PJ-Tertial Psychiatrie in Vitos Klinikum (5/2021 bis 9/2021)
Station(en)
Station 7 (Trauma), Station 3 (Akut), Tagesklinik Martinshof
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Giessen
Kommentar
Ich war mit meinem Tertial in der Vitos Klinik in Gießen mehr als zufrieden und kann jedem, dem ein tolles, junges und aufgeschlossenes Team, super Lehre, flache und studierendenfreundliche Hierarchien und eigenständiges Arbeiten wichtig ist, ein Tertial hier nur wärmstens empfehlen!
Die Vitos ist sehr darauf bedacht, mit allen Mitarbeiter*innen kollegial, freundlich und wertschätzend umzugehen. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt außenstehend gefühlt, sondern wurde auf allen Stationen sehr herzlich ins Team aufgenommen. Besonders positiv ist mir die Gesamtheit des Teams aufgefallen, das sich nicht in Ärzt*innen auf der einen und Pflegemitarbeiter*innen auf der anderen Seite gliedert, sondern wirklich als Team interagiert, wobei alle eingeschlossen werden, inklusive Sozialdienst, Bewegungs- und Ergotherapeut*innen, PJler*innen, Famulant*innen und Ärzt*innen. Auch die Tatsache, dass es mehrfach am Tag Übergaben gab und viel Kommunikation zwischen den verschiedenen Mitarbeiter*innen gab, habe ich, vor allem für die Patientenversorgung, als sehr positiv empfunden.
Als Pjlerin wurden mir nie Aufgaben einfach auferlegt, sondern ich dufte immer mit entscheiden, was ich gerne machen möchte und was nicht. Jede*r war sehr aufgeschlossen und ich wurde stets ermutigt, Fragen zu stellen und Aufgaben zu übernehmen, wobei stets darauf geachtet wurde, ob ich mich damit wohl fühle und mich den Anforderungen auch gewachsen fühle. Wenn man fragt, wird einem sehr viel erklärt und gezeigt und fast jeder ist motiviert und engagiert, einen ins Team einzubinden und einzuarbeiten. Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt und habe hier wirklich sehr gern gearbeitet!
Man kann viel lernen und mitnehmen, auch die Lehre ist wirklich (auch trotz Corona) sehr gut organisiert und strukturiert. Es gab mindestens zwei Lehr-Veranstaltungen pro Woche, zusätzlich auch in bestimmten Zeitabständen Supervisionen und Balint-Gruppen, in denen man ebenfalls als Kolleg*in angesehen und auch so integriert wird, sowie immer wieder kleinere und größere Teachings durch Assistenzärzt*innen und Oberärzt*innen, sodass ich die Lehre und den Lerneffekt hier wirklich sehr positiv hervorheben muss. In verschiedenen Seminarreihen, die aufeinander aufbauen, werden einem auch gut strukturiert Methoden vermittelt, die man auch als „Anfänger“ direkt nutzen kann, sodass man auch mit wenig spezifischer Vorerfahrung direkt ein Handwerkszeug hatte, um gut in die Interaktion mit Patient*innen zu kommen. Verschiedene Fallseminare haben es möglich gemacht, auch spezifische Probleme anderer Krankheitsbilder zu verstehen, selbst wenn man nicht auf der jeweiligen Station eingesetzt war.
Generell ist auch die gesamte Organisation sehr gut und zuverlässig und man hat stets eine/n Ansprechpartner*in. Dies begann schon vor dem PJ, als die Ärztliche Direktion der Vitos-Klinik Kontakt zu mir aufgenommen hat, um nach meinen Einsatz-Präferenzen zu fragen. Gemeinsam haben wir telefonisch die Möglichkeiten besprochen und mir wurde empfohlen, mir zwei Schwerpunkte auszusuchen, sodass hier die Möglichkeit besteht, einen tieferen und längerfristigen Eindruck zu gewinnen. Man kann aber theoretisch auch drei oder mehr Schwerpunkte setzen und kürzer auf den Stationen verbleiben oder während des Tertials besprechen, ob man durch neue Eindrücke ggf. doch eine andere oder kürzere/längere Rotation machen möchte. So durfte ich bspw. länger auf einer Station bleiben, weil es mir dort sehr gut gefallen hat und bin etwas später rotiert.
