Das Anästhesie-Tertial in Köpenick besteht aus acht Wochen OP und acht Wochen auf der anästhesiologischen Intensivstation für Patient*innen aller Fachrichtungen des Hauses.
Kurz gesagt kann ich das Anästhesie-Tertial in Köpenick sehr empfehlen, da alle sehr freundlich und bereit sind, einem was beizubringen, und man hier sehr viel lernen und machen kann.
Schlüssel, IT-Zugänge und Wäsche:
Am ersten Tag erhielt ich von der äußerst freundlichen Sekretärin Schlüssel für Umkleide und Spind auf der Etage der ITS, einen Transponder für die OP-Umkleide und Zugangsdaten für Windows, ORBIS und E-Mail. Als später Transponder für die Anmeldungen eingeführt wurden, erhielt ich auch einen solchen. Und natürlich Wäsche, wobei in der Umkleide auch immer blaue Hosen und Kasacks vorhanden sind.
Da im Tertial meiner Vorgängerin das OP-Programm aufgrund von Corona lange Zeit reduziert war, begann sie auf der ITS und war dann im OP. Damit wir Studierenden uns vor allem im OP nicht "in die Quere kommen", blieb es auch bei mir und meiner Nachfolgerin bei dieser Reihenfolge, die meiner Meinung nach aber nicht wirklich von Nachteil ist.
Die Tage beginnen mit der Frühbesprechung der Anästhesie um 7.20 Uhr.
Auf der ITS:
... folgt dann die Übergabe vom Nachtdienst. Die ITS hat 25 Betten und teilt sich in A- und B/C-Seite. Tagsüber ist auf jeder der beiden Seiten ein*e Assistenzärzt*in und ein*e Fach-/Oberärzt*in. Nach der Übergabe bekommt man Patient*innen zugeteilt, deren Status man erhebt, Laborwerte einsieht, Laboranforderungen macht, deren Verläufe man dokumentiert und ggf. Verlegungsbriefe schreibt. Mit dem ORBIS-Zugang kann man alle Befunde einsehen, Laboranforderungen machen, an Verläufen und Briefen schreiben, Konsile anmelden und Anmeldungen apparativer Diagnostik zumindest vorbereiten, jedoch nicht anmelden. Die abgearbeiteten Patient*innen übergibt man zur Supervision und ggf. weiteren Besprechung, wobei die eigene Arbeit immer wertgeschätzt wird. Ein paar Oberärzt*innen nehmen sich auch die Zeit Patient*innen oder Krankheitsbilder ausführlich zu besprechen. Das ist jedoch zeitlich eher selten möglich und mein einziges Manko. Fragen werden jedoch immer beantwortet.
Man darf außerdem arterielle Zugänge, Pleuradrainagen und ZVKs legen, bronchoskopieren, bei dilatativen Tracheotomien assistieren, unter Supervision kardiovertieren und transfundieren, zu hausinternen Reanimationen mitlaufen, in den Schockraum der ITS und der Rettungsstelle mitgehen und ins Herzkatheterlabor. Flexülen haben die Patient*innen meist schon und Blut nimmt die Pflege ab.
Nachmittags erfolgt dann die Übergabe an den Spätdienst, bei der man seine eigenen Patient*innen vorstellt bzw. übergibt. Danach wird man nach Hause geschickt, meist spätestens 15.30 Uhr. Wenn das Tagesprogramm ausnahmsweise mal früher abgearbeitet ist, wird man auch früher entlassen.
Zwei Mal wöchentlich gibt es auf der ITS eine Röntgen-Besprechung und ein Mal wöchentlich eine Visite mit der Chefärztin der Anästhesie und dem Chefarzt der Mikrobiologie, bei der man ebenfalls seine eigenen Patient*innen vorstellt.
Man kann auf der ITS sehr viel lernen und machen und wird super in das freundliche Team integriert. Auch zur Pflege besteht ein guter Draht.
Im OP:
... teilt die Chefärztin einen anfangs täglich je nach anwesenden Ärzt*innen und OP-Programm in einen Saal ein. Es steht einem jedoch frei, je nach Interesse auch den Saal zu wechseln oder lange OPs zu verlassen, um in anderen Sälen die Narkosen einzuleiten, und im Verlauf wurde ich auch nicht mehr eingeteilt, um selbst zu wählen.
Im Zentral-OP gibt es sieben Säle, von denen immer min. vier, meist fünf bis sechs Programm hatten. Die chirurgischen Fächer sind Unfall-, Gefäß-, Allgemeinchirurgie (zwei Säle), Gynäkologie und beispielsweise Neurochirurgie der Wirbelsäule durch Belegärzte.
Man kann Flexülen und arterielle Zugänge legen, die Narkosen mit Präoxygenierung, Maskenbeatmung und Larynxmaskeneinlage oder Intubation einleiten, die Beatmung selbstständig einstellen, die Narkose über den OP-Verlauf selbstständig aufrechterhalten und dokumentieren. Ich hatte vor dem Tertial keine praktische Erfahrung mit Einleitungen oder Narkosen und durfte sie bereits in der zweiten Woche unter Supervision durchführen. Wie auf der ITS sind die Ärzt*innen sehr freundlich und lassen einen ziemlich schnell sehr viel machen. Durch die anfängliche Zuteilung merkt man auch, bei wem man besonders viel machen darf.
Man sieht außerdem Spinal-, Peridural- und Regionalanästhesien wie Cervicalis-, Brachialis- und Ischiadicus-Blöcke. Eventuell kann man auch hier mal einen ZVK legen.
Auch im OP wird man spätestens um 15.30 Uhr nach Hause geschickt, oftmals wird es einem auch schon früher freigestellt.
Im ambulanten OP-Bereich gibt es zwei weitere Säle, beispielsweise für Unfallchirurgie und Gynäkologie. Hier sind die Eingriffe deutlich kürzer, was ich als gute Abwechslung zum Zentral-OP und als guten Einstieg in die Abläufe von Einleitung und Narkose empfand. Hier gibt es zwar selten Intubationen, aber man lernt, Larynxmasken einzulegen oder besonders kurze Eingriffe auch nur mit Maskenbeatmung durchzuführen.
Pause:
... war sowohl auf der ITS als auch im OP nie ein Problem und viele Ärzt*innen halten einen auch dazu an.
PJ-Unterricht:
... findet fast wöchentlich mit allen anderen PJ-Studierenden des Hauses durch die verschiedenen Fachrichtungen statt und ich konnte immer problemlos hingehen. Während meines Tertials waren die Themen: Chirurgie bei Pankreaskarzinomen, gefäßchirurg. Notfälle, EKG, Nahtkurs, Anästhesie im OP, Prüfungssimulation der Allgemeinchirurgie, Schmerztherapie, Röntgen-Thorax, Notfallmedizin, Adipositaschirurgie, Wundversorgung und Intensivmedizin. Lediglich bei Röntgen-Thorax war mein Wissenszuwachs sehr gering.
Studientage:
... können gesammelt und beliebig genommen werden.
Aufwandsentschädigung:
... von 350 € pro Monat führten die DRK Kliniken Berlin während meines Tertials dauerhaft ein. Dafür entfiel der vorherige Freibetrag in der Kantine und der Büchergutschein.