Organisation:
Die Organisation in diesem Spital läuft perfekt ab. Es gibt nichts, was nicht funktioniert. Alles in gewohnter Schweizer Qualität. Die Bewerbung sollte ca. 2 Jahre im Voraus abgeschickt werden, da dieses Spital extrem beliebt ist für Unterassistenten (=PJ-ler). Aktuell ist Tamara Sommer die zuständige Personalleiterin. Ihr bekommt ca. 3 Monate vor Beginn eine sehr ausführliche Email mit allen Informationen, die ihr braucht. Und wenn noch Fragen offen sind, kann man sich jederzeit melden und man bekommt sofort eine Antwort.
Wohnung:
Für Unterassistenten werden Personalzimmer zur Verfügung gestellt. Ihr wohnt also zusammen mit 3 oder 4 anderen UHU’S (Unterassistenten) in einer WG, habt aber natürlich euer eigenes Zimmer. Die Wohnung ist unmittelbar neben dem Spital, eher alt aber sie hat alles was man braucht und man fühlt sich sehr wohl. Man bezahlt je nach Zimmergröße 305 -360 CHF, was für die Schweiz echt wenig ist. Diese werden monatlich direkt vom Gehalt abgezogen. Einmal pro Woche kommt eine Reinigungskraft und putzt die Wohnung. Ich wohne in einem großen Zimmer; in dem stehen 2 separate Betten und eine große Couch.
Spital:
Das Spital ist sehr, sehr klein aber super süß. Es wird eine Du-Kultur gelebt (bis auf ein, zwei Ausnahmen). Alle Mitarbeiter kennen dich spätestens nach 3 Tagen und sprechen dich mit dem Vornamen an, alle sind sehr freundlich und es herrscht wirklich eine super angenehme Atmosphäre. Die Hierarchien sind flach und auch die Stimmung ist überall sehr gut, insbesondere bei der Pflege sehr viel besser als wie ich es aus Ö und D gewohnt bin. Also das ist definitiv ein großes PLUS.
Dienste:
Man hat als medizinischer Uhu meistens Frühdienste. Diese gehen von 07:30 bis um ca. 17:30h. Der Tag beginnt mit dem Frührapport um 07:45h. Danach macht man aktuell die Corona-Abstriche. Das dauert je nachdem wieviele angemeldet sind zwischen einer halben Stunde und 1,5 Stunden. Der Assistenzarzt geht währenddessen auf Visite und man kann sich dann anschließen wenn man fertig ist mit den Abstrichen. Sollte etwas medizinisches (nicht chirurgisches) auf dem Notfall laufen, ist man dafür zuständig. Also man macht schon mal Anamnese, Untersuchung und meldet in Rücksprache mit dem Assistenzarzt ggf. Röntgen/Labor etc. an. Dann bespricht man den Patienten mit dem Assistenzarzt und kann ihn bei einfachen Diagnosen selbstständig therapieren und entlassen. Dadurch lernt man super viel und es macht mega Spaß. Aber wenn viel auf dem Notfall gleichzeitig ist, dann ist das natürlich etwas stressig, aber bei diesem kleinen Spital alles im Rahmen! Oft wir der Spätrapport, der eigentlich um 17h angesetzt ist vorgezogen weil wenig los ist. Dann findet er um 16:00h statt und man darf danach gehen. Selten auch schon mal um 15h. Oder wenn gar nichts los ist, müssen wir UHUs auch den Rapport gar nicht abwarten, sondern können früher heim gehen.
1x die Woche ungefähr hat man Pickett-Dienst. Also Rufbereitschaft. Dann bekommt man ein Handy zwischen 17:00 und 07:30 und hütet dieses. Sollte es klingeln (Notsectios in der Nacht, Notoperationen in der Nacht) muss man parat sein zum Assistieren. Wie oft das klingelt, ist ganz unterschiedlich. Ich hatte sehr viel Glück und ich wurde in 4 Monaten nur 1 mal um 21h gerufen, was sehr human ist. Andere hatten aber mehr Pech. Gerufen wird man aber ausschließlich für Operationen/Sectios. Da der Pickett-Dienst aber schon um 17:00 beginnt, muss man oft nach dem Frühdienst länger bleiben und in den OP weil Frakturen, die am Tag selbst auf den Notfall kommen, häufig dann ab 17h operiert werden. Und dann sind nicht mehr die chirurgischen UHUs zuständig, sondern der Pickett. Das war bei mir natürlich schon öfter der Fall. In meiner Zeit hier war ich also so um die 6-8 mal im OP, was eine angenehme Abwechslung zum Alltag ist.
