PJ-Tertial Chirurgie in St. Elisabeth Krankenhaus (4/2021 bis 9/2021)

Station(en)
13/11 und 14/15
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Sooo... Das chirurgische Tertial liegt hinter mir und ich kann vorneweg sagen, dass ich mich im Eli sehr wohl gefühlt habe - sowohl in der Viszeral- als auch in der Unfallchirurgie. Im Allgemeinen ist der Umgangston ein sehr guter, was mir im Arbeitsumfeld wichtig ist.
Das Tertial ist zwangsläufig zweigeteilt, man verbringt also je 2 Monate in der Viszeral- und in der Unfallchirurgie, wobei die Möglichkeit besteht, für 1-2 Wochen in der Notfallambulanz zu hospitieren.

- In der Viszeralchirurgie beginnt der Arbeitstag mit der Röntgenbesprechung um kurz nach 7, die meist sehr kurz ist. Dann ist Visite (hier schreibt der AvD/PJler mit, was so ärztlicherseits getan werden muss) und im Anschluss trifft sich das Team noch auf einen morgendlichen Kaffee (mit Horoskopvorlesen =P) im Stationszimmer der 13.
8:30 Uhr gehen die OPs los, d.h. je nachdem wie viele PJler gebraucht werden macht man sich so 8:15 auf den Weg in den OP. Allgemeiner Minuspunkt: Es gibt für die armseligen PJ-Studenten keine Schlüssel für die Umkleiden, d.h. man muss immer klopfen und hoffen, dass jemand in der Umkleide sich erbarmt oder man muss an der Patientenschleuse klingeln, damit jemand mit dem Schlüssel kommt. Nervt, ist aber keine Katastrophe. Im OP selbst ist unsere Aufgabe meist die Kameraführung bei laparoskopischen OPs. Ich durfte aber auch die eine oder andere Galle in den Bergungsbeutel stecken ;). Die Fachärzte operieren durchaus mit nem PJler als 1. Assistenten, sodass ich das Gefühl hatte, wir stehen mehr im OP als die Assistenzärzte... Das ist jetzt primär für die Assistenten Mist. Ansonsten bei offenen OPs Haken halten, tackern, Faden führen; wer fragt und glaubhaft versichert, dass er es kann oder zumindest lernen möchte, darf auch mal Nähen.
Auf Station sind die PJler für die Aufnahmen zuständig; soll heißen, Anamnese, BE und körperliche Untersuchung macht man selbstständig und übergibt dann an den Stationsarzt (meist Assistenten, aber hin und wieder auch Fachärzte), der im Anschluss die Aufklärung durchführt. BEs und Flexülen legen kommt vor, ist aber meist nicht extrem viel.
Nachmittags sind idealerweise die Aufnahmen alle durch und keine OPs mehr, bei denen PJler beteilegt sind, dann werden Briefe geschrieben (meist nach Schema F, da gibt's Textdateien zu den häufigsten Eingriffen) und wenn man dann fertig ist, darf man auch gehen.