Meine Unterlagen habe ich ebenfalls sehr früh erhalten, sodass genug Zeit war, noch benötigte Dokumente zu organisieren und habe bei Fragen stets sehr schnell und zuverlässig eine Antwort erhalten. Auch der erste Tag in der Klinik vor Ort war repräsentativ für das gesamte Tertial, da man von den Mitarbeiter*innen der Ärztlichen Direktion sehr freundlich empfangen wurde und alles, von der Schlüsselübergabe, Vertragsabgabe bis zur Begrüßung und Begleitung auf die Station sehr gut organisiert war. Hier wurde man auch durch den Klinikleiter und den leitenden Oberarzt sehr freundlich begrüßt und hat bereits Materialien und Bücher erhalten, um bspw. eine gute Struktur zur Erhebung des psychopathologischen Befunds zu entwickeln und Hintergrundwissen zu erhalten, was ich sehr positiv fand. In diesem Vorgespräch wurde auch über Vorerfahrungen, Erwartungen und Motivation für das Tertial in der Psychiatrie gesprochen. Diese Aspekte wurden dann auch im Abschlussgespräch am Ende des Tertials erneut aufgegriffen, sodass man hier auch den Bogen wieder geschlossen und gemeinsam reflektiert hat, wie diese Aspekte sich erfüllt oder verändert haben, was ich als Teil der individuellen Betreuung als sehr wertvoll gesehen habe.
Während des gesamten Tertials waren die Mitarbeiter*innen der Ärztlichen Direktion immer sehr bemüht, bei organisatorischen Fragen schnell eine Lösung zu finden und auf meine Wünsche oder Vorschläge einzugehen. So bin ich bspw. auch bei Diensten mitgegangen, um einen Eindruck zu gewinnen, wie diese ablaufen. Auch hier habe ich sehr, sehr nette Kolleg*innen kennen gelernt und es war immer Zeit für Fragen, selbst wenn es mal stressiger wurde. So konnte ich auch einen Eindruck über „psychiatrische Notfälle“ und andere Stationen gewinnen und auch nochmal die verschiedenen Herangehensweisen und Routinen verschiedener Ärzt*innen kennen lernen.
Neben den Rotationen über die Schwerpunktstationen, die man sich ausgesucht hat, wird jedem/jeder PJler*in empfohlen, für zwei Wochen in die intensivpsychotherapeutische Tagesklinik im Martinshof zu gehen. Auch hier bin ich sofort sehr herzlich ins Team integriert worden und habe sehr nette Kolleg*innen kennengelernt. Im Martinshof hat man Gelegenheit, eine ambulante psychotherapeutische Betreuung kennen zu lernen und einen tieferen Einblick in die psychotherapeutische Seite der Patientenversorgung zu gewinnen, da die Station primär von psychologischen Therapeutinnen geführt wird und die ärztliche Versorgung durch zwei Visiten pro Woche erfolgt. Hier durfte ich an Gruppen- und Einzelsitzungen (natürlich nur nach Patienteneinverständnis) teilnehmen, Gruppen anleiten und Aktivitäten mit den Patient*innen gestalten. Auch hier habe ich im Team sehr nette und aufgeschlossene Kolleg*innen kennen gelernt und mir hat der Perspektivwechsel und die Möglichkeit, noch mehr psychotherapeutische Verfahren (z.B. ACT) und ein ambulantes Setting kennen zu lernen sehr gefallen. Natürlich gibt es auch auf Station die Möglichkeit, den psychologischen Psychotherapeut*innen Fragen zu stellen oder in Sitzungen mit zu kommen, sodass man neben der ärztlichen Tätigkeit auch hier viele Eindrücke gewinnt, wobei natürlich auch Ärzt*innen therapeutische Gespräche durchführen. Generell wird hier auch auf ärztlicher Seite ein psychotherapeutisches Vorgehen neben der medizinisch/pharmakologischen Behandlung groß geschrieben und die Klinik ist sehr darauf bedacht, am Puls der Zeit zu bleiben, was Forschung, Neuerungen in den Therapieverfahren und Weiterbildung angeht. Auch die Weiterentwicklung und Kombination von Therapiezweigen und -verfahren um individuell auf Patient*innen und Krankheitsbilder einzugehen und die Bereitschaft, sich immer wieder für neue Verfahren zu öffnen und die Teams zu schulen, finde ich hier beeindruckend (z.B. CBASP für Depression). Die Spezifizierung der einzelnen Stationen und Teams auf die spezifischen Krankheitsbilder ist hierbei eine große Stärke der Klinik, einmal für die Patienten, die wirklich eine auf sie passende Therapie erhalten können, aber auch für die Teams, die sich nachhaltig auf ihre jeweilige störungsspezifische Behandlungsstrategie fokussieren können, um den Patient*innen vollständig gerecht zu werden. So besteht immer die Möglichkeit, dass man das Team einer anderen Schwerpunktstation involviert, wenn man mit diesem spezifischen Krankheitsbild oder bei komorbiden Störungsbildern noch nicht so viel Erfahrung hat oder den Patienten ggf. verlegt.
