PJ-Tertial Anästhesiologie in Universitaetsklinikum Heidelberg (8/2020 bis 11/2020)

Station(en)
Mentorenprogramm, Gyn-OP, Kopfklinik, Intensiv
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Dieses Tertial kann ich nur ausdrücklich weiterempfehlen für alle, die mit dem Gedanken spielen, in der Anästhesie tätig zu werden oder auch - wie ich ursprünglich - einfach ein gutes Querschnittsfach als drittes Prüfungsfach haben möchten, von dem sie in allen Fachrichtungen profitieren können.
CORONA-JAHRGANG!!! Daher lief so manches etwas anders als sonst vielleicht, was ich aber auf keinen Fall als Unorganisiertheit oder Minuspunkt werten möchte.
Aber der Reihe der nach:

PJ-Vergabe: über die Pj-Platz-Vergabe der Heidelberger Studenten, in meiner Rotation seien wohl alle Bewerber genommen worden, in der anschließenden Rotation gab es wohl leider ein paar Absagen.

PJ-Rotation: 7-8 Wochen vor Tertialbeginn wurde ein persönliches Telefongespräch geführt mit der organisierenden Ärztin aus dem PJ-Team und darin die individuellen Rotationswünsche und Ziele abgesteckt. Diese wurden in meinem Fall alle erfüllt. Die Einteilung kam dann 1-2 Wochen später.

Allgemein zum Thema PJ im OP:
Ich fand es sehr sinnvoll, sich zu Ärzten dazuzugesellen, die man schon kennt (siehe auch Mentorenprogramm). Besonders im Laufe des Tertials macht es einfach mehr Sinn als sich jeden Tag bei neuen Leuten vorzustellen. Man hat keine fest zugewiesenen OPs, sondern kann sich im OP-Bereich frei bewegen. Das heißt auch, dass man von Einleitung zu Einleitung hüpfen kann, man aber auch den ganzen Tag in einem Saal verbringen kann, die Patienten von Schleuse bis Aufwachraum mitbekommt und in der Zwischenzeit etwas Zeit hat, über Aspekte der Narkose und Was-wäre-wenn-Situationen zu diskutieren.
Eher wenig machen darf man insgesamt bei Kindern und bei Privatpatienten (ist etwas Oberarzt-abhängig)...just saying, nicht dass sich jemand wundert.

Mentorenprogramm:
IdR beginnt das Tertial mit einem 4-wöchigen Mentorenprogramm. D.h. man begleitet einen erfahrenen Assistenz- oder Facharzt bei allen(!!) Diensten und hat einen enormen Lernzuwachs. Bei vielen Mentoren fährt man dann auch auf dem NEF mit (das war in unserer Rotation leider coronabedingt nicht erlaubt). Hier werden dann eigene Sicherheitsschuhe benötigt, Kleidung gibt es idR im Pool...habe ich mir sagen lassen...
Der entscheidende Vorteil ist, dass der Mentor genau weiß, wo die eigenen Stärken liegen und wo noch Verbesserungspotential ist. Daher sind die Tätigkeiten auch sehr vom eigenen Engagement und Interesse abhängig.
Mir hat das Mentorenprogramm sehr viel gebracht, weil man einen guten Eindruck bekommt, wie man als Anästhesist arbeitet und der Lernzuwachs in den ersten Wochen schon extrem groß ist.

Gynäkologie:
Prinzipiell zu empfehlen für den Start, weil kleinere Punkte und gesündere PatientInnen.
Der Gyn-OP besteht aus 6 Sälen, davon 1 Sectio-Saal (hier viel Spinalanästhesie!), 1 Kinderchirurgie (sehr spannend, kann und darf man aber nicht so viel machen), 1 Kinderherzchirurgie (tabu, nicht reingehen), und 3 Gyn-OPs (schwerpunktmäßig Mamma-OPs, Laparoskopien, teilweise auch einer davon als Derma-Saal), außerdem ein Eingriffsraum für Kürettage, Follikelpunktion, usw.
Zu empfehlen ist für den Anfang auf jeden Fall der Eingriffsraum: viele Nadeln, viele Larynxmasken, viele Narkosen, gesunde Patientinnen.

