Ich bin als externe PJ-Studentin an die RoMed Rosenheim gekommen. Die ersten vier Wochen war ich in der Allgemein-/Thorax-/Viszeral-/Gefäßchirurgie, danach acht Wochen in der Unfallchirurgie. Die letzten vier Wochen habe ich mir mit Fehltagen frei genommen.
Meine Erwartungen an die Chirurgie waren nicht besonders hoch. Ich konnte mit dem Fach nie etwas anfangen und die Geschichten über das oft hitzige Gemüt von Chirurgen im OP hatten mich immer abgeschreckt, sodass das PJ mein erster richtiger Kontakt mit der Chirurgie wurde. Gesucht habe ich ein eher entspanntes Tertial in dem ich mich nicht überarbeiten muss und im Idealfall was fürs Examen und für die spätere Zukunft lerne.
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Nun zur Unfallchirurgie: Auf Anraten einer vorangegangenen PJ-Studentin wechselte ich nach nur vier Wochen aus der Allgemein- in die Unfallchirurgie. Hier hat es mir um einiges besser gefallen, wenngleich es auch hier einiges an Potential gegeben hätte.
Der Tag beginnt offiziell um 7:15 Uhr. Meistens kam ich etwas früher, um mich in Ruhe umzuziehen und mit den anderen Studenten eine Einteilung für den Tag zu machen. Um 7:20 ist die Frühbesprechung. Zunächst rattert der Dienstarzt sämtliche Patientenaufnahmen seit der letzten Besprechung herunter. Anschließend klickt sich ein Radiologe durch sämtliche bildgebenden Untersuchungen seit der letzten Besprechung und nennt die Diagnosen. Eventuell zeigt er dann noch kurz mit der Maus auf die Pathologie. Für irgendwelche Erklärungen oder genaueres ansehen der Bilder bleibt in der Regel keine Zeit. Die Besprechung muss um 8 Uhr wohl durch sein und der unfallchirurgische Chefarzt hat den Radiologen oft ziemlich gehetzt. Ich fand die Frühbesprechung sehr langweilig und nervenzehrend. Das war für mich ein reines Absitzen von Zeit.
Danach geht es im Regelfall auf die Station zum Blutabnehmen. Teilweise waren auch noch Viggos zu legen oder man wurde schon zügig im OP gerufen. Insgesamt war es entspannt. Die Visite begann üblicherweise so zwischen 9:30-10 Uhr. Bis dahin konnte man die Blutentnahmen im Normalfall alle schaffen und anschließend in Ruhe mitgehen. Die Visite ist recht chirurgisch, das heißt es geht recht zügig und es bleibt nicht übermäßig viel Zeit für die Patienten. Teilweise wurde von Seiten der Ärzte erklärt, aber jetzt nicht übermäßig. Nachfragen ging immer, war aber eher mühsam und hat nicht dazu geführt, dass sie über die Antwort hinaus erzählt hätten. Beim Verbandswechsel konnte man mithelfen. Was ganz schön war, wenn man die Pflege (egal ob Station oder OP) mal etwas gefragt hat, hat man oft ausführliche und gute Erklärungen bekommen. So richtig viel gebracht hat die Visite nicht, sodass die meisten gar nicht erst mitgegangen sind. Ich bin im Regalfall auch nur mitgegangen, wenn ich sonst keine andere Beschäftigung gefunden habe.
Die Unfallchirurgen haben recht gerne Studenten im OP. Im Regelfall gibt es schon mindestens eine OP pro Tag wo bereits ein Student eingeplant ist. Allerdings wird es auch sehr oft vergessen den Studenten mit auf den OP-Plan zu schreiben, sodass man sich darauf nicht verlassen kann. In der Unfallchirurgie durfte man im OP das ein oder andere machen. Das Halten war auch für eher kleine, schwächere Menschen wie mich gut möglich. Die Eingriffe sind eher kurz (zwei Stunden sind schon die deutliche Ausnahme), teilweise kann man sogar sitzen und die Haken bzw. deren Position wechseln öfter. Phasenweise muss man auch gar nichts halten. Für mich war es damit deutlich weniger anstrengend als in der Allgemeinchirurgie. Zusätzlich durfte man auch mal knüpfen, tackern, den Sauger oder Strom bedienen. Ich durfte auch mal ein wenig Nähen und den Bolzenschneider benutzen. Die anderen Studenten waren handwerklich deutlich geschickter als ich und haben auf Nachfrage noch mal mehr als ich machen dürfen.
