Hier mein kurzer Bericht zu meinem ersten Tertial im Bethesda Krankenhaus Bergedorf in der chirurgischen Abteilung.
Ich war die einzige PJlerin. Kleine Abteilung in kleinem Krankenhaus, 1 CA, 5-6 OÄ, ca. 5 FÄ, ca. 7-9 AÄ. 1 MFA. Gemeinsame Allgemein- und Unfallchirurgische Abteilung mit Durchführung vieler Standardeingriffe, sowie darmchirurgischer und proktologischer Schwerpunkt (Beispiele: Cholezystektomie, Appendektomie, Lichtenstein, IPOM, TEPP, Rektumresektionen, Sigmaresektionen, Magenteilresektion, Kausch-Whipple, Duokopf-Prothesen, Weber-Frakturversorgung). Keine thorax-, angio-, Schilddrüsen- oder leberchirurgische Eingriffe.
Dienstbeginn ist um 07:00 und als erstes findet morgens die Visite auf Station statt. Hier bin ich meist passiv mitgelaufen. Eigene Patienten zu betreuen war logistisch nicht so gut zu organisieren, denn es gibt keine festen Zuständigkeiten bei den Assistenzärzten und keinen festen Stationsarzt, alle Patienten werden gemeinsam betreut, sodass eine Zuständigkeit durch den PJler meist bei täglich wechselnder ärztlicher Belegschaft untergeht. Sobald ich einen gewissen Überblick hatte, konnte ich jedoch mitarbeiten und mit Absprache Anforderungen, wie Physiotherapie und Labore machen, oder Arztbriefe schreiben. Hierbei ist wichtig zu sagen, dass niemand jemals von mir irgendetwas verlangt hat, im Umkehrschluss muss man sich aber eben auch aktiv anbieten, wenn man gerne mithelfen möchte. Alle Ärzte waren sehr zurückhaltend mit Forderungen und hätten mir niemals irgendwelche Fleißarbeiten aufgedrückt.
Nach der Visite habe ich meist ca. 1h der MFA bei Blutentnahmen und Zugängen geholfen. Wenn ich in den OP wollte/ musste, wurde das jedoch auch nicht verlangt.
Danach bin ich dann meist in den OP oder die ZNA gegangen.
Ich habe bisher eher nicht-chirurgische Praktika gemacht und war OP-Unerfahren. Ich wurde deshalb vom gesamten OP-Team, insbesondere auch den OTAs, eingearbeitet und angeleitet zum korrekten An- und Auskleiden, Verhalten im OP und chirurgischer Assistenz. Das Team ist klein, ich wurde schnell integriert, alle wussten wer ich war und ich konnte mich schon bald zu jeder OP dazustellen, ohne dass es fragende Gesichter gab. So gut wie niemand war unfreundlich zu mir und ich habe mich die gesamte Zeit sehr wohl und willkommen gefühlt.
Wie viel ich bei den Operationen machen durfte war oberarztabhängig, ich kannte bei dem kleinen Team alle schnell und konnte dann recht gut einschätzen, worauf ich mich einstellen muss. (Ist natürlich auch davon abhängig, was für Erfahrung man selbst mitbringt). Prinzipiell darf man bei jeder OP assistieren, wenn man sich gut anstellt auch zunähen. Große OPs werden häufig geklammert.
Pflichtoperationen: Jeden Dienstag und jeden zweiten Donnerstag waren die Belegärzte vom Hanse Hernienzentrum da. Hier ist es PJler-Aufgabe zu assistieren, was meist bedeutet, dass man an den Tagen von den anderen Patienten und Operationen recht wenig mitbekommt. Am Ende durfte ich hier auch selbst nähen. Hüft-TEPs sind auch PJler-Aufgabe und kommen schon mindestens einmal die Woche vor. Da ich die einzige PJlerin war, konnte ich mich hier natürlich nicht mit anderen abwechseln.
Ich hatte vorher kaum OP-Erfahrung und kann jetzt nach 4 Monaten sowohl offen, als auch laparoskopisch assistieren und habe verschiedene Nahttechniken angewendet (wenn auch nicht perfektioniert). Bei Interesse durfte man sich bei jeder OP dazustellen, meist auch mit einwaschen. Einen kleinen Eingriff (Infiziertes Atherom) durfte ich unter Anleitung selbst operieren.
Wenn im OP nichts war, was ich mir anschauen wollte, konnte ich jederzeit in die Notaufnahme und dort eigenständig Patienten aufnehmen (Anamnese, KU) und dann gemeinsam mit der Notaufnahme-Oberärztin das weitere Behandlungskonzept ausarbeiten. Außerdem durfte ich hier Kopfplatzwunden versorgen.
Ich konnte jeden Tag Mittag essen.
Jeden Tag um 14:30 war Röntgenvisite.
4x die Woche gab es PJ-Unterricht, hierbei hat der internistische, neurologische und psychiatrische PJ-Unterricht zuverlässig stattgefunden, der chirurgische Unterricht musste jede Woche von Neuem angesprochen werden und hat dann manchmal stattgefunden.
Ich habe wirklich fast immer pünktlich oder früher Feierabend gemacht.
Fazit: Insgesamt hat mir das Tertial gut gefallen, ich habe viele praktischen Erfahrungen gesammelt, durfte mich selbst völlig frei einteilen und hatte abgesehen von den Pflicht-OPs (siehe oben) kaum Vorgaben. (Dies führte manchmal dazu, dass ich etwas aktiver nach Arbeit suchen musste, aber die fand sich meist spätestens in der Notaufnahme). Zu Tertial-Beginn hatte ich ein Gespräch, in dem ich nach meinen Präferenzen und Zielen gefragt wurde und am Ende habe ich ehrliches Feedback bekommen. Das Team war klein und sehr nett, ich kannte alle und umgekehrt. Ich habe viele häufige chirurgische Krankheitsbilder gesehen und viele Standardeingriffe mitoperiert, ich stand wirklich fast jeden Tag eingewaschen im OP. Ich habe mehrmals wöchentlich unter Anleitung Patienten in der Notaufnahme betreut.
Ich hatte einen Spind, Kleidung, ein PJ-Telefon, Schlüssel für alle relevanten Bereiche und Zugang zur Patientensoftware ab Tag 1.
Ich denke, dass ich es im BKB sehr gut getroffen habe.