Das Tertial war sehr durchwachsen. Ich war zuvor bereits 4 Monate in der Chirurgie in D gewesen, wo man sich sehr viel Mühe gegeben hatte, deswegen war ich zusammenfassend doch etwas enttäuscht.
Aufgaben:
- Patienteneintritte. Das ist die eigentliche Hauptaufgabe und die Daseinsberechtigung für alle UAs. Die kleinen Patienten treten ca. 2 h vor ihrer OP ein (manchmal auch am Tag vorher) und müssen dann sofort angesehen werden. D.h. eine grundsätzliche körperliche Untersuchung ("Status", auf Lunge, Bauch, Herz, Pupillen und in den Mund schauen, sowie einmal auf das OP-Gebiet gucken) und Mini-Anamnese (steht meist schon alles im Sprechstundenbrief, d.h. Impfstatus, Gerinnung, Medis und Allergien). Das trägt man dann in den PC ein, sodass die Assis das dann in den Arztbrief einfügen können. Das ist dann meist auch das erste mal, dass sich jemand anschaut, was man gemacht hat, Feedback gibt es selten (ist ja auch kein Hexenwerk, aber es checkt auch keiner von den Assis ob der neue UHU überhaupt Erfahrung mit Kiddies hat und weiss, wie man ein Baby untersucht oder überhaupt schon mal untersucht hat...). Prinzipiell interessiert es keinen was man macht. Man muss den Assis nur Bescheid sagen, wenn das Kind krank wirkt. Das ist allerdings praktisch die einzige Aufgabe, die man hat. Dank der dummen Eintritte (nach einiger Zeit gehen die einem wirklich auf den Keks) kann man oft auch nicht bei ganzen OPs zuschauen (weil zwischendurch kommt ein Eintritt...) oder auf Visite mitgehen (...weil Eintritt...) oder eben nur teilweise. Das nervt wirklich extrem. Es wird von den UAs auch nicht erwartet, dass sie auf Visite dabei sind, das ist mehr so "extra". Man ist immer willkommen, aber es wird eben auch nicht erwartet. Dazu kommt, dass man oft mehreren Abteilungen zugeordnet ist, d.h. man kommt gar nicht in die Krankheitsbilder einer Abteilung oder das Team einer Abteilung rein, weil man ständig springt. Jetzt nach 4 Monaten habe ich so meinen Rhythmus gefunden, aber am Anfang war das einfach nur stressig. Die Assis rotieren auch in den Abteilungen, sodass man nach und nach mit allen mal gearbeitet hat. In einigen Abteilungen darf man auch in die Sprechstunden mit, z.B. in der Plastischen oder die Spina Bifida Sprechstunde der Uro.
- Pikettdienst. 1-2 Wochen im Monat eine Woche durchgehend. Start um Mitternacht in der Nacht von So auf Mo bis 7.30 Uhr des jeweiligen morgens, Ende Donnerstag 7.30 Uhr. Je nachdem wie viele UAs da sind, bis zu 2 Wochen im Monat. Man wird super selten angerufen, trotzdem schläft man schlechter, da man auf das Telefon hört. Falls du nicht weisst, was das ist: Du bist auf Abruf zum Hakenhalten im OPS.
- Ab und an darf man im OPS assistieren (ca. 1-2 OPs in der Woche, manchmal mehr). Es gibt gute Tage und Abteilungen in denen man öfter ran darf (z.B. Uro oder Ortho), und Abteilungen, wo man nie gefragt ist (z.B. Neurochirurgie). Manchmal haben die Assistenten Zeit und "schnappen" sich dann die OP, sodass man nicht an den Tisch darf. Verständlich, aber trotzdem frustrierend, denn man will ja auch assistieren. Sie haben sehr viele spannende OPs und man sieht sehr viel, keine Frage. Auf Nachfrage wird immer erklärt, Sasha fragt auch gerne ab ;). Aber niemals böswillig oder gemein. sie nehmen es auch alle nicht übel, wenn man etwas nicht weiss. Man ist auch grundsätzlich in jeder OP zum Zuschauen willkommen. Insbesondere in der UCH darf man auch manchmal OSMEs selber machen oder andere kleine Eingriffe, was wirklich extrem cool, aber auch extrem selten ist. Leider. Manchmal darf man auch nähen und wirklich "assistieren", z.B. in der Uro. Ist jedoch alles nicht so häufig.