In der Regel erklären die Chirurgen während des Eingriffs etwas. Leider nicht übermäßig viel, aber auf meine Fragen wurde immer sehr freundlich und teilweise auch ausführlicher geantwortet. Ich wollte nie durch zu häufiges Fragen nerven, sodass ich eher zurückhaltender war. Ich hatte vor dem Tertial noch nie Patienten genäht oder geknüpft. Meist war keine Zeit, aber bei wenigen Gelegenheiten nahm man sich wirklich viel Zeit und gab mir die Möglichkeit das knüpfen zu trainieren, sodass das am Ende ganz gut ging. Bis auf ein paar einzelne Stiche war was Nähen angeht aber leider kein Platz. Durch proaktiveres Verhalten hätte man vermutlich mehr machen können und erklärt bekommen können. Ich tue mich mit so etwas eher schwer und möchte niemandem zur Last fallen. Bestimmte Eingriffe mochte ich recht gern und es war oft spannend anzusehen. Bis auf bei Hüftprothesen konnte man die OP fast oder sogar wirklich immer verfolgen. Die Stimmung im OP war gut und der Umgang mit Studenten freundlich und respektvoll. Die Lehre wäre allerdings ausbaufähig. So richtig viel habe ich nicht gelernt.
Die Unfallchirurgen selbst gehen in der Regel nicht zum Mittagessen. Als Student war es aber immer möglich. Der Operateur schickt einen durchaus auch mal früher aus der OP, um wenigstens eine kurze Mittagspause zu ermöglichen.
Es gibt mehrere Sprechstunden, in die man sich hineinsetzen kann. Dort haben die Ärzte oft mehr Zeit etwas zu erklären. Mir hat die Ärztin kurz erklärt womit der Patient gekommen ist und die Röntgenbilder dazu gezeigt. Ich durfte noch eventuell ein paar Fäden ziehen und beim Verband helfen. Teilweise hat sie Fragen gestellt oder weiterführend erklärt. Die Sprechstunden habe ich leider erst spät in meinem Tertial entdeckt, sonst wäre ich da wohl öfter mal hingegangen.
Um 12 Uhr ist eine Mittagsbesprechung im Arztzimmer der 7E. Meistens konnte man sich auf einem der Rollcontainer niederlassen, manchmal musste man stehen. Es wurden der OP Plan und einige Patienten besprochen. Manchmal wurden Studenten abgefragt oder etwas erklärt. Meistens saß man in der Besprechung und hat einfach gewartet bis sie vorbei war. Ehrlich gesagt habe ich die Veranstaltung sehr oft verpasst, weil ich sie vergessen oder beschlossen habe, dass ich lieber so früh wie möglich Mittagessen gehen möchte, um nicht danach in den OP gerufen zu werden und auf Essen verzichten zu müssen. Gestört hat es niemanden.
Die Notaufnahme war bei uns recht beliebt. Dort konnte man am ehesten mal etwas selbst machen. Man konnte schon mal selbstständig Anamnese und körperliche Untersuchung machen und dies mit dem Assistenzarzt besprechen. Dabei kam es allerdings stark auf die individuellen Fähigkeiten an. Ich habe davor bis auf die vier Wochen zu Beginn des Tertials in der Allgemeinchirurgie keinen Kontakt zur Chirurgie gehabt und konnte dementsprechend nicht wirklich untersuchen. Wenn mal Zeit war, haben mich die Assistenzärzte schon mal begleitet, korrigiert oder angeleitet, aber das war oft nicht der Fall, sodass ich eher irgendwas am Patienten untersucht und dann geschaut habe, was der Assistenzarzt mit dem Patienten macht. Bei einem Assistenzarzt durfte ich danach den Brief selbst schreiben, die anderen haben das lieber selbst gemacht. Die Studenten mit chirurgischer Vorerfahrung konnten da deutlich mehr machen. Die Schwestern waren recht nett und haben auch mal was erklärt, wenn man gefragt hat. Lästig war nur, dass sie einen sehr gern zum Nadellegen eingespannt haben. Da wurde einem das Tablett einfach in die Hand gedrückt. Dadurch habe ich durchaus schon mal eine Gelegenheit zum Nähen oder einen interessanten Patienten verpasst, wenn die Viggo länger gedauert hat. Der Assistenzarzt hat nicht extra auf einen gewartet. Als ich dies einmal angesprochen habe, war die Schwester extrem beleidigt und hat mir unterstellt, dass ich mir zu gut wäre und nur die spannenden Sachen machen wolle.
