Der Arbeitsalltag der PJler beginnt um 7:30 Uhr mit der Morgenbesprechung sämtlicher Ärzte der Geriatrie, beiden PJlern und der Aufnahmeschwester. Es werden täglich aufs Neue die Stationsbesetzung, geplante Entlassungen und Zugänge sowie die Verteilung letzterer auf die insgesamt drei Stationen besprochen – etwas, das sich im Lauf des Tages immer wieder ändert und erfahrungsgemäß nur unzureichend untereinander kommuniziert wird. Der darauffolgende Arbeitsalltag erinnert an eine Endlosschleife: Es müssen auf allen drei Stationen die morgendlichen Blutentnahmen vorgenommen und Flexülen gelegt werden – das dauert oft bis Mittag, weil nur zwei PJler für genannte drei Stationen eingesetzt werden und auch zwischendrin immer wieder verschiedene Dinge erledigt werden müssen, wie etwa Fremdanamnesenerhebung, Befundnachforderung und anderweitig herumtelefonieren/dokumentieren. Für die täglichen Arzt-Visiten, die zeitgleich dazu stattfinden, bleibt da keine Zeit. Ich habe während meines ganzen Tertials an insgesamt drei (!) Visiten teilhaben können.
Anschließend geht es nahtlos über zu den Aufnahmen der Neuzugänge, täglich zwischen zwei und fünf, was ebenfalls den beiden PJlern zufällt. Damit ist der Tag dann meist schon gelaufen, sehr viel mehr bekommt man außer an den sehr wenigen ruhigen Tagen, wo auch mal eine Visite mitgemacht werden kann, nicht geboten. Zumindest eine umfangreiche Anamneseerhebung lernt man, ebenso das Legen von Flexülen und Blutentnahmen bei frustranen Venenverhältnissen, wofür ich aufrichtig dankbar bin. Irgendetwas außerhalb dieses Trotts stellt dagegen die Ausnahme dar. Allgemein lässt sich festhalten, dass PJler auf allen drei Stationen hauptsächlich dazu dienen, den Ärzten den Rücken freizuhalten, trotzdem regiert auf allen drei Stationen das Chaos.
Arbeitsende ist dann meist zwischen 16:00 und 17:00 Uhr, obwohl vertraglich nur bis 16:00 Uhr vereinbart ist. Das liegt an mangelhafter Organisation, in die Länge gezogenen nachmittäglichen Übergaben und Nacharbeit, für die die Ärzte keine Zeit haben und mehr oder minder erwarten, dass die Studenten sich dazu bereiterklären. Die Organisation in der Geriatrie des Diakoniekrankenhauses lässt allgemein zu wünschen übrig und war für mich mehr als einmal Grund für einen Aufreger – nicht nur um meinet-, sondern auch um der Patienten willen, die dann das Opfer langer Wartezeit werden. Eine Mittagspause von einer halben Stunde ist zwar täglich zugesichert, kann aber seltenst eingehalten werden – auch die Ärzte machen keine, sondern essen höchstens zwischendrin. Ein warmes Mittagessen wird auch nicht angeboten, nur belegte Brötchen kann man in der Cafeteria kaufen, dabei gibt es keine Vergünstigungen – im Gehalt von 350 Euro ist die Mittagsversorgung bereits eingerechnet. Kleidung wird gestellt.
Einmal wöchentlich gibt es einen Seminartermin zu je 45 Minuten, in denen verschiedene Themen der Inneren Medizin vorgestellt werden (Repetitorien), die ich als sehr lehrreich, aber zu wenig empfunden habe. Ansonsten stehen 3 Studientage im ganzen Tertial zur Verfügung, von denen maximal einer pro Woche in Anspruch genommen werden darf (nach vorheriger Absprache mit den Ärzten). Ich habe irgendwann damit angefangen, mich zwischendurch zurückzuziehen und nach Überstunden in den darauffolgenden Tagen früher zu gehen, um mich auf die Prüfung vorbereiten zu können, andernfalls stagniert der Lernfortschritt erheblich.
Positiv möchte ich mich über die Schwestern, Therapeuten und andere nichtärztliche Mitarbeiter des geriatrischen Teams auf den einzelnen Stationen äußern, von denen ich sehr herzlich und auf Augenhöhe empfangen wurde. Ich wurde oft ganz selbstverständlich um meine Meinung gebeten, Erfahrungen mit den Patienten bei den einzelnen Therapiesitzungen wurden mit mir geteilt und ich durfte selbst immer Fragen stellen. Ein so offenes, freundliches und ungezwungenes Team ohne Vorbehalte gegenüber Medizinstudenten ist mir bisher noch nicht begegnet. Ebenso haben die Assistenzärzte trotz vorherrschenden Stresses immer wieder versucht, mich und den anderen PJler beiseite zu nehmen und uns etwas zu zeigen. Bei den Assistenzärzten hat man als PJler allgemein ein gutes Ansehen – aber das ändert leider nichts an den Umständen, die einem das Leben schwer machen.
Es tut mir aufrichtig Leid, einen Bereich mit einem so freundlichen Team derart negativ zu bewerten, aber ich bin irgendwo nicht ins PJ gegangen, um ein freundliches Team kennenzulernen, sondern um mich auf meinen zukünftigen Beruf als Arzt vorzubereiten, der nun einmal nicht mehr in allzu weiter Ferne liegt. Leider wurden meine Erwartungen dahingehend nicht erfüllt. Ich kann von einem Tertial in diesem Bereich der Diakonie nur abraten, als PJ vergeudete Zeit.