Ich kann mich den vielen guten Bewertungen für das chirurgische PJ in Weilheim hier nur anschließen. Meine Zeit in Weilheim war trotz Corona und der Tatsache, dass aus mir zu 99.9% kein Chirurg wird, echt spitze.
Zum Klinkalltag:
Der Tag begann mit einer Morgenbesprechung mit den Aufnahmen des gestrigen Nachmittags und der Nacht. Zusätzlich wurden alle durchgeführten Bildgebungen besprochen. Danach ging es zu den fachspezifischen Besprechungen bzw. direkt zur Visite der Patienten. Diese dauerten je nach Fachbereich etwas länger, es waren dafür aber meist ein komplettes Team aus Pflegenden, Oberarzt und 2 Assistenzärzten bei der Visite dabei und man hat sich immer gut aufgehoben gefühlt, konnte Zwischenfragen stellen und bei der Patientenversorgung helfen. Anschließend ging es entweder in den OP oder zum Blutabnehmen. Ich muss tatsächlich sagen, dass mich das Blutabnehmen die meiste Zeit nicht wirklich gestört hat, da wir genügend PJler waren und uns da ganz gut arrangiert haben. Teilweise war man allerdings dann doch auch mal gut 2-3h damit beschäftigt (aber hey besser als faul in der Ecke sitzen und immerhin kann man es jetzt). Wenn ich mir überlege, was für Venen ich anfangs nicht getroffen habe und wo ich nach 3 Monaten alles Blut rausbekommen habe oder Viggos gelegt habe, bin ich teilweise fast stolz auf mich gewesen. Wenn man aber doch mal Hilfe benötigt hat, war meist auch ein Assistenzarzt zur Stelle und hat dann ausgeholfen oder man hat sich zwischen den anderen Mitstudenten geholfen. Meist ging es dann nach dem Blut abnehmen in den OP oder man hat auf Station etwas ausgeholfen, Briefe geschrieben, Fäden/Klammern entfernt, Verbände gewechselt oder sonstige kleinere Tätigkeiten übernommen. Gegen 12uhr hat man sich meist mit den anderen Kommilitonen zum Essen getroffen. Das Essen wurde gestellt, wiederholte sich alle 3 Wochen und ja, nach so 2 Monaten wusste man dann auch, welche Essen geniessbar waren und auf welche man lieber verzichtete. Grundsätzlich bestand aber, immer wenn man kein Essen bestellt hatte, die Möglichkeit, sich stattdessen etwas (Belegte Brötchen, Kuchen, Salat) bei der Cafeteria zu holen. Um 15.30uhr war dann Nachmittagsbesprechung und meist ging es sofort danach nach Hause. Ein paar mal durfte man auch früher gehen, meist wenn selbst den Assistenzärzten etwas langweilig war und es einfach nichts mehr sinnvolles zu tun gab.
Fortbildungen:
Es fanden im Endeffekt mindestens 3 mal pro Woche Unterricht statt, den man besuchen konnte. Vorteil des kleinen Hauses war es, dass man auch zu den internistischen Fortbildungen jederzeit gehen konnte. So bestand die Woche aus einem EKG-Kurs durch den internistischen Chefarzt, 1 Kurs über ein internistisches Fachgebiet und einer chirurgischen Fortbildung (Nahtkurs, Untersuchungskurs, Sonographie). Insgesamt wirklich richtig gut und viel mehr als ich erwartet hatte.
Rotationen:
In unserer Zeit war man jeweils 4 Wochen auf der Gefäßchirurgie, 4 Wochen Allgemein-/Viszeralchirurgie, 4 Wochen Unfallchirurgie, 2 Wochen in der Notaufnahme und 2 Wochen auf der Intensivstation. Das gewährt einem wirklich einen Einblick in alle Fachrichtungen der Chirurgie und ich fand es so echt super, da man dadurch viel unterschiedliches sehen durfte. Highlight ist natürlich die Notaufnahme, bei der man in Rücksprache mit dem zuständigen Assistenzarzt fast alles alleine machen darf. Auch die Intensivstation war ziemlich cool, da man hier auch in Kontakt mit wieder anderen Fachdisziplinen kam und so auch internistische Patienten betreuen konnte. Zusätzlich bestand freiwillig die Möglichkeit bei Diensten mitzumachen und so etwas mehr Zeit auf der Notaufnahme zu verbringen. Selbst die OPs bieten durch die veilen Rotationen echt viel Abwechslung und man war halt nicht bei der 20igsten Hüft-TEP dabei, sondern konnte stattdessen bei einer Bypass-OP helfen, Kamera führen oder Varizen ziehen. Zwischendurch war immer Zeit für Fragen oder die OP wurde kurz angehalten, damit auch wenn man mal bei schlechter Sicht Haken halten musste, zumindest zwischendurch komplett in die Operationswunde einsehen konnte oder spezielle Sachen einmal fühlen konnte.
Freizeit/ Wohnung
Ich persönlich habe bei Freunden gewohnt und hatte deshalb trotz Corona eine super Zeit. Viele anderen haben im Wohnheim bzw privat organisierte Wohnung oder daheim gewohnt. Grundsätzlich werden 350 Euro Gehalt gezahlt + eine Unterkunft für bis zu 300 € (oder Fahrtkosten in dieser Höhe) gestellt. Ich finde das ist für deutsche Verhältnisse echt ein faires Gehalt, gleichzeitig würde man sich aber natürlich nicht über mehr beklagen. In Berlin hätte ich allerdings fast überall gar nichts bekommen und mehr für die Wohnung gezahlt. Für mich also eine Win-Win-Situation. Freizeittechnisch ist die Region der Hammer und das obwohl kein einziger Skilift offen hatte und ich eigentlich auch deswegen ins Alpenvorland gekommen bin. Stattdessen war ich viel wandern und Rodeln, aber auch Icehockey spielen uvm. Wer auf eine ländliche Region mit vielen kleinen Dörfern steht, kann hier eigentlich nicht viel falsch machen.
Fazit:
Ich hatte eine echt tolle Zeit und kann das Krankenhaus wirklich nur wärmstens weiter empfehlen. Ich denke, dass das Klinikum Weilheim trotz der recht "kleinen" Größe ziemlich viel zu bieten hat und das dort auch sehr gute Arbeit geleistet wird. Ich habe viel gelernt, Operationsroboter im Einsatz gesehen und es wurde einem recht viel Vertrauen entgegen gebracht. Es war ein super Start in mein PJ und wenn die anderen Stationen nur ähnlich gut werden, dann bin ich mit meinem PJ sehr sehr zufrieden.
PS: Ich muss allerdings auch dazusagen, dass ich viel Glück mit meinen Mit-Pjlern hatte und das die Zeit nochmal viel viel angenehmer gemacht hat. Wenn ihr das hier lest - danke für die gute Zeit :D