- In der Ortho läuft's etwas anders; hier dauert die Röntgenbesprechung meist ca. eine Stunde (von 7- 8 Uhr), dann geht's hoch zur Visite, bei der wir keine feste Funktion haben und 8:15 in den OP. Es sind 1-2 Sääle mit TEPs abzudecken; je nach Anzahl der PJler auf Station kann man sich da intelligent reinteilen. Aufgaben sind - nun ja - v.a. Haken halten. Man darf auch mal knoten, tackern und mit Glück auch bei Hüft-TEP mal ne Hautnaht machen.
Auf Station assistieren wir dem aufnehmenden Arzt, d.h. Zettel sortieren, Anordnungen vorschreiben, BEs und ja, Aufklärungsbögen vorschreiben. Das haben ja andere Rezensenten schon erwähnt. Mich persönlich störte das jetzt nicht so extrem; ja, es ist stupide, aber über OP-Risiken aufklären kann ich jetzt =D. Gemacht werden muss es halt... Orthopädisch untersuchen lassen einen die meisten Assistenten auch, wenn man das will.
Das mit den Reha- Anträgen ist allerdings tatsächlich ganz schöner Schwachfug; die sind nämlich vorbereitet bis auf die Nebendiagnosen und das OP-Datum, das wir dann noch eintragen müssen, aber hey, auch da gibt's Schlimmeres.
BEs gibt's häufig ne ganze Menge zu machen, aber je nach Zahl der studentischen Mitstreiter kann man in der Traumatologie mit intelligenter Verteilung auch ziemlich entspannt sein PJ-Leben verbringen ;).
So viel zum Arbeitsalltag.
Jetzt zum Drumherum.
- Frau Schwabe, die Chefsekretärin der Viszeralchirurgen, die auch die PJler mitbretreut, ist schwer auf Zack, immer freundlich und hilfsbereit. Daumen hoch.
- Das Wäschewechselsystem ist total bescheuert. Man bekommt am Anfang zwei Sätze Wäsche aufgehändigt, die man dann täglich tauschen muss. Die Wäschekammer hat allerdings offiziell nur eine Stunde am Tag geöffnet und die Uhrzeit wechselt... Meist ist es von 10-11 Uhr, also mitten am Tag, wenn man steril am Tisch steht oder gerade mit ner Aufnahme beschäftigt ist... Also klauen alle PJler Poolwäsche aus dem OP, was natürlich nicht erlaubt ist, aber die Alternative zu 'den selben Kasack drei Tage tragen' darstellt.
- Lehre: Ja... Um ehrlich zu sein, bin ich durchs Studium so desillusioniert, dass ich da nichts mehr erwarte. In Deutschland existiert meines Erachtens leider ganz einfach keinerlei Lehrkultur. Oder so systematisch den Leuten das beibringen, was sie machen sollen, vielleicht sogar Theorie mit Praxis verbnden... Das wär's. Träumen darf man ja.
Prinzipiell sollte es sein: "See one, Do one, Teach one". Praktisch heißt es in meiner Erfahrung eher "Darfst du nicht, Darfst du nicht, Warum kannst du das nicht?!" Wie überall gibt es zwischendrin auch Leute, die einem gerne etwas beibringen und an die muss man sich dann dranhängen wie ein Gecko an die Wand.
Hoffentlich gibt es da langsamen Wandel. Im UKL gibt es mehrere Beispiele davon, dass mit dem Wechsel des Chefs plötzlich die Lehre auch funktioniert. Bis dahin wird man kontinuierlich besser darin, sich Sachen abzuschauen und selbst beizubringen...
Ansonsten... Dass das PJ (wie das Pflegepraktikum auch) im Großen und Ganzen eine Ausbeutungsveranstaltung ist, dürfte bekannt sein. Die Abteilungen sparen sich dadurch, dass sie "ihren Lehrauftrag wahrnehmen" jeweils 3 Assistenzarztstellen. Das ist in allen Kliniken so, die zuverlässig damit rechnen können, dass Pjler kommen. PJ-Fortbildungen gibt es prinzipiell (laut Plan) 1x/Woche; die der Chirurgie fallen jedoch auch häufiger mal aus oder werden spontan verschoben. In der Inneren ist das wohl besser...
- Thema Sexismus: Existiert, ja. Und zwar in beiden chirurgischen Abteilungen, kommt aber ein bisschen unterschiedlich zum Ausdruck.
In der Viszeralchirurgie eher dezent, wenn ich (weiblich) gefragt werde, was für einen Facharzt ich denn machen will und ohne meine Reaktion abzuwarten sich gleich die Frage selbst mit "Ach, sicher Gynäkologie oder Kinderheilkunde" beantwortet wird. Oder wenn frau an heißen Tagen Kreislaufschwierigkeiten hat = bestimmt schwanger.
In der Trauma gibt's seitens der Oberärzte hin und wieder mal zotige Witze und der Chef bezeichnet die Elternzeit der männlichen Assitenten konsequent als "Mutterschutz". Nun ja.
Meine persönliche Meinung dazu ist: Wandel geschieht nicht von heute auf morgen. Ich hatte nie das Gefühl, dass Böswilligkeit dahinter steckt, weder hinter hinter dem vllt nicht mehr 100%ig zeitgemäßen Humor, noch bei den geratenen Facharztwünschen. Eine der Viszeralchirurginnen hat erzählt, dass sie noch auf Kongressen war, auf denen der Redner stolz verkündete "Ein Chirurg kann kein guter Ehemann und Vater sein!" Davon sind wir dankenswerterweise schon ein ganzes Stück entfernt und entfernen wir uns weiter. Übrigens gibt es jetzt auch eine OberÄRZTIN in der Trauma ;)
Die chirurgischen Assistenzärzte beider Abteilungen waren ohne Ausnahme sehr angenehme Kollegen. Bei den Viszeralchirurgen sind auch die Fach- und Oberärzte im Großen und Ganzen sehr, sehr zugewandt und verständig. Der eine oder andere hat auch seine Macken oder hin und wieder OP-Allüren...
Die Unfallchirurgen sind im Umgang sicherlich etwas direkter, aber auch das sind keine Unmenschen! Ich fand den Umgang mit den Patienten immer angemessen und respektvoll. Angefahren wurde ich nie. Und der Oberarzt, vor dem alle gewarnt hatten, stellte sich als derjenige heraus, der am meisten hinter dem Wohl der Patienten (und auch der Assistenten!) her war.
Fazit: Wer nicht auf den Kopf und auf den Mund gefallen ist, wird ohne Weiteres ins Team integriert. Raum für Verbesserung im Bereich Lehre ist sicherlich da.
Bewerbung
übers PJ-Portal
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Mitoperieren
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Chirurgische Wundversorgung
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.6