Feierabend war im Normalfall um 16 Uhr. Manchmal wurde man tatsächlich früher (sprich 15 Uhr oder so) heimgeschickt oder konnte dies bahnen, indem man gefragt hat, ob etwas zu tun ist. Aber gerade wenn man im OP involviert war, kam man nur selten früher weg. Teilweise kam es auch zu Überstunden. Es wurde aber auf keinen Fall verlangt, dass man ständig Überstunden macht und man konnte dafür dann auch mal frei nehmen. Solange die Blutentnahmen gemacht sind und ein Student kommt, wenn man der OP anruft, ist man sehr entspannt.
Insgesamt hat mir die Zeit in der Unfallchirurgie gefallen. Es war entspannt und meist gab es tatsächlich etwas zu tun oder zumindest zu sehen. Der Umgang mit den Studenten war sowohl von Seiten der Pflege als auch der Ärzte freundlich und respektvoll. Letztendlich hat man sich nicht überarbeitet, zugleich war ein vorzeitiger Feierabend anders als in einigen anderen Fachbereichen nicht die Regel. Bei der Lehre hätte ich mir mehr Engagement gewünscht. Auf das Examen fühle ich mich durch die Zeit in der Unfallchirurgie nicht wirklich besser vorbereitet als davor.
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Zu den Rahmenbedingungen:
Ansprechpartner ist – zumindest zum Zeitpunkt meines Tertials- OÄ Dr. Reitzmann. Sie bat uns am ersten Tag ins allgemeinchirurgische Sekretariat zu kommen, wo man mit Logbuch und Namensschild ausgestattet wird. Danach wurden wir zur Frühbesprechung mitgenommen. Eine der mit mir gestarteten PJ-Studentinnen war schon im vorhergehenden Tertial im Haus, sodass sie uns eine Hausführung gab. In der Personalabteilung (am besten durch die Kinderklinik das Klinikum verlassen, dann ist die Personalabteilung direkt gegenüber) gab es dann einige Formalitäten. Falls noch nicht vorab per Mail geschickt brauchte man Impfpass und Immatrikulationsbescheinigung. Zusätzlich gab es Zugangsdaten für den PC (Famulanten bekommen sie nur, wenn sie hartnäckig am besten gleich in der Personalabteilung nachfragen) und einen Zettel auf dem das Essensgeld eingetragen ist.
Anschließend ging es in den Keller unter der Kinderklinik, wo man einen Schrank voll mit Arbeitskleidung findet und sich einfach bedienen kann. Eine Umkleide gibt es nicht, sodass sich alle im Arztzimmer umziehen. Auf Station haben wir im Arztzimmer ein Fach im Schrank für unsere Sachen bekommen. In der Allgemeinchirurgie mussten wir uns zu zweit irgendwie eins teilen, was dann ziemlich vollgestopft war, in der Unfallchirurgie hatte jeder eine eigene Schublade. Danach galt es den Schlüssel abzuholen. Die Schlüsselausgabe befindet sich im Keller von Haus 7. Die Öffnungszeiten sind sehr begrenzt, aktuell Mo-Do 10-10:30 sowie 13-13:30, Fr 10:30-11 Uhr. Um den Schlüssel sollte man sich schnell bemühen, da man nur damit in der Kantine und an den Essensautomaten zahlen, die OP-Schleuse und die nächst gelegene Tür zur ZNA (wobei man da notfalls durch den Wartebereich der Patienten auch ohne Schlüssel hinein kommen kann) öffnen kann. Ich würde empfehlen den Schlüssel – auch wenn am Schluss noch Geld drauf ist- persönlich abzugeben. Ich habe mitbekommen, dass in der Allgemeinchirurgie die anvertrauten Schlüssel von Studenten verlegt und Monate später zufällig wiedergefunden und schlussendlich abgegeben hat, nachdem von den ehemaligen Studenten Druck gemacht worden war. Wenn der Schlüssel nicht wieder auftaucht, muss man das sonst aus eigener Tasche bezahlen!
Das Essen ist soweit okay. Das Essensgeld ist ausreichend. Die meisten kommen locker damit aus und haben am Schluss noch was übrig. Die Portionen sind meistens sehr groß, sodass ich in der Regel eine „kleine“ Portion bestellt habe. Grundsätzlich gibt es drei Gerichte, man kann sich aber auch selbst etwas zusammenstellen, also z.B. die Beilage austauschen oder nur Beilagen nehmen. Das Essen ist typisch Kantine nicht gerade gesund und vom Geschmack her für eine Kantine in Ordnung. Prinzipiell gibt es auch die Möglichkeit im Haus zu frühstücken und es gibt auch während des Mittagessens die Möglichkeit auf Sachen vom Frühstück (wie Müsli oder Gebäck) zuzugreifen. Neben der Kantine gibt es mehrere Automaten mit Essen und Getränken, sodass man auch außerhalb der Öffnungszeiten an Getränke, Süßigkeiten, belegte Semmeln und Gebäck kommen kann.
