PJ-Tertial Radiologie in Vivantes Klinikum Neukoelln (12/2020 bis 4/2021)

Station(en)
-
Einsatzbereiche
Diagnostik
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Mein Wahltertial habe ich am Vivantes Neukölln in der Radiologie gemacht und diese Entscheidung keinen Moment bereut.

Am ersten Tag wurde ich von Prof. Albrecht begrüßt und (Coronalage) über zoom den Kolleg*innen vorgestellt. Dann wurde ich zu einer erfahrenen Assistenzärztin geführt, die mir ein bisschen die Abteilung zeigte. Ich wurde von Anfang an gefragt was ich lernen und mitnehmen möchte, da ich im Bereich Radiologie keine Vorerfahrung hatte, entschied ich mich erstmal auf Empfehlung ins Röntgen zu gehen.
Prinzipiell möglich ist: Röntgen, CT, MRT, Intervention (zu Coronazeiten begrenzt) und Kinderradiologie. Was man hier nicht lernen kann ist Sonografie, da die Stationen in der Regel ihr eigenes Sono haben und nur vereinzelt in der Radiologie geschallt wird. Bei besonderem Interesse für Mammografie würde ich auch ein anderes Zentrum empfehlen.

Meine Rotation war dann 4 Wochen Röntgen, 4 Wochen CT und 4 Wochen MRT. Da es das letzte Tertial war, war ich damit dann auch (leider) fertig. Ein typischer Arbeitsalltag sieht so aus: Frühbesprechung um 8 Uhr mit Vorstellung der Dienstfälle und kurzem organisatorischem Teil. Dann geht jede*r zum zugewiesenen Arbeitsplatz. Als Student*in ist man prinzipiell sehr frei in der Gestaltung der Arbeitszeit - die meiste Zeit habe ich mit der Befundung verbracht und hatte da immer Ansprechpartner*innen für die Supervision. Aufgrund der Coronalage hin und wieder nur per Telefon ins Homeoffice, aber immer greifbar und sofern nicht enormer Stress herrschte an Teaching interessiert. Es gab auch mehrere Tage an denen die Lage relativ entspannt war und ich quasi mehrstündigen Einzelunterricht gekriegt habe, der sich immer super gelohnt hat.

Für Hilfsaufgaben ist man als Student*in nicht eingeteilt - kollegiales Verhalten wird aber natürlich gern gesehen. Man kann im Wahltertial für die oben genannten Untersuchungsmodalitäten extrem viel lernen, wenn man die Angebote wahrnimmt bzw. sich auch mal etwas zu tun sucht. Mein Rat ist immer langsam anzufangen wenn man (wie ich) von dem Fachgebiet noch gar keine Ahnung hat. Im Röntgen habe ich mich erstmal auf die vielen Röntgen-Thorax (meist Intensiv) eingeschossen und mir da ein Schema erarbeitet. Dann habe ich die orthopädischen Sachen angefangen mitzumachen. Ebenso beim CT mit Thorax angefangen und mich langsam vorgearbeitet. Beim MRT dann mit Metastasensuche im Kopf-MRT. Also immer (und besonders beim MRT) langsam und mit einer überschaubaren Aufgabenstellung anfangen. Und nicht entmutigen lassen: Jede*r hat schon mal den Mammaschatten als Infiltrat gedeutet ;-)
Etwas negatives kann ich über die Abteilung nicht sagen. Das einzig wirklich unschöne war die Coronalage - und das man in der Radiologie prinzipiell mangelnde Exposition zum Sonnenlicht hat. Noch einmal positiv herausheben möchte ich die Art der Befundung, die hier gelehrt wird: Kurz, prägnant und präzise. Keine Füllsätze, keine Unsicherheit bei den klinischen Kolleg*innen provozieren, Anamnese und klinische Angaben mit einfliessen lassen. Würden sich alle radiologischen Befunde so lesen hätte mir das in den beiden klinischen Tertialen davor einiges einfacher gemacht.

PJ Unterricht fand regelmäßig über zoom statt. Auch Prof. Albrecht hat einige sehr lehrreiche PJ Unterrichtseinheiten organisiert. Zusätzlich macht er in der Abteilung wöchentliches Teaching für alle Assistenzärzt*innen wo man als PJler*in eigentlich auch immer teilnehmen kann. Da das Neuköllner Klinikum eine riesige Rettungsstelle mit einem enormen Einzugsgebiet für verschiedenste soziale Schichten hat sieht man in der täglichen Arbeit ein super breites Bild an Erkrankungen: Viele Frakturen, dank der im Haus vorhandenen Thoraxchirurgie überproportional viele thorakale Erkrankungsbilder... Akute Gefäßverschlüsse, Ileus... Auch hin und wieder mal eine Tbc etc.... Ich denke wenn man nicht mit Scheuklappen durch dieses Tertial geht wird man nie mehr vor einem Röntgen oder CT stehen und sich fragen was man da eigentlich sehen soll.

Zum Drumrum: Man kommt als Student*in immer zum Mittagessen, bis 4,10 Euro oder so ist es auch durch die Karte gedeckt. Das Essen selbst ist durchaus geniessbar, die Portionen aber sehr klein. Die m.E. treffende Zusammenfassung einer schlanken Kollegin: "Das reicht als Mittagessen vielleicht für eine kleine, schlanke, unsportliche Bürokraft auf Diät". Ich war jedenfalls nach dem Mittagessen häufig fast noch hungriger als zuvor.
Im Rahmen der Pandemie wurde eine Aufwandsentschädigung für Student*innen beschlossen, die wenn ich mich recht entsinne bei 375 Euro pro Monat liegt.
Kleidung wird gestellt, Auswahl frei (ich war nicht der einzige, der statt Kittel lieber im Vivantes Sweater rumgelaufen ist). Nach dem Tertial gibt es für alle PJler*innen ein Arbeitszeugnis von Prof. Albrecht. Im Rahmen der Pandemie wurde ich als Mitarbeiter bei den Impfungen berücksichtigt.

Zusammenfassung: Absolut empfehlenswert. Wenn man Radiologie machen will eine Top-Adresse für PJ Tertial / Facharztausbildung. Wenn man wie ich nur lernen möchte mit der Bildgebung in der Klinik umzugehen ebenfalls absolut empfehlenswert. Aber Vorsicht: Aufgrund des tollen Teams und der großen Fallbreite gehört Radiologie jetzt doch zu den Fachbereichen die ich mir für mein Berufsleben durchaus vorstellen kann. Wenn es nur nicht so deprimierend wäre stets im Dunklen am Schreibtisch zu arbeiten ;-)
Bewerbung
Regulär über PJ Portal.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Bildgebung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
375

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1