Insgesamt hat mir mein Tertial in Goslar gut gefallen. Wer in die Chirurgie möchte, ist hier sehr gut aufgehoben.
Struktur: Man rotiert durch alle chirurgischen Abteilungen (Unfallchirurgie, Gefäßchirurgie, Allgemeinchirurgie), wobei 8 Wochen in der Allgemeinchirurgie Pflicht sind und die restlichen 8 Wochen kann man sich frei einteilen. Der erste Tag ist sehr gut durchgeplant, man erhält Kleidung, einen Spint, ein eigenes Telefon und wird überall einmal vorgestellt. Unterricht findet ca. 3x die Woche statt und ist auch sehr gut, man kann oftmals mitbestimmen welches Thema besprochen werden soll. Am Ende des Tertials gibt es eine Mündliche Prüfung als Vorbereitung für das M3. Der PJ-Beauftragte Dr. Wittlinger ist sehr nett und kümmert sich darum, dass der Unterricht stattfindet usw. Wenn man es benötigt bekommt man eine Wohnung in einem nahe gelegenen Neubaugebiet (Fußweg zur Klinik 5-10 Minuten) gestellt, welche man sich mit 1-2 Anderen (je nach Auslastung) teilt. Gehalt ca. 500 Euro. Mittagessen mit Getränk und Nachtisch umsonst.
Allgemeinchirurgie: Die Allgemeinchirurgie (hier wird auch viel Thoraxchirurgie gemacht) umfasst ein recht großes Team und es wird viel operiert. Morgens geht es gegen 7 Uhr los mit der Visite, als PJler ist man hier für die Visitendoku zuständig, die man später in den PC einträgt und ggf. Untersuchungen voranmeldet. Um 7:45 Uhr ist Frühbesprechung mit dem gesamten Team und Einteilung, wer wo wann im OP ist und wer die Station/Ambulanz/Notaufnahme übernimmt. Als PJler sollte man eigentlich wochenweise in einem Bereich eingeteilt sein, häufig ist die Personalsituation aber eher knapp bemessen, sodass man meistens in den OP gerufen wird. Im OP ist man bei allen möglichen Operationen dabei und auch eigentlich immer mit am Tisch (PJ Aufgaben hier: Haken halten, Zunähen..): Whipple-OPs, Hernien, Appendektomie, Cholezystektomie, VATS, Leberteilresektionen, Kolon-CA etc... Der Chef ist auf Leber spezialisiert, daher hat man hier auch die Gelegenheit mal bei größeren OPs dabei zu sein. Auf Station sind die Aufgaben Braunülen legen, Blut abnehmen, Drainagen ziehen, Wunden neu verbinden, Briefe schreiben. Zwischendurch konnte man immer mal mit in die Notaufnahme oder die Ambulanz und dort Patienten untersuchen. Wenn mal eine Pleurapunktion gemacht wurde, durfte man assistieren oder selbst versuchen. Die Stimmung im Team war in meiner Zeit größtenteils leider miserabel, man hatte das Gefühl die Assistenzärzte werden nicht wertgeschätzt, es herrschte eine generelle Unzufriedenheit und die Arbeitsbelastung war viel zu hoch. Als PJler wurde man allerdings meistens sehr nett behandelt, ab und zu hat man auch mal Dinge erklärt bekommen. Um 15 Uhr war täglich Nachmittagsbesprechung, danach durfte man meistens nach Hause gehen.
Unfallchirurgie:
Auch die Unfallchirurgie besteht aus einem größeren Team und umfasst eigentlich alle üblichen unfallchirurgischen/orthopädischen Krankheitsbilder. Um 7:30 geht es los mit der Frühbesprechung im Röntgenraum, hier schaut man sich auch nochmal Bilder von den Patienten an die auf dem OP Plan für den aktuellen Tag stehen. Zum Stationsalltag kann ich nicht viel sagen, man verbringt die Zeit überwiegend im OP oder in der Notaufnahme. Im OP durfte man viel mithelfen und Platten einschrauben, zunähen, etc. In der Notaufnahme war es sehr gut, man durfte die Patienten eigenständig aufnehmen und untersuchen, teilweise auch Kopfplatzwunden nähen oder einen Gips anlegen. Die Stimmung war während meiner Zeit etwas chaotisch, weil der Chef gegangen ist und es zwischenzeitlich keinen neuen gab, sodass die Aufgabenverteilung etwas schwierig war. Feierabend war hier sehr variabel, je nachdem wie lange die OPs so liefen. Um 14:30 war Nachmittagsbesprechung, danach konnte man eigentlich immer gehen.
Gefäßchirurgie:
Die Gefäßchirurgie besteht nur aus einem sehr kleinen Team und gehört wohl eigentlich zusammen mit der Allgemeinchirurgie, allerdings gab es da immer mal Unstimmigkeiten zwischen beiden Teams, sodass es meist doch sehr getrennt war und die Assistenten der Fachbereiche immer mal ausgetauscht wurden. Hier war die Stimmung im Team im Gegensatz zu den Anderen sehr sehr gut, man wurde sehr nett aufgenommen und total integriert. Hier wurde auch um 7/7:15 Uhr mit der einer kleinen Frühbesprechung und danach mit der Visite begonnen, der Chef war immer dabei und hat sich viel Zeit für die Patienten genommen. Man konnte auch jederzeit alle Fragen stellen. Danach waren meistens OPs auf dem Programm, da durfte man entweder mitmachen oder zuschauen, auch hier gab es alles Mögliche von PTAs bis hin zu Unterschenkelamputationen. Auf Station hat man Briefe geschrieben, Kontrolle-Sonos gemacht und ABIs gemessen. Da die Kommunikation hier sehr gut lief, gab es keine offizielle Nachmittagsbesprechung, daher war der Feierabend sehr variabel, je nachdem was man sich noch so anschauen wollte.
Die Zeit in der Gefäßchirurgie hat mir mit Abstand am Besten gefallen.
Alles in Allem kann ich das Krankenhaus in Goslar sehr empfehlen fürs PJ. Man arbeitet zwar relativ viel, aber man wird wertgeschätzt und erhält außerdem eine Vergütung. Auch der Harz lädt zum Wandern und Natur genießen ein.