Kopfklinik:
Super abwechslungsreich, viele Fachrichtungen, gute Stimmung
In der Kopfklinik gibt es sehr viele verschiedene OPs...hier werden Operationen in jeder Größenordnung gemacht, angefangen bei kleinen Augeneingriffen, die von Schnitt bis "Nahtende" weniger als 10min dauern, über MKG-Rekonstruktionen, Wirbelsäulen-/Bandscheiben-Operationen bis zu HNO-Rekonstruktionen mit Lappentransplantationen und neurochirurgischen Tumorexzisionen in merkwürdigen Lagerungen und mit anästhesistischer Vollausstattung. Dementsprechend ist in der Kopfklinik wirklich für jeden was dabei. Augensaal sind viele Kurzeingriffe, so gut wie immer mit Larynxmaske. HNO-OPs sind auch sehr vielseitig, am besten mal die ein oder andere anschauen, dann bekommt man schnell ein Gefühl, was einen besonders interessiert. Neurochirurgie-OPs muss man aus anästhesiologischer Sicht mal mitbekommen haben. Die Eingriffe sind idR lang, Stimmung ist tw. angespannt, insgesamt herrscht eher Ruhe im OP, bietet manche Besonderheiten wie Lagerungen, große Ausstattung mit ZVK und Arterie, intraoperative MRT, Wachkraniotomie...

Intensiv:
interdisziplinäre Intensivstation der Chirurgie in meinem Fall. Sehr komplexe Fälle und schwerstkranke Patienten (ist halt auch ne Intensivstation)
Die Stationsauslastung in meiner Intensivzeit war lt. Stationsärzten deutlich unter Normalbetrieb, bedingt durch den anstehenden Umbau der chirurgischen Klinik war die Station tendenziell eher wenig belegt.
Prinzipiell ist es hier immer zu empfehlen, sich an die Visiten dranzuhängen und sich bei Sonographie, VAC-Wechsel und Wegewechsel immer gleich mit dazuzustellen. Zeigt man hier Engagement darf man mit der Zeit mal eigene Patienten betreuen und den ein oder anderen Weg wechseln und kann sich mit den Ärzten über die intensivmedizinische Therapie insb. bei Sepsis usw. unterhalten.
Achtung: Schichtdienst - Wir waren zu zweit und haben im Wechsel eine Woche Früh- und Spätdienst gemacht. Frühdienst geht um 7 Uhr los und geht bis 15 Uhr, Spätdienst hieß es bei uns von 13-21 Uhr. Tägliches Stationsfrühstück.

PJ-Unterricht:
Coronabedingt bei uns leider überwiegend über Online-Seminare 1x/Woche, zu Beginn noch Workshops in Kleingruppen. Die zuständige Ärztin hat sich jedoch super viel Mühe gegeben, für uns immer wieder spannende Themen anschaulich vorzubereiten und ist auf Vorschläge unsererseits eingegangen. Kleiner Tipp, falls es immer noch Online sein sollte, wenn ihr bei uns seid: Mikrofon anmachen, macht deutlich mehr Spaß und man lernt mehr dabei ;)

TTE/Sono-Kurs:
Ein Kurs für Assistenzärzte der Klinik, 2,5 Tage dauernd, als PJler darf man den gesamten Kurs anschauen, wenn man sich dafür im Gegenzug als Sono-Modell zur Verfügung stellt. Mit Skript, Verpflegung und Teilnahmebescheinigung.
Inhalt des Kurses sind Notfall-Sonographie, insbesondere eFAST und und TTE-Einstellungen zur groben kardiopulmonalen Beurteilung.
Ausdrückliche Weiterempfehlung!!

Gehalt:
Da gefühlt jeden Monat eine neue Corona-Verordnung rauskam: schwankend. Es wurde so viel ausgezahlt, wie als Richtlinie maximal von der Klinikleitung vorgegeben wurde, Fehltage werden nicht abgezogen.

Fazit:
Bis jetzt mit großem Abstand das beste Tertial:
Extrem motiviertes Team, sehr tolles, vielseitiges Fach und viele Rotationsmöglichkeiten, hoher Lernzuwachs
Do it!

LG!!
Bewerbung
Anmeldung innerhalb des PJ-Vergabeverfahrens für Studenten der Uni Heidelberg
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Blut abnehmen
EKGs
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Punktionen
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07