Die Immanuel Klinik Rüdersdorf ist ein kleiner angelegtes Krankenhaus mit ca. 400 Betten am Stadtrand von Berlin. Rüdersdorf liegt in Brandenburg, daher erfolgt auch die Wahl über das PJ-Portal über die MHB. Man kann dort Innere, Psychiatrie, Chirurgie, Radiologie, Päd und Gyn absolvieren (vielleicht auch noch mehr, aber mit anderen PJ-lern aus diesen Fächern hatte ich während meines Tertials zu tun). Es waren durchwegs alle begeistert von ihrem Tertial, selbst die chirurgischen PJ-ler.
Ich war in der Inneren. Ich war bereits nach ein paar Tagen extrem positiv überrascht wie vielfältig doch das Spektrum auf der Inneren war, trotz der Lage und der Größe des Krankenhauses. Klar, hier wurden keine Herzkatheter, TAVIS oder TIPS gelegt, aber gerade für den Anfang zum Reinkommen ist die Klinik sehr gut geeignet. Man wird vom ersten Tag an super betreut, alle sind super lieb und vor allem auch sehr ruhig und Hierarchien sind wenig spürbar, was in anderen Häusern finde ich einem schon einmal einem das Selbstvertrauen und die Motivation rauben kann und dadurch natürlich auch den Lernerfolg.
Die Ärztinnen und Ärzte (sehr viele jüngere) waren sehr entspannt und durch die fehlenden ständigen riesigen universitären Visiten auch sehr selbständig.
Grundsätzlich gab es keinen Zwang auf Station, man wurde nicht herumkommandiert und konnte zwischendurch auch mal etwas in Ruhe nachlesen ohne, dass für längere Zeit etwas Aufregenderes passiert wäre, was manch einem vielleicht zu langweilig hätte sein können.
Aber wenn man akzeptiert hatte, dass PJ einfach PJ ist und Bock hatte mit zu machen, dann dürfte man echt viel machen.
Ich dürfte Patienten komplett neu aufnehmen, Medikamente eintragen, schon erste Überlegungen zu weiterführenden Untersuchungen machen und unter ärtzlicher Aufsicht anordnen, Visiteneinträge schreiben, Labore checken, bei Visite mit überlegen was als nächstes ansteht, bei interessanten Eingriffen zuschauen und auch mal assistieren, Aszitespunktionen, Pleurapunktionen, man konnte in die Funktionsdiagnostik rotieren (sehr unkompliziert, einfach sagen, man würde gerne mal dorthin), unter Aufsicht selbst ultraschallen, bei Herzechos zuschauen und auch mal machen, viele Gastros/Kolos und ERCPS, ich konnte auch zwei Wochen in die Rettungsstelle rotieren, was super spannend war, man konnte beim EKG-Auswerten zuschauen, wobei die Ärztinnen und Ärzte stets sehr bereit waren viel zu erklären und man ab und an auch mal ein bisschen abgefragt wurde. Man hat sich wirklich gut aufgehoben gefühlt.
Was für den ein oder anderen höchstens etwas nervig hätte sein können, wären die Blutabnahmen und Flexülen. Arbeitsbeginn war um 7 Uhr mit Blutabnahme, unterbrochen von der Frühbesprechung um 7.30 Uhr. Tatsächlich war das manchmal schon etwas viel, vor allem Montags, sodass man nach der Frühbesprechung schon noch etwas beschäftigt war. Aber wenn es wirklich eine zu große Flut an Blutabnahmen war, dann halfen die Ärztinnen und Ärzte auch gerne mit und man konnte auch immer offen sagen, wenn man wo irgendwas nicht geschafft hat und wenn in dem Bereich, bei dem man mitgelaufen ist, während der Blutabnahme was aufregendes passiert war, dann kamen die Ärtzinnen und Ärzte auch immer auf einen zu und haben gewartet oder nachher alles erzählt! Ich glaube Blutabnahme ist nirgends auf der Inneren wirklich cool und ich muss sagen, der riesen Vorteil an dieser PJ-Beschäftigung ist einfach, dass man danach jetzt überall etwas rein oder raus kriegt haha. Nein ernsthaft, es war eine sehr gute Gelegenheit Blutbanahmen und Flexülen legen zu üben, vor allem, da es nicht schlimm war, wenn auch mal was nicht geklappt hat! Es mag angenehmer sein, wenn in anderen Häusern das eher Aufgabe der Pflege ist, aber ich glaube aller spätestens im ersten Nachtdienst bin ich um das viele Üben sehr dankbar.
Also wie gesagt, um die Basics der Inneren gut zu lernen, Patienten aufnehmen, untersuchen, Visiteneinträge schreiben, Untersuchungen anordnen, Medikamente aufzuschreiben, Epikrisen selbst schreiben/diktieren und Krankheitsverläufe zu beurteilen ist die Klinik perfekt. Es ist eine etwas kleiner, allgemeine Innere Station, es gibt z.B. keine abgefahrenen Nierenbiopsien oder so etwas, aber man sieht ein großes Spektrum an Primärdiagnostik und Differentialdiagnostik, was wirklich solide ist. Alles in allem ein wirklich gutes Tertial.
Pros:
- nettes Team
- man darf unter ärztlicher Aufsicht mit Eigeninitiative viel machen
- PJ-Unterricht wöchentlich und gut
- gute PJ-Organisation, immer Ansprechpartner:in vorhanden, Kleidung wird gestellt
- Vergütung
- regelmäßiges Essen möglich
- Lage draußen in der Natur, nahe Müggelsee