Nach anfänglicher Begeisterung stellte sich leider schnell die große Ernüchterung ein. Zwar ist die Stimmung entspannt, man wird aber nicht richtig integriert.
Da das Team sehr klein ist, fällt es sehr ins Gewicht, dass ein paar der Assistenten charakterlich wirklich anstrengend waren. Ich hatte außerdem den Eindruck, dass die Oberärzte ihre Assistenzärzte ziemlich aushungern lassen und diese das an die PJler weitergeben. Die Arbeit in der Notaufnahme kann abhängig vom diensthabenden Arzt viel Spaß machen oder ein richtiger Reinfall sein. Auf Station gab es abseits nichtärztlicher Zuarbeiten selten etwas zu tun. Ich hatte oft das Gefühl, dass niemand wirklich etwas mit mir anzufangen wusste. Oft wechselten sich daher recht passable Tage mit solchen ab, an denen man mir nicht einmal das Abnehmen eines Gipses zutrauen wollte. Da einige der Assistenzärzte auch wirklich nett und bemüht waren, hatte ich immer wieder einzelne Lichtblicke im Tertial, nur um kurze Zeit später am liebsten wieder alles hinzuschmeißen, weil ich mich verarscht gefühlt habe. Leider hat sich an diesem Hickhack trotz Engagement und offenem Ansprechen meinerseits im Laufe des Tertials wenig verbessert.
In den Ambulanzen zugucken ist ein paar Tage spannend. Dann schläft man ein, weil man nur zuguckt. Im OP ist man Hakenhalter und sonst nichts. Die Oberärzte interessieren sich nicht für einen. Man wird zwar nicht bösartig ins Kreuzverhör genommen, bekommt aber auch nichts erklärt. Mehrfach wurden Fragen von mir vom Operateur ohne jede Reaktion ignoriert. Einmal gab es einen wütenden Studentenverriss vor versammeltem OP, weil der Famulus nicht unaufgefordert zu einem vorgezogenen Eingriff erschienen ist, von dessen geänderter Startzeit er nichts wissen konnte. Manche Oberärzte lassen einen Mitlagern. Andere fauchen einen an, wie man auch nur auf die Idee käme, sich von der OP-Schwester die Abdeckplane in die Hand drücken zu lassen. Hautnähte waren selten bis nie möglich. Dafür aber Vorträge, ob einem denn bewusst wäre, was los ist, wenn man als Student zunäht und die Naht dann nicht hält. Ich war daher schnell derart resigniert, dass ich mich auch nicht mehr groß ums Nachfragen oder irgendetwas geschert habe. Das OP-Personal und auch die Stationsschwestern waren aber fast alle nett.
Mittagessen war immer möglich und die Kantine ist erstklassig! Ich bin anfangs öfter nach Feierabend noch etwas geblieben, um guten Willen zu zeigen, was natürlich niemand auch nur bemerkt hat. An sich kommt man schon pünktlich raus, wenn sich nicht gerade eine OP unerwartet in die Länge zieht. Es gab eine Stunde kinderchirurgischen PJ-Unterricht im Monat, der immer ausgefallen ist. Sonst fand keine Lehre statt.
Fazit: Man kann hier eine ruhige Zeit absitzen, wenn man sonst keine Ansprüche hat und es sich nicht zu sehr zu Gemüte führt, regelmäßig behandelt zu werden, als wäre man zu blöd zum atmen. Einem Lehrkrankenhaus wird die Abteilung nicht gerecht. Da die Kinderchirurgie auch berufsperspektivisch eine Sackgasse ist, habe ich es sehr bereut, mein Wahlfach nicht genutzt zu haben um in einem anderen Fach den Fuß in die Tür zu kriegen.