PJ-Tertial Chirurgie in Helios Klinikum Schleswig (11/2020 bis 1/2021)

Station(en)
Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Kiel
Kommentar
Das Chirurgie-Tertial in Schleswig ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert für alle, die chirurgische Basics gut lernen möchten und Wert auf einen guten und wertschätzenden Umgang im Team legen.
Ich war in meinem gesplitteten Tertial in der Viszeralchirurgie und der Gefäßchirurgie. Zur gleichen Zeit gab es noch 2 weitere Chirurgie-PJs, sodass in jeder Fachrichtung (Viszeral, Gefäß und Unfall) jeweils ein PJ war. Während meiner Zeit wurde kurzzeitig das OP-Programm Corona-bedingt reduziert, was ein paar freie Nachmittage beschert hat. Dem Lernerfolg hat das aber nicht geschadet.
Ich wusste von Anfang an, dass ich nicht Chirurg werden möchte und auch die Ärz*innen wussten das relativ schnell. Das hatte aber keinerlei Einfluss auf deren Verhalten mir gegenüber und meine Zeit in Schleswig hat Chirurgie sogar eher zu einer möglichen Option gemacht.

Allgemeines
- Die Organisation durch das Sekretariat der Viszeralchirurgie ist absolut super. Wir haben am ersten Tag ein eigenes Telefon bekommen (auf allen Telefonlisten standen auch schon unsere Nummern), Schlüssel für die Klinik und einen Spind sowie einen IT-Zugang.
- Mit dem IT-Zugang konnten wir sehr selbstständig arbeiten, hatten Zugriff auf alle nötigen Unterlagen und konnten Untersuchungen selbstständig anmelden.
- Das Klinikinformationssystem (von SAP) war leider das bisher schlechteste, was ich erlebt habe. Insbesondere gab es kein Modul für Medikamentenverordnungen. Diese mussten alle von Hand auf einen Verordnungsbogen geschrieben werden und wurden dann von der Pflege in die Papierakte übertragen. Das ist super umständlich und irgendwie nicht mehr richtig zeitgemäß.
- Auch wenn ab und zu mal eine OP länger gedauert hat, konnte man eigentlich immer pünktlich (15:30) gehen. Wenn nichts mehr zu tun war, musste man auch vorher keine Zeit mehr sinnlos absitzen.
- Zusätzlich zu der Aufwandsentschädigung gab es ein Zimmer im Personalwohnheim und kostenloses Mittagessen (gut aber manchmal etwas zu kleine Portionen, Currywurst mit Pommes war aber ausdrücklich nicht mit drin). Man hätte wohl auch noch Brot und Aufschnitt für Abends mitnehmen können.
- Das Personalwohnheim ist super nah (5min zu Fuß) und für kurze Zeit akzeptabel. Leider wirkt es aber so, als sei da seit Jahrzehnten ausschließlich das Allernötigste gemacht worden. Die Zimmer sind sauber aber nicht wirklich lebenswert. In jedem Zimmer gibt es einen super lauten Kühlschrank (der Schlafen tatsächlich schwierig macht), dafür keinen in der Küche. Insgesamt gibt es in der Küche außer einem alten Herd, Backofen und fließend Wasser auch nichts. Bzw. bei uns zu Anfang irgendwelche toten Maden, die aber immerhin schnell beseitigt wurden (aber wer weiß wie lange da schon rumlagen). Das Personalwohnheim passt insgesamt nicht wirklich zu der ansonsten tollen Erfahrung in Schleswig.

