Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Jena
Kommentar
Vorab muss ich sagen, dass ich schon vorher wusste, dass ich später mal nicht Chirurgie machen möchte. Ich habe mich tatsächlich primär für ein Tertial in Leipzig entschieden (komme ursprünglich aus Jena) um dort einen schönen Sommer haben zu können..
Im Allgemeinen kann ich mich den vorherigen PJ Bewertungen so ziemlich anschließen.
Das chirurgische Tertial am St. Georg wird zweigeteilt, sodass man auf jeden Fall auch mal auf eine andere chirurgische Station rotiert. Finde das prinzipiell gar nicht mal so schlecht, da man eben mit etwas mehr Krankheitsbildern zu tun hat. Es war mein drittes Tertial (mit Urlaub am Ende für die M3-Vorbereitung) sodass ich insgesamt 6 Wochen auf der Unfallchirurgie (hier: Septische Chirurgie) und 6 Wochen auf der Allgemeinchirurgie war.
Wenn man rechtzeitig seine Wunschzuteilung an die Personalabteilung schreibt, kriegt man die auch umgesetzt.
Generell war das Tertial auf jeden Fall gut erträglich (für jemanden der nicht so große Lust auf Chirurgie hatte..), wirklich Spaß gemacht hat es allerdings auch nicht und Lehre hat auch kaum stattgefunden. Großer Pluspunkt für mich persönlich war, dass man gut mit anderen PJs connecten konnte und dadurch sich vor allem ne gute Zeit ergeben hat. Kannte ich aus meinen vorherigen Tertialen so nicht, da war ich immer die einzige PJlerin auf Station. Alleine auf Station wäre die Zeit im Georg wahrscheinlich deutlich bescheidener gewesen..
Der wahrscheinlich größte negative Punkt war, dass man überhaupt nicht mit ins Team integriert wurde. Man war auch immer nur „Die PJlerin“, mit Namen angesprochen zu werden war (bis auf wenige Ausnahmen) nicht drin. Sicherlich hat das auch mit einem relativ großen PJler-Durchlauf zu tun, da man ja immer nur ein halbes Tertial auf einer Station war, dennoch hatte man dann irgendwann ebenfalls auch keine Lust mehr Eigeninitiative und Interesse an der Chirurgie zu zeigen.
Der Tag hat um 7:00 mit einer Visite begonnen, die max. eine halbe Stunde ging und bei der man als Student eigentlich nie groß was beizutragen hatte. 7:30 gings dann zur Frühbesprechung. Danach ging es entweder weiter mit OP oder Stationsarbeit (= v.a. BE und Flexülen).
In der Unfallchirurgie wird man fest zu den OPs eingeteilt. Früh in der Morgenbesprechung sieht man dann auf dem OP-Plan bei welchen OPs unsere Assistenz benötigt wird, sodass man schon mal grob planen kann wer von den PJs zu welcher OP dabei ist. Da sich aber der OP-Plan während des Tages auch manchmal noch geändert hat, muss man eh immer bereit sein in den OP zu kommen, wenn man angerufen wird. Man soll dann auch sofort alles stehen und liegen lassen, da der OP immer Priorität hat. Prinzipiell ist man dort auch immer bei den Endoprothesen als Assistenz eingeteilt. Das heißt, dass man irgendwann auch nichts mehr Neues im OP sieht und manchmal stundenlang nur stumm seinen Haken hält.
Dass man selbst nähen/tackern durfte, war auch eher die Ausnahme. Sicherlich hilft hier auch jedes Mal aktiv nachfragen..
In der Allgemeinchirurgie wurde im Allgemeinen erwartet, dass, wenn keine BE und Flexülen zu erledigen waren, man sich mit in den Op stellt und von weitem zu schaut..falls mal eine Assistenz gebraucht wird, steht man dann sozusagen schon bereit..
Mittagessen konnte man zum Großteil immer. Manchmal hatte man echt Pech, dass man über die Mittagszeit komplett im Op steht (auslösen mit anderen PJ ist nicht so gern gesehen) und man es dann nicht schafft essen zu gehen. Manchmal wird man auch während man gerade in der Mensa ist, in den Op gerufen..
Je mehr PJler auf der Station sind, desto mehr Freizeit hat man. Die Freizeit sieht dann so aus, dass man allein im Arztzimmer (oder irgendwo draußen bei schönem Wetter) sitzt, weil alle anderen Ärzte im OP/bei den Aufnahmen sind und man nichts zu tun hat. Es war dann manchmal fast schon ein Krampf sich Beschäftigung zu suchen. Im Arztzimmer auf der Septischen Chirurgie waren auch manchmal Internisten (wegen der ganzen antibiotischen Therapien), die dann Mitleid mit mir hatten und mir bisschen was erklärt haben... Da viele von uns im dritten Tertial waren haben wir uns manchmal auch mit der M3-Vorbereitung beschäftigt :)
Wenn viel im OP zu tun ist, steht man gefühlt den ganzen Tag eh nur am Tisch zum „Haken halten“, aber so ging der Tag wenigstens auch rum.
Großes Problem war sicherlich auch, dass man mit seinem eingeschränkten Computer-Zugang so gut wie nichts machen konnte und nicht mal so die Ärzte unterstützen konnte. Manchmal haben mich die Ärzte gebeten Briefe zu irgendwelchen Patienten zu schreiben, die man meistens selbst nicht mal kannte. Zumindest war man auch damit etwas beschäftigt..