Hatte man Pickett an einem Tag dann hat man am nächsten Tag Spätdienst (damit man ausschlafen kann, falls was in der Nacht gewesen ist). Der Spätdienst geht von 14:00 bis um 22:30h und man ist ausschließlich für den Notfall zuständig, und zwar chirurgisches + medizinisches. Auch hier gilt, wenn wenig los ist, wird man in der Regel früher heimgeschickt. Da kann man aber natürlich auch Pech haben und nur Dienste haben, wo viel los ist.
Es arbeiten 2 UHU’s auf der Inneren Medizin und 4-5 auf der Chirurgie.
Wochenenddienste:
1x im Monat hat man Wochenenddienst. Das heißt, Freitag-Sonntag Frühdienst plus Pickett. Das kann anstrengend sein oder aber auch sehr entspannt. Kommt einfach immer drauf an, wieviele Leute auf den Notfall kommen.
Team:
Das Team der Inneren Medizin besteht aus 3 Kaderärzten und 4 Assistenzärzten + 2 UHUs. Die Assistenzärzte wechseln meistens nach einem Jahr das Spital, da es ein C-Spital ist (sehr klein und in der Schweiz wird nur 1 Jahr angerechnet), sodass diese meistens Frischlinge direkt nach dem Stex sind. In meiner Zeit waren ausschließlich super nette Ärzte da und ich habe mich super wohl gefühlt. Da das so oft ändert kann ich diesbezüglich nichts versprechen. Denn auch die Chefärzte gehen wohl bald weg.
Essen:
Als UHU bekommt man Frühstück, Mittagessen und Abendessen kostenlos. Dazu 3 Freigetränke pro Tag. Das ist wirklich richtig cool, weil man dadurch keine (kaum) Ausgaben hat. Und das Essen schmeckt wirklich mega gut, und ist auch sehr abwechslungsreich. Auch an freien Tagen, kann man sich seine 3 Essen und Getränke holen, das ist wirklich top. Mittags isst man meistens mit dem Team in der Cafeteria und abends stehen die Tabletts mit dem Abendessen+Frühstück im 2. Stock und man kann sich das Essen in die Wohnung holen und dort essen. Meistens essen wir UHUs alle gemeinsam zu Abend in einer der WGs, was sehr schön ist.
Umgebung:
Zu guter Letzt noch kurz zur Umgebung. Die ist wirklich ein Traum. Man hat eine wunderbare Aussicht auf die (verschneiten) Berge, es gibt tolle Spazierwege, Wanderungen und im Winter Ski/Schlitten/Langlauf-Angebote. Den Sommer in Thusis habe ich nicht mitbekommen aber von Erzählungen weiß ich, dass der auch sehr schön sein soll und die UHUs abends oft gemeinsam gegrillt haben. Besser kann man es sich als Sport-/Naturbegeisterter UHU hier wirklich nicht wünschen. Der Ort an sich ist super klein, aber Chur, die nächstgrößere Stadt ist nicht weit.
Sprache:
Ein kurzes Wort noch zur Sprache. Hier wird Schwyzerdütsch gesprochen und am Anfang war es für mich als Nicht-Schweizer echt schwieriger als erwartet. Ich hab die Leute zum Teil nicht verstanden und musste mehrfach nachfragen, was super anstrengend war. Nach 1-2 Wochen hat sich das gottseidank gebessert und es wurde von Zeit zu Zeit einfacher. Mittlerweile wundere ich mich, dass ich die Leute anfangs nicht verstanden habe. Also am Anfang nur nicht die Hoffnung aufgeben :D.
Also Fazit: Früh genug in Thusis bewerben!! Das lohnt sich.