Im Städtischen Krankenhaus wird man als PJler*in für jeweils vier Wochen in insgesamt vier Bereichen eingeteilt: Auf einer rein allgemeinchirurgischen Station, in einer rein unfallchirurgischen Abteilung, auf einer gemischt internistisch-allgemeinchirurgischen Station sowie in der chirurgischen Notfallambulanz.
Anpfiff ist morgens zur Visite um 07:15, um 8 Uhr geht es zur Frühbesprechung (Corona-bedingt für uns ausgefallen) und ab 08:15 sind die ersten OPs zu besetzen. Wer nicht in den OP geht, bleibt auf Station und geht den klassischen Aufgaben nach: Vigos, Blutentnahmen, Briefe schreiben, Kaffeetrinken etc.
Eine gute Absprache unter den PJler*innen im Hinblick auf den OP-Plan ist dabei der Schlüssel zu einem fairen Tertial für alle: Denn je nach Jahreszeit sind bis zu 12 PJler*innen (ggf. plus Famulanten*innen) anwesend, welche die insgesamt drei Operationssäle besetzen sollen. Dabei werden zeitweise bis zu 6 PJler*innen gleichzeitig benötigt - durchschnittlich sind aber meist nur 2 oder 3 von uns zur Zeit im OP gewesen. Grundsätzliche Infos zur OP-Planung sind dabei relativ zuverlässig dem OP-Plan zu entnehmen; definitiv einberufen wird man über eines der beiden PJler-Telefone, welche es als Kern-PJler-Aufgabe von 07:15 bis 15:45 zu besetzen gilt. Erfahrungsgemäß ist es sinnvoll, mindestens einen Spätdienst einzuteilen (von 15-23 Uhr; gibt einen Tag extra frei), der die "fiesen Übergangs-OPs" abfängt, die gegen 15 Uhr beginnen :).
Um 15 Uhr endet der Tag zumeist mit einer weiteren Besprechung (an der wir Corona-bedingt ebenfalls nicht teilgenommen haben). Wer gegen 14.30 noch in einer OP beginnt, kann sich entweder durch den Spätdienst auslösen lassen oder bleibt ggf. auch mal ein paar Minuten länger. Grundsätzlich gilt aber: Auch, wenn PJler*innen als fester Bestandteil des OP-Plans den Laden mit am Laufen erhalten, akzeptieren alle, dass für uns um 15:45 Feierabend ist - wer also los muss/will, kann auch los. So selbstverständlich, wie das klingt, ist dies ja leider nicht in jedem Klinikum.
Wochenddienste sind ebenfalls möglich (zwei Tage frei). Insgesamt können durch Dienste 10 weitere Fehltage herausgearbeitet werden. Da wir zwischenzeitlich zu 14. waren und es für 4 Student*innen/Station auch ohne Corona nicht genug Arbeit gibt, ist eine entsprechende Fehltageinteilung sinnvoll. Solange es für alle grecht bleibt und die PJler-Pflichtaufgaben erfüllt werden (insbesondere BEs, Vigos, OPs besetzen), kann man im Sinne aller Beteiligten auch mal früher verschwinden/später kommen.
Mein einziger Kritikpunkt an diesem Tertial ist die zumeist mangelhafte Betreuung: Als PJl*erin ist man hier noch stärker auf sich allein gestellt, als in anderen Fachbereichen. Natürlich gibt es immer ein paar Ärzte*innen, die einem viel beibringen möchten, doch dem Stationsalltag geschuldet bleibt meist wenig Zeit für Studentenbetreuung. Also: Selber Aufgaben einfordern, Eigenengagement zeigen. Insbesondere in der Notfallambulanz kann man (auch hier leider Arzt-abhängig) eine Menge mitnehmen und selber praktisch tätig werden (Anamnese, KU, Sono, Nähen, etc).
Betonen möchte ich den extrem wertschätzenden Umgang mit Studierenden, der - leider - im chirurgischen Bereich alles andere als selbstverständlich ist. Natürlich mag es vorkommen, dass gestresste Operateure*innen sich mal im Ton vergreifen, ungeduldig werden oder vergessen, dass man den Job nicht ebenfalls schon seit 10 Jahren macht; doch alles in allem bin ich im Studium selten einem so durchweg lieben, fröhlichen Team begegnet (von Pflegepersonal bis hin zur Chefin). Austauschbare Hakenhalterin war ich nur äußerst selten. Ich habe mich wirklich wohl gefühlt und bin dankbar für die Geduld und Wertschätzung, die mir entgegengebracht wurde.
P.S.: Auslösen (zum Mittag) geht immer. Niemand muss verhungern ;)