Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Kiel
Kommentar
Man kann kaum etwas schlechtes über die Neurologie in Neumünster sagen. Ich kann sie jedem, der sich auch nur ein wenig für Neurologie interessiert, wärmstens empfehlen. Dabei gilt: je mehr Interesse ihr zeigt und je enthusiastischer ihr dabei seid, umso besser wird euer Tertial.
Als Student hat man in Neumünster extrem viele Freiheiten und darf sehr selbstständig arbeiten. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich - fast wie die Assistenzärzte - meine Patienten überwiegend nur in Rücksprache mit dem Oberarzt gemanagt. Ich habe meine Patienten alleine visitiert, untersucht und auch selbstständig die Briefe geschrieben. Dabei wird man aber auf keinen Fall alleine gelassen. Der extrem nette Oberarzt ist immer telefonisch zu erreichen, kommt bei Unklarheiten auch bereitwillig mit zum Patienten und schaut auch bis zu 3-mal täglich auf Station vorbei, um mit allen Ärzten die Patienten und das weitere Prozedere zu besprechen. Sollten sich Alltagsfragen ergeben z.B. wie ein bestimmtes Medikament am besten zu dosieren ist, kann man auch jederzeit die anderen Ärtze fragen. Insgesamt ist man, obwohl man extrem selbstständig arbeiten darf, nie auf sich selbst zurückgeworfen.
Kommt es mal zu Leerlauf auf der Station, kann man immer ganz spontan in die Aufnahme runtergehen und mithelfen. Auch dort darf man sehr selbstständig in Rücksprache mit dem Aufnahmearzt Patienten behandeln. Ansonsten hat man die Möglichkeit in die Diagnostik zu gehen und bei Duplex-Sonographien, ENGs, EMGs etc. mitzumachen. Ich durfte auch mal eine EMG unter Anleitung der Oberärzte machen.
Die typischen PJler-Aufgaben wie VVKs legen und Blutentnahmen spielen keine große Rolle, da es einen eigenen Dienst hierfür gibt. Dafür darf man aber recht viele LPs machen.
Das Krankheitsspektrum, das in Neumünster behandelt wird, ist insgesamt recht breit: von den Klassikern wie Rücken/Kopfschmerzen, Epilepsie, Schwindel und Schlaganfall bis hin zu ALS, Durafisteln, Rhabdomyolyse etc. ist alles dabei.
Man hat mehrmals wöchentlich Privatunterricht beim extrem engagierten und netten Chefarzt. Nicht selten wurde ich um ca. 2 Uhr zur Sprechstunde gerufen und saß danach bis ca. 16:30 mit ihm zum Unterricht zusammen. Auch wenn er spannende Konsile - meistens auf der Intensivstation - macht, wird man immer auf seinem eigenen Handy angerufen und dazugeholt.
Besonders ist auch die unglaublich gute Chemie im Ärzteteam. Jeder kommt mit jedem aus, keiner ist unfreundlich oder mürrisch. Jeder hilft einem bereitwillig und erklärt viel. Auch die Arbeit mit der sehr freundlichen Pflege läuft gut. Es ist wirklich beachtlich wie schnell man dort integriert wird und sich wirklich als Teil des Teams fühlt.
Für eure Arbeit bekommt ihr 420 Euro pro Monat, kostenloses Mittagsessen, einen Parkplatz und - falls nötig - auch ein Zimmer gestellt.
Insgesamt bereue ich also nichts und kann jedem nur empfehlen, sein Wahltertial in der Neurologie in Neumünster zu machen.