Weiterhin besteht im PJ auch die Möglichkeit, sich die anderen Therapieangebote anzuschauen bzw. daran teil zu nehmen. So war ich bspw. mal mit in der Ergotherapie, in der Sporttherapie oder bei einer PMR-Sitzung, und kann jedem empfehlen, sich selbst einen Eindruck zu machen, was alles möglich ist und angeboten wird.
Ich hatte in der Vitos-Klinik den Eindruck, dass es wirklich um eine gute und ganzheitliche Patientenversorgung geht und auch viel über eine weiterführende Versorgung und ambulante Anbindung des Patienten außerhalb der Klinik nachgedacht wird, um bspw. Hospitalisierung und eine fortschreitende Chronifizierung zu vermeiden. Hier möchte ich die starke Einbindung des Sozialdienstes positiv hervorheben, finde aber auch den Ansatz eines multidisziplinären Teams wirklich wertvoll, weil so möglichst viele Eindrücke über den Patienten in unterschiedlichen Situationen (bei der Visite, auf Station, während der Therapien) zusammengetragen werden, sodass man insgesamt ein besseres und realeres Bild des Patienten entwickeln und auf Bedürfnisse eingehen kann. Durch den Sozialdienst und eine gute Vernetzung/Verbindung mit bspw. Betreuungseinrichtungen, wurde stark darauf geachtet, den Patienten auch außerhalb der Klinik gut zu versorgen, um eine übermäßige Hospitalisierung zu vermeiden und dem Patienten eine gute Versorgung zuteil werden zu lassen. Diese ganzheitliche Herangehensweise kenne ich so aus anderen (somatischen) Kliniken eher nicht.
Wer Interesse hat, auch mehr über Betreuung und andere Themen zu lernen, kann hier auch stets den Sozialdienst ansprechen oder mal mit fahren, wenn man bspw. Patienten in Einrichtungen begleitet.
Darüber hinaus hat mich auch das Klima in der Vitos-Klinik beeindruckt, da ich den Umgang miteinander stets als sehr freundlich und wertschätzend empfunden habe und den Eindruck hatte, dass auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen viel Wert gelegt wurde, auch was Arbeitszeiten und -verhältnisse betrifft. Die gleiche wertschätzende und annehmende Haltung wurde auch den Patient*innen zuteil, was ich sehr geschätzt habe. Sehr positiv fand ich auch, dass wir insgesamt nur 3 oder 4 Pjler*innen im Haus waren und auf jeder Station auch nur ein/e Pjler*in eingesetzt wurde, sodass hier wirklich Zeit für eine individuelle Betreuung war.
Ich war von meiner Zeit hier wirklich begeistert und bin sehr zufrieden und glaube, dass es für Psychiatrieinteressierte eine wirklich tolle Möglichkeit ist, um viel zu lernen, ein tolles Tertial zu haben und für seine weitere berufliche Karriere viele Erfahrungen zu sammeln. Ich habe hier mehr über Psychiatrie gelernt, als im ganzen Studium vorher.
Bewerbung
Über das interne Vergabeverfahren der Uni Gießen