Mit dem Computerzugang kann man auf eine eigene Mailadresse, das Intranet, Medico und den OP-Plan zugreifen. Damit kann man selbstständig alles nachsehen und erledigen, was die Ärzte auch können. In der Unfallchirurgie war beinahe immer ein PC frei an dem man in Ruhe arbeiten kann. In der Allgemeinchirurgie kam es darauf an wie viele Ärzte und Studenten da waren.
In der Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie gab es jeweils ein PJ-Telefon. Wenn es klingelte ging es meist nur um Blutentnahmen oder Infusionsnadeln. Aber auch für den OP wurde man angerufen. Die Allgemeinchirurgen haben einen meist erst angerufen bzw. anrufen lassen, wenn sie bereits operiert haben. Die Unfallchirurgen haben meist noch vor Beginn des Eingriffs angerufen, sodass man beim abwaschen und abdecken mithelfen und die OP von Anfang an sehen konnte. Selbstständig musste man nicht hingehen. Auch nicht wenn im OP-Plan schon vermerkt war, dass ein Student eingeplant war. Davon würde ich auch abraten, weil der OP-Plan sehr relativ ist und zwischen geplantem und tatsächlichem OP-Beginn durchaus einige Zeit liegen kann, die man deutlich sinnvoller nutzen könnte.
OA Dr. Schinner aus der Inneren Medizin ist der zentrale OP-Beauftragte und recht engagiert. Er organisiert den PJ-Unterricht, der regulär zwei Mal die Woche stattfindet. Die Termine findet man im Intranet. Dort werden Themen aus unterschiedlichen Fachbereichen von zugehörigen Ärzten vorgestellt. Die meisten waren gut, manche davon sogar richtig spannend. Dr. Schinner geht auch gerne auf Vorschläge ein. Ich habe ihn z.B. mal per Mail darum gebeten eine Veranstaltung zum Examen zu machen. Er hat dann exemplarisch ein paar Patientenfälle durchbesprochen und will das in Zukunft wohl auch noch ausbauen. Pandemiebedingt fand die ersten Wochen gar kein Unterricht statt, ansonsten aber wohl recht beständig.
Unabhängig vom Fachbereich bestand die Möglichkeit beim Notarzt mitzufahren. Dazu musste man sich in einer Liste (Erdgeschoss, Gang Richtung Haus 4) eintragen und am entsprechenden Tag das Telefon abholen. Empfehlenswert sind dabei noch feste Schuhe. Bei Bedarf kann man auch eine Jacke ausleihen, ansonsten fährt man im normalen Klinikoutfit mit. Wenn der Notarzt alarmiert wurde, klingelte auch das Mitfahrertelefon. Daraufhin begab man sich zügig zum NEF. Ich bin leider insgesamt nur an zwei Tagen mitgefahren. Die Notärzte waren super nett, haben während der Fahrt Teaching gemacht, man wurde vor Ort auch ein wenig eingebunden, konnte sich alles anschauen und den Patienten bis in die ZNA begleiten. Dank des Computerzugangs kann man im Regelfall auch fachfremd so ein bisschen über die Befunde und Arztbriefe verfolgen, ob die Verdachtsdiagnose richtig war. Schade war nur, dass es einem passieren konnte, dass ein Assistenzarzt den Studenten in der Liste einfach durchgestrichen hat. In dem Fall zog man als Student dann den Kürzeren. Ich kann verstehen, dass die angehenden Notärzte ausgebildet werden müssen, aber es wäre natürlich schöner gewesen, wenn diese sich schon vorab oder in Lücken geschrieben hätten anstatt Studenten einfach zu streichen.
Es gibt ein Personalwohnheim direkt hinter der Klinik. Die meisten Studenten (egal ob Famulatur oder PJ) haben dort gewohnt. Die Küche wird mit dem Stockwerk geteilt. Es ist nicht übermäßig sauber und eher altbacken eingerichtet. Das Wohnheim bietet aber eine große Dachterrasse mit schönem Ausblick und der Möglichkeit zu Grillen. Die Studenten, die im Wohnheim untergekommen sind, haben sehr viel miteinander unternommen. Es gibt einige schöne Seen in der Nähe (z.B. Happinger Ausee oder weiter entfernt der Chiemsee), die Alpen und Rosenheim an sich ist auch mal einen Besuch wert. Für viele waren das Zusammensein im Wohnheim und die gemeinsamen Unternehmungen ein/das Highlight der Zeit hier. Ich war gelegentlich neidisch, da man als Ortsansässiger häufig nicht mitbekommen hat, wenn etwas unternommen wurde.