Viszeralchirurgie
- Das Team ist insgesamt sehr erfahren, sodass man immer schnell kompetente Antworten bekommt und auch viel Zeit im OP verbringen kann (wenn man möchte), weil niemand einen OP-Katalog vollkriegen muss
- Alle Ärzt*innen hatten großes Interesse daran, uns etwas beizubringen. "Klappe und Haken halten" gab es überhaupt nicht. Es wurde zwar erwartet, dass man sich nach einigen OPs auch ein bisschen anatomisch auskannte aber es herrschte jederzeit eine super und humorvolle Stimmung im OP.
- Morgens gab es immer eine Oberarztvisite (zweimal wöchentlich Chefarztvisite), bei der man auch die eigenen Patienten vorgestellt hat. Aufgrund der Erfahrung des Teams konnten die meisten Entscheidungen direkt getroffen und ggf. den PJs erklärt werden.
- Anschließend gab es eine Röntgenbesprechung mit der Unfallchirurgie und dem Nachtdienst. Besondere Röntgenbilder wurden oft extra erklärt.
- Danach gab es noch eine kurze Besprechung innerhalb der Abteilung. Meist wurde man als PJ hier auf die OPs verteilt, sodass man den eigenen Tag auch etwas planen konnte oder sich auf OPs vorbereiten konnte.
- Auf Station standen meistens einige Blutentnahmen (die Laborwerte hat man nach der Visite meist selbstständig angemeldet) oder Zugänge an, die sich aber in einem sehr humanen Rahmen hielten. Wenn man früh zu einer OP musste/wollte, konnte man sich auch immer mit den anderen PJs absprechen.
- Im OP wurde meistens der Verlauf erklärt (mindestens auf Nachfrage), man hat assistiert und Kamera geführt ab und zu durfte ich auch was rausstaplen. Am Ende durfte man meistens zunähen, sodass ich nach den zwei Monaten relativ sicher nähen konnte. Auf jeden Fall hatte man am Tisch immer das Gefühl, die Zeit sinnvoll zu verbringen.
- Neben OP und Station konnte man auch die Notaufnahme mit betreuen. Wenn man das Diensttelefon bei sich hatte, wurde man von der Pflege angerufen und konnte sich die Patienten erst einmal selbstständig angucken und dann mit dem zuständigen Oberarzt besprechen. Der legt großen Wert auf Selbstständigkeit, ist aber bei Unsicherheiten immer vorbeigekommen.
- Zu meiner Zeit gab es einmal die Möglichkeit, bei einer Organentnahme, die durch ein externes Team durchgeführt wird, zu assistieren. Das war ziemlich interessant und ich durfte am Schluss den sehr großen Schnitt wieder zunähen.

Gefäßchirurgie
- Die Abteilung ist zwar klein, bildet aber trotzdem ein relativ breites Spektrum an Krankheitsbildern ab. Während meiner Zeit hier wurde leider das OP-Programm Corona-bedingt eingeschränkt. Dennoch konnte ich einiges sehen.
- Das Team ist super. Jegliche Chirurgie-Vorurteile wurden hier zu 100% widerlegt.
- Im OP war meist etwas weniger zu assistieren aber trotzdem wurde gut durch die OPs geführt und die Durchleuchtungsbilder erklärt. Am Ende durfte ich auch ein Abszess unter Aufsicht selbstständig spalten.

Unfallchirurgie
- Ich war selber nicht in der Unfallchirurgie eingeteilt, weil ich die zweite Hälfte des Tertials hauptsächlich in der Unfallchirurgie an einer anderen Klinik verbracht habe. Einmal habe ich dennoch bei einer Hüfte assistiert, weil eine Person fehlte. Die Operation mit dem Chefarzt war super angenehm, er hat sich mehrfach für mein Einspringen bedankt und insgesamt war auch hier wieder eine große Wertschätzung gegenüber Studierenden zu spüren.

PJ-Unterricht
- Es gibt einen Plan für den PJ-Unterricht anhand dessen man die jeweiligen zuständigen Ärzt*innen ansprechen konnte. Der Unterricht war meistens ziemlich lehrreich. Der Chefarzt der Viszeralchirurgie (der auch PJ-Beauftragter ist) nimmt selber regelmäßig Examina ab, sodass er v.a. examensrelevantes gelehrt hat und großen Wert darauf gelegt hat, dass wir die Basics der Chirurgie verstehen.

Schleswig
- Schleswig ist relativ klein und im Winter kann man da nicht so viel machen. Unter Corona-Bedingungen noch weniger. Wer an den Wochenenden eh nach Hause fährt, wird das nicht stören. Im Sommer kann man aber z.B. auf der Schlei segeln und ist in kurzer Zeit am Meer.
- Ein Rewe ist 5min vom Wohnheim entfernt und auf dem Stadtfeld auf halbem Wege kann man kostenlos parken.
Bewerbung
Ãœber das PJ-Portal
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Punktionen
Blut abnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
420

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.2