversorgung (reponieren, gipsen), Perikardpunktionen, Pleurapunktionen, Lumbalpunktionen, Thoraxdrainagen legen und entfernen, reanimieren, intubieren, usw. Viele Dinge konnte ich nach Einführung selbstständig oder unter Beaufsichtigung eines Arztes machen.
Wenn man interessiert ist gelegentlich im OP zu assistieren, ist das kein Problem. Im OP machen werden viel Traumatologie (> 50%), Orthopädie, Gynäkologie und kleinere viszeralchirurgische Eingriffe gemacht. Zusätzlich betreut man selbständig Patienten (Anamnese, Untersuchung, mit Ärzten besprechen, bei Therapie mithelfen). Man kann ein breites Spektrum an Patienten sehen und mitbetreuen.

Einmal wöchentlich gab es eine "local list", sprich Patienten mit kleineren Eingriffen in Lokalanästhesie. Wenn man da einen erfahrenen Assistenten hat, kann man das auch selbst übernehmen. Mir wurde das dann einmal am ersten Patienten demonstriert, die anderen 5 habe ich gemacht.
Das waren: Lipom an der Stirn, 3x Lipom am Rücken, axilläre Lymphknoten-Excision bei Mamma-Ca. Das hab ich dann jede Woche gemacht, mit unterschiedlichen Assistenten, daher unterschiedlich oft selber operiert. Aber kann ich nur dringend raten!
Dann gab es 2x wöchentlich "clinics", also Sprechstunden zu unterschiedlichen Krankheitsbildern. Donnerstag war z.B. Mamma-Ca dran, dann stand auf dem Parkplatz nen LKW für die Mammographie. Da hatte dann die Assistentin ein Zimmer und ich hatte eins und die erste Patientin haben wir zusammen gemacht, danach jeder eine. Die wurden dann eben untersucht und wenn man was tasten konnte, wurde ne Mammographie gemacht und ggf. ne Biopsie gewonnen. Wurde mir auch ein mal gezeigt, danach hab ich das dann gemacht.
Ansonsten kann man Stationsarbeit machen oder in den OP, dort ist man regelmäßig erste Assistenz, v.a. nachmittags/abends/nachts. Auch da durfte ich abhängig vom Operateur mal operieren.

Was ich schließlich unbedingt jedem empfehlen möchte ist, zumindest ne Woche in die Notaufnahme zu rotieren. Ist überhaupt kein Problem, nur die in der Notaufnahme sollten wissen, dass man kommt. Ich hab Farhana glaub ich 3x gebeten zu fragen, ist aber nicht passiert. Führte zu Verwirrung. Aber kein Problem - "we gonna make a plan, don't worry"!
Dort läuft es (wie alles andere auch, aber hier ganz extrem) ein wenig anders als bei uns in Deutschland. Die Triage-Zeiten hatte ich ja schon angesprochen, die Patienten stapeln sich regelrecht. Wenn dann ne Reanimation dazwischen kommt, läuft eben sonst fast nichts mehr. Man kann in jedem Fall extrem viel lernen - du kriegst ne Akte und dann viel Spaß - fragen kannste natürlich immer, aber im Prinzip sollst du dir selbst irgendwie helfen. Trick 17: Immer als erstes ne Schwester fragen. Die wissen auch echt viel! Kommt kompetenter beim Consultant ;-)
Und als Dolmetscher wirst du sie eh häufig brauchen!! In Mitchell's Plain wird kaum Englisch gesprochen...meist Afrikaans oder Xhosa.

"Tagsüber sieht man mehrheitlich medizinische Krankheitsbilder (Kardiologie, Pneumologie, Neurologie, Infektiologie, Gynäkologie, Intoxikationen (!!!"Whoonga" mal googlen!). In der Nacht und an den Wochenenden machen schwere Schlag-, Stich- und Schussverletzungen über 50% der Notfälle aus. Im Allgemeinen habe ich während meiner Zeit im MPH sehr viel gelernt und super Leute kennengelernt, die ihr Wissen sehr gerne weitergeben."

"Sicherheit: Bezüglich meiner Sicherheit war ich, bevor ich nach Kapstadt gereist bin, ein wenig unsicher. Dies hat sich jedoch nach meinem ersten Arbeitstag stark verbessert. Ich konnte jeden Tag mit jemandem von meinem Team zur Arbeit fahren. So war es kein Problem ins Spital zu gelangen. Falls man ein Auto mieten will ist dies sicherlich auch eine gute Möglichkeit. Das Spital befindet sich direkt an der Ausfahrt der R300 (Autobahn) und ist somit gut erreichbar, ohne durch Mitchells Plain fahren zu müssen."

Ich hatte da für die Zeit ein Auto gemietet. Braucht man nicht unbedingt, gibt ja Uber etc., aber Öffis geht eben nicht. Außer einem sind Wertsachen nicht so wichtig. Ohne zu fahren ist aber auch nicht so ratsam, außer einem ist sein Leben nicht so wichtig. Naja. Auto mieten.
"Rent-A-Cheapie" hat mir nen Golf Chico (Unser Golf I wurde in PE bis 2006 gebaut!!) für 200 €/Monat gegeben. Fand ich ganz gut. Wenn ein mini Kratzer drin ist, muss man den dann eben zahlen, deshalb sind die auch so billig. Waren 35 Euro. Nervig, aber auch nicht soo schlimm.
Hat mir gute Dienste geleistet. Erreichbarkeit stimmt, bin aber auch oft durch Mitchell's Plain gefahren. Fand ich einfach ganz interessant. Hab auch jemand kennengelernt, der da wohnt, mit 6 Leuten auf 10 sqm. War da 2x auch zuhause bei Ihm. Hat immer gesagt, "I'm gonna pray for you the car is still there when you leave" :D Man muss auch sagen, die Gegend, wo das Krankenhaus ist, ist eine der Ärmsten von allen Townships. Denn Township ist nicht gleich Township. Gibt auch gute Gegenden, die auch zu den "Cape Flats" gehören, die aussehen wie normaler Vorort. Aber eben mindestens 25 km von Kapstadt entfernt sind. Das ist die Definition von Township, dort haben die gewohnt, die nicht in der Stadt wohnen durften, aber dort gearbeitet haben ("area for non-white").

In einer solchen Gegend habe ich gewohnt (Grassy Park). Mit einem der Surflehrer des "African Soul Surfer" (hostel, surfshop, surfschool, yoga) zusammen, den ich dort kennengelernt habe. Hatte mich vorher nicht gekümmert, ich find sowas macht man am besten vor Ort...hab ihm 3500 Rand pro Monat gezahlt (damals ca. 200€)
Der produziert sonst Musik und ist auch noch Yogalehrer. Falls ihr also einen Surflehrer, Yogalehrer sucht oder auch bei ihm wohnen wollt:
IG: @joshuajayduplessis
Für weitere Kontaktdaten oder auch sonst irgendwelche Fragen schreibt mir gerne ne Nachricht :)
Bewerbung
6 Monate Vorlauf
Bewerbung an Thandi Davies (elective.healthsciences@uct.co.za, +27-21-4066478)
Gebühr ca. 2000€
Flug one-way 350€
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Bildgebung
Patientenvorstellung
Prüfungsvorbereitung
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Röntgenbesprechung
Chirurgische Wundversorgung
Mitoperieren
Braunülen legen
Poliklinik
Eigene Patienten betreuen
Punktionen
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Briefe schreiben
Gipsanlage
Patienten untersuchen
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Gebühren in EUR
1900

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.4