Pro Station gibt es immer ein Telefon für alle PJler. Das war manchmal echt nervig, da immer nur einer von uns erreichbar war, wenn jemand sofort(!) in den OP zur Assistenz kommen sollte oder andere Aufgaben wie BE/Flexülen zu erledigen waren. Wir haben uns dann immer in einer Whatsapp-gruppe abgesprochen, was aber manchmal auch nur so semi geklappt hat. Auf der Unfallchirurgie gabs einmal etwas Ärger, weil niemand das Telefon hatte, weil wir alle im Op beschäftigt waren. Und auf der Allgemeinchirurgie gabs auch mal Stress, weil aufgrund eines Missverständnisses niemand von uns als Assistenz im Op erschienen ist. Also es wird auf jeden Fall großen Wert darauf gelegt immer erreichbar zu sein und in den Op zu kommen, wodurch man sich noch mehr wie ne Arbeitskraft zum Haken halten gefühlt hat.
An sich ist die Atmosphäre im OP allerdings in Ordnung. Mit dem OP-Personal hab ich mich immer gut verstanden und nach einiger Zeit weiß man schon mit welchen Ärzten man lieber im Op steht und mit welchen eher weniger. Generell wird eher wenig bis gar nichts erklärt während der OPs, Ausnahmen gab es da trotzdem. In der Allgemeinchirurgie gibt es einen OA, der bekanntermaßen charakterlich sehr speziell ist. Ich hatte das „Glück“ nicht mit ihm am Tisch zu stehen, meine Mit-PJs hatten mehr oder weniger gute Erfahrungen mit ihm.
Generell hat meiner Meinung nach v.a. auf der Unfallchirurgie kaum Lehre stattgefunden. In der Allgemeinchirurgie haben sich zumindest deutlich mehr Ärzte bemüht einem wirklich was zu erklären und beizubringen.
Trotz vieler Negativpunkt bin ich menschlich (bis auf wenige Ausnahmen) mit allen Ärzten und der Pflege sehr gut zurechtgekommen. Viele Ärzte sind wirklich nett und freundlich, und haben wahrscheinlich auch aufgrund der Arbeitsbelastung nicht wirklich Interesse einem was beizubringen. An sich kann man die Ärzte auch immer fragen und Wünsche äußern, wie dann darauf eingegangen wird ist unterschiedlich. Auf der Unfallchirurgie war eine super nette erfahrene AÄ, an die ich mich dann immer etwas gehangen habe, diese hatte in dem Zeitraum als ich da war aber auch ihren letzten Arbeitstag (weil sie gekündigt hatte). Auf der Allgemeinchirurgie ebenso eine super liebe AÄ, welche mit uns PJs einmal in der Woche allein PJ-Unterricht nach ihrem Feierabend gemacht hat, das war echt super! Auch der CA der Allgemeinchirurgie war super korrekt, er hatte uns zudem auch angeboten mit ihm ein Probeexamen zu machen (welches aus zeitlichen Gründen dann allerdings leider doch nicht stattfinden konnte).
Was BE angeht, auf der Unfallchirurgie bzw. Septischen Chirurgie wird an zwei Tagen in der Woche (Mo+Do) der ganzen Station einmal Blut abgenommen. Wenn man zu zweit/zu dritt ist, ist das auch gut machbar, weil dann jemand in den Op gehen kann und der Rest erledigt die BE. Prinzipiell hab ich nicht erlebt, dass Ärzte auch mit BE machen, daher bleiben manchmal BE bis nachmittags stehen wenn man den ganzen Vormittag im Op steht und man wird gefragt warum denn die BE noch nicht erledigt sind. Auf der Allgemeinchirurgie waren die BE etwas weniger und eigentlich immer gut machbar.
Aufnahmen muss man prinzipiell gar nicht machen. Manchmal war ich bei den Aufnahmen mit dabei und konnte auch auf der Allgemeinchirurgie mal selbst welche machen, das war aber tatsächlich auch eher die Ausnahme.
Prinzipiell nehmen einem die Ärzte auch nie mit wenn es spannende Sachen zu sehen gibt, man muss dann schon immer selbst fragen. Mit in die Notaufnahme zu kommen lohnt sich alle mal.
Nachmittags ist dann jeden Tag noch eine Besprechung, wo auch erwartet wird, dass man da erscheint. Danach kann man generell Feierabend machen (wenn man nicht noch im Op gebraucht wird..).
Am St. Georg gibt es einmal im Monat die „2days4you“. Das waren 2 Tage komplett mit Lehre von unterschiedlichen Fachrichtungen. 1 Tag Theorie, 1 Tag praktisch. Ich fand die Veranstaltungen immer ziemlich gut, da man auch mal wieder was von anderen Bereichen gelernt hat und man die Zeit mit den anderen PJs verbringen konnte. Insgesamt hat man 3 Studientage.
Schlussendlich kann ich das chirurgische Tertial am St. Georg weder empfehlen noch davon abraten. Die Allgemeinchirurgie hatte so gesehen Vorteile, dass man etwas mehr Beachtung gefunden hat, dafür konnte man sich in der Unfallchirurgie eigentlich ziemlich gut wegducken. Ich denke, wenn man weiß worauf man sich einlässt, ist es für jemanden der sich nicht stark für Chirurgie interessiert und andere Prioritäten hat, echt ok ;)