Gestartet wird spätestens um 07.45 Uhr mit dem Frührapport, in dem die Aufnahmen der Ancht aus der Notaufnahme vorgestellt werden.
Hat man bereits einen früheren Eintritt, z.B. um 07:00 Uhr, muss man auch dann schon da sein.
Um 16.00 Uhr ist der Spätrapport, indem die Aufnahmen für den nächsten Tag und bildgebende Diagnostik für die Kinder auf Station besprochen wird.
Donnerstags ist meistens eine Fortbildung um 15.30.
Dienstags ist oft eine Fortbildung um 16.30 Uhr. Anwesenheit ist nicht obligatorisch, aber erwünscht.
Feiertage sind normalerweise frei.
Die Menschen hier sind wirklich extrem nett. Das Team besteht aus Ueli Moehrlen, dem CA, den LOA, OÄ (eher FÄ im Training) und den Assis (v.a. Pädiater im Fremdjahr, und einige "echte" Kinderchirurgie-Assis).
Das Menü in der Cafeteria kostet 8,40 Franken, es gibt auch eine Salatbar. Ist sogar relativ gut.
Insgesamt kann ich das Tertial eher nicht für Menschen empfehlen, die wie ich in die Kinderchirurgie möchten, da der Praxis-Anteil sehr gering ist und das etwas schade ist. Für ein "Spass"-Tertial in Zürich sind die Arbeitsszeiten auch etwas zu lang. In meinem letzten Tertial konnte ich viel öfter in den OP und mehr machen, war mehr auf Station eingebunden, und habe von den Patienten auf Station überhaupt was mitbekommen. Hier ist das leider keine Selbstverständlichkeit. Ich bin immer an den Assis dran, und laufe mit, wo es geht, sodass ich was lerne, aber es ist mit viel Eigeninitiative verbunden, was sehr erschöpft und frustriert. Es gibt zudem soviele UAs (es ist immer mind. 1-5 da), dass man so zur Selbstverständlichkeit geworden ist, dass es keinen grossartig interessiert, was du machst. Je mehr UAs, desto besser, weil du dann weniger Abteilungen gleichzeitig betreuen musst und die Chance hast, dich mit einer Fachrichtung mehr zu beschäftigen.
Für diejenigen, die sich überlegen hier anfangen zu wollen (gehöre selber nicht dazu: Kurzzeitige Stellen werden sicher immer wieder mal frei, aber sonst gilt für die "guten" Stellen in der Schweiz mind. 2 Jahre vorher bewerben. In der KCH hier werden auch nur Leute mit Vorerfahrung, entweder in der Pädi oder der Ch genommen. Verträge laufen meist über 1 Jahr, meist 2.
Freizeit in Zürich erklärt sich von selbst, dank sinkender Inzidenzzahlen hat immer mehr aufgemacht.
Zum Wohnheim: 630 Franken pro Monat, genau dieser betrag nochmal zusätzlich als Kaution und davon gehen am ende nochmal 170 Franken für die Endreinigung ab. Gibt mehrere Wohnheime, ich war in der 55 (sie sehen alle gleich aus). Die Zimmer sind eigentlich sehr nett und haben erstaunlich viel Stauraum in den Schränken. Es ist sehr 80er Jahre Style mit Holz. Es gibt ein Bett, einen Tisch, einen kleinen Beistelltisch, einen Kühlschrank, und einen langen Fenstertisch mit Stuhl, sowie eine Kommode. Waschbecken ist im Zimmer Die Zimmer sind leider sehr hellhörig. Etwa 15 Personen aller Nationen pro Flur, 2 Bäder in unterschiedlich sauberem Zustand (props gehen raus an die Person die bei der Toilette immer daneben gepinkelt hat... nicht), 1 Küche je nach Mitbewohner mehr oder weniger sauber und nicht (!) ausgestattet, auch kein Besteck. Auf einigen Ebenen Gemeinschaftsräume, im obersten Stockwerk coole Dachterasse, wo man super mit allen sitzen und entspannen kann. Mo-Fr kommt das Reinigungspersonal fast täglich und putzt die Gemeinschaftsräume, damit liess es sich gut leben! Bett für Besuch für 30 Franken pro 3 Tage beim Servicepoint bestellbar, hat schnell und einfach funktioniert. WLAN wird von den Bewohnern aus organisiert, sehr studentisch, man kann via Paypal einen Zugang kaufen (14 Franken pro Monat für 3 Geräte), es funktioniert immer mal wieder nicht, aber wenn es läuft, klappt auch Netflix und Spotify. Wenn man kein Wlan im Zimmer hat, einfach über die WhatsApp-Wohnheimsgruppe nach dem Admin fragen, der gibt einem dann einen Router.
