Ablauf: Der Klinikalltag beginnt um 7 Uhr auf Station zur Visite, um 7:30 Uhr ist dann Frühbesprechung. Da man zu diesem Zeitpunkt meist nur knapp die Hälfte der Patienten visitiert hat, wird die Visite gegen 8h zunächst fortgesetzt, während die ersten bereits im OP verschwunden sind. Um 14:30 Uhr ist Nachmittags-/Röntgenbesprechung. Der OP-Plan geht bis etwa 15:00 Uhr.
BEs: Eigentlich sollen die Blutentnahmen nach der Visite gemacht werden. Leider ist es auf der Station Gang und Gäbe, die PJs während der Visite bereits zu den Blutentnahmen zu schicken. Der "Deal" der Assistenzärztinnen zu meiner Zeit war, dass wenn ich als PJ bereits morgens im OP eingeteilt bin, ich auf die Visite verzichte und um 7 schon mit den BEs beginne. Wenn ich erst später im OP bin, mach ich die Visite mit. Dieser großartige Deal wurde etwa 5 Tage eingehalten, bevor ich dann immer angeraunt wurde, ich solle schon mal mit den BEs beginnen, da ich der einzige PJ auf Station war und das daher immer etwas gedauert hat. Die Assis helfen einem so gut wie nie bei den BEs, auch wenn der Bums innerhalb von 10 min erledigt wäre, wenn jeder 3 BEs an sich nimmt. Glücklicherweise gibt's noch eine CTA, die schneller Blut abnehmen kann als jede:r andere und einen nicht komplett alleine lässt, wenn sie morgens in keinem OP ist.
Fazit: Sehr geringer Lerneffekt auf der Frühvisite! Das Stationsteam ist häufig kommentarlos zur Frühbesprechung verschwunden, was besonders zu Beginn unangenehm war, weil ich den Besprechungsraum nicht wiedergefunden hatte. Es hat sich in den ersten Tagen also auch niemand für Studis verantwortlich gefühlt. Man ist definitiv primär der Knecht der BEs, bevor man irgendwas anderes ist.
Im OP: Hier kam es seeehr auf den/die Operateur:in an! Wenn man sich interessiert gezeigt hat, wurde ab und an was erklärt. Einige geben nur Ein-Wort-Antworten und beschweren sich über die abgeschnittene Fadenlänge ohne auch nur vorher zu erklären, wie sie's gerne hätten. Also classic Chirurgen, die meinen, ihre Vorlieben wären in Stein gemeißelte Gesetze, die jede:r in uns auswendig können müsste. OA D. war mein persönliches Highlight in puncto herablassenden Kommentaren sowie Desinteresse an Lehre. Würde jede OP dort meiden. Bei anderen Operateuren darf man hingegen auf Nachfrage auch nähen und wäscht sich teilweise sogar nur zum Anfassen und Zugucken ein. Ansonsten ist die OP-Pflege ein sehr nettes Team, die sicherlich auch mal etwas zickig sein kann, aber es eigentlich gut meint.
Stationsarbeit: Hier wurde man als PJ erstmal gar nicht miteinbezogen. Es hat 2 Wochen gedauert, bis mir überhaupt klar wurde, was zur Stationsarbeit eigentlich alles dazu gehört, weil sich mal wieder niemand für einen verantwortlich gefühlt hat. Durch die Covid-Pandemie wurden PJs in meinem Tertial nicht kollektiv eingearbeitet und auf Station hatte auch niemand ein Interesse daran, das nachzuholen. Es wurde nur wert auf das PJ-Telefon gelegt, damit man immer zum Hakenhalten und Blutabnehmen/Zuganglegen erreichbar war. Dabei wollte ich auch den ganzen langweiligen Kram lernen, v.a. um später vernünftig eine Station schmeißen zu können. Als ich mich dann aber am Briefeschreiben versucht habe, wurden diese meist kommentarlos geändert ohne das zu besprechen. Und wenn man Nachfragen zur Organisation gestellt hat, wurde man häufig schief angeguckt.
Sprechstunden: Es war generell immer möglich, mit in die Sprechstunden zu kommen. Ich fand diese sehr angenehm, auch wenn's z.B. nur die Proktosprechstunde war, weil die Ärzt:innen sich endlich Zeit genommen hatten, etwas zu erklären und generell nette Gespräche entstanden sind, wo teilweise persönliche Erfahrungen in Bezug auf Karriere und Berufsbeginn ausgetauscht wurden.
Ansehen des PJs: Generell wurde davon ausgegangen, dass PJs einfach "keinen Bock" haben. Dieses Bild entstand scheinbar aus vorangegangen PJ-Generationen, die wohl nur zum Essen in die Klinik gekommen sind und sich bei der nächstbesten Gelegenheit aus dem Staub gemacht haben. Dieses Bild wurde auch auf uns übertragen. Der PJ-Unterricht wurde abgesagt mit den Worten "Wenn nur 2-3 Leute kommen, hab ich auch kein Bock auf Teaching." oder ständige Sticheleien einer gewissen AÄ von wegen "ja, wenn du keine Lust hast, kannst du natürlich auch gehen" ohne dass ich m.M.n. diesen Anschein gemacht hätte. Solche Sprüche tragen natürlich nicht unbedingt zu einer höheren Motivation bei.
Die Situation war so frustrierend für mich zu meinem PJ-Beginn, dass ich mich letzten Endes beim leitenden OA über die Situation beschwert habe. Glücklicherweise wurde meine Kritik ernst genommen und meiner Bitte, eigene Patienten zu betreuen, nachgegangen. Das war leider erst sehr spät in meinem Tertial (ca. die letzten 2 Wochen), sodass ich letztlich nicht soo viel gelernt habe. Aber seitdem ist die Motivation, Studis etwas beizubringen, glaube ich, etwas gestiegen. Der PJ-Unterricht fand wieder statt und ich konnte mein eigenes Patientenzimmer betreuen. Habe Untersuchungen für diese angeordnet und die Visite gemacht - natürlich alles unter Supervision und mit Nachbesprechung und Korrektur der Briefe.
Fazit: So wie die letzten zwei Wochen waren, hätte es auch einfach mal das ganze Tertial sein können! Ich hoffe, dass sich die Motivation auf ärztlicher vom Ende gehalten hat und auch künftige PJs sich interessiert zeigen!! Ansonsten kann ich die Klinik leider nur eingeschränkt weiterempfehlen.
Bewerbung
über das PJ-Portal als Lehrkrankenhaus der Heimatuni