Nächste Einkaufsmöglichkeit ist der Coop an der Kirche Fluntern. Mit dem Bus ist man in 21 min am Hb, dort auch ein sehr grosser Coop mit sehr viel Auswahl für Veggies!
Parken ist super schlecht.
Administratives:
Ich habe für den Lohn im Kispi keine eigene Bank gebraucht, die haben das auf mein deutsches Konto überwiesen. AHV-Nummer bekommt man im Kispi nicht.
Ich hatte eine Prepaid-SIM von Aldi Suisse, hat mir gereicht. Man kann aber noch irgendwo noch was günstigeres mit unbegrenztem Internet finden (in der Klinik hat man Eduroam).
Für 4 Monate habe ich mich bei der Stadt angemeldet, dabei natürlich auhc nochmal gezahlt (ca. 110 Fr). Dort dann auch einen Termin für das Migrationsamt bekommen (das war super flott, nur ein Foto und ein paar tage bekommt man seinen L-Ausländerausweis mitgesendet). Man muss nicht viel machen, nur seinen Perso und Arbeitsvertrag zu beidem mitnehmen. Unbedingt ans Abmelden denken!
Etwas nervig: Ein Paar Wochen nach Anmeldung hatte ich einen Brief vom Gesundheitsdirektionat in der Post, die sagen, dass man eine Krankenkasse ab 3 Monaten Aufenthaltsdauer braucht. Da ist auch ein FAQ-Zettel dabei, wo steht, auf welcher Website man einen Antrag auf Befreiung einreichen kann. Habe ich gemacht, und einfach meine deutsche Krankenversicherung vom PJ (von der DÄF, habe die Bestätigung und die Konditionen angehängt) mitgesendet, und meine Immatrikulationsbescheinigung meiner deutschen Uni. 4 Wochen später war das Ganze immer noch im Status eingegangen und ich habe einen zweiten Brief bekommen, in dem mir gesagt wurde, dass ich diesen umgehend beantworten und auf dem beiliegenden Blatt meine Krankenkasse angeben muss. Etwas gestresst habe ich denen dann eine Mail geschrieben, dass mein Antrag noch nicht bearbeitet ist und die nächsten Tage immer wieder mal versucht anzurufen, weil mich das nervös gemacht hat. Wie sich dann telefonisch herausgestellt hat, sind die einfach nicht so schnell im Antworten auf Mails und das geht alles klar, die haben die Erinnerungen pausiert bis der Antrag bearbeitet ist. Die Dame meinte, dass das mehrere Monate dauern kann, ich mir keinen Kopf machen soll und mich am Ende der 4 Monate einfach bei der Stadt Zürich abmelden soll, dann wird der ganze Prozess eh gestoppt. Also, Antrag auf Befreiung stellen, wenn der Brief kommt, eine Email mit Verweis auf lange Bearbeitungszeit schreiben und am Ende bei der Stadt abmelden. Die Bürokratie ist echt so schlimm wie in D.
Bewerbung
Ich hatte mich 2 Jahre vorher bei Jolanda Meier beworden (CV, Immabescheinigung). Vertrag wurde mir zugesendet, lief alles problemlos. Bewerbung fürs Wohnheim im gleichen Zeitraum, 1,5 Monate vorher bekommt man die Zusage.