Wenn man sich sicher ist, dass man nach Mühldorf geht, am besten direkt bei der Personalabteilung melden, um das Organisatorische zu erledigen und um ggf. ein Wohnheimzimmer zu organisieren.
Die Orga funktioniert gut, man bekommt rechtzeitig ein Schreiben mit allen relevanten Infos.
Wohnheim: Das PJ-Wohnheim ist im Prinzip eine große WG mit 8 Zimmern. Es liegt ca. 12 Minuten Fußweg (mit Bergpanorama) vom Klinikum entfernt. Die Zimmer sind unterschiedlich groß, teils in eher mäßigen Zustand und leider recht dreckig (obwohl man gesagt bekommt, dass die Zimmer bei Einzug gereinigt seien). Manche Zimmer haben Waschbecken, WC und Dusche im Zimmer, manche nur Waschbecken und Dusche. WC ist hier dann am Gang, aber individuell absperrbar. Zwei Zimmer haben das komplette Bad extra am Gang. Im Endeffekt hat aber jeder sein eigenes WC/Dusche, man muss keine sanitären Einrichtungen teilen.
Die Küche ist für alle da, genauso ein kleines Wohnzimmer mit Sofa und ein schöner Balkon, auf dem wir die meiste Freizeit verbracht haben. Waschmaschine, Wäscheständer, Staubsauger und Fahrradraum gibt es auch.
Angeblich kommt jede Woche ein Putzdienst, der Gang, Küche, Wohnzimmer putzen soll, diesen gibt es aber nicht. Sprich man muss selbst für Sauberkeit sorgen.
Die Wohnung liegt über einem Griechen, dessen Besitzer öfters leider recht laut sind. Zur anderen Seite hin ist eine Hauptstraße, die auch recht laut ist, aber mit geschlossenen Fenster und Oropax geht es nach kurzer Eingewöhnung.
(Tipp: Zimmer 6, 7, 8 und 9 haben WC, Dusche und Waschbecken im Zimmer, sind aber zum Biergarten hin und teilweise recht laut. Zi. 2, 3, 4 und 5 sind zur Straße hin, aber durch die guten Fenster am ruhigsten. 3 und 4 haben ein Waschbecken und eine Dusche im Zimmer, WC am Gang, Zimmer 5 und 2 haben das gesamte Bad am Gang).
Nun zur Chirurgie: Mühldorf ist ein kleines Haus der Grundversorgung. Man lernt hier keine abgehobenen, verrückten Sachen, sondern bekommt die grundlegende Medizin, also das, was ein angehender Assistent braucht, super vermittelt.
Die Chirurgie ist eine von Oberärzten geführte Abteilung. Es gibt recht wenig Assistenten, die meistens in der Notaufnahme sind, weshalb die Oberärzte nicht selten die Stationen allein mit den PJlern machen. Alle sind äußerst nett. Also wirklich extrem nett. Vom Chef bis zur Pflege nur herzensgute Menschen. Man macht in Mühldorf keine „PJ-ler-Aufgaben“, man ist viel mehr Assistenzarzt. Blutabnahmen und Viggos erledigen die Stationssekretärinnen. (Ich habe in 4 Monaten maximal 20 Mal gestochen).
Man kann durch verschiedene Stationen Rotieren: Allgemein-CH, Unfall-CH, Notaufnahme und wenn man möchte, 2 Wochen Anästhesie/ITS (Macht unbedingt 2 Wochen Intensiv, diese zwei Wochen waren lehrreicher als ein Tertial Innere an der Uni...)
In der Notaufnahme ist man für die chirurgischen Notfälle zuständig und macht je nach Eigeninitiative alles. Anamnese, Untersuchung, Nähen, Bilder befunden, Brief, Aufnahme wenn nötig. Man hat immer einen Arzt als Backup. Wenn viel los ist, sind die Ärzte um jede Hilfe dankbar und nehmen sich im Gegenzug Zeit für Erklärungen und Teaching. Macht in der Notaufnahme unbedingt Spätschichten (13-21:00) oder Nächte (21-8:00) mit.
Auf Station macht man in der Früh Visite, oft allein mit den Oberärzten und dann zusammen mit diesen die Stationsarbeit, Briefe, etc. oder geht eben in den OP.
Zu Beginn des PJs gab es eine OP-Einführung von der OP-Pflege, wo einem nochmal alles erklärt und die hausspezifischen Dinge gezeigt wurden. Die OP-Pflege war zu mir ohne Ausnahme immer sehr nett und geduldig (nicht, wie man das von den Unis her kennt).
Die Visceralchirurgie macht eher kleinere Eingriffe wie Blinddärme, Gallen, Hernien, Schilddrüsen. Eine Ausnahme macht hier die Thoraxchirurige mit größeren OPs. Die Unfallchirurgen machen das übliche Portfolio. Man ist in der Regel 1. Assistenz. Bei Laparoskopien führt man z.B. die Kamera. Davor muss man sich aber nicht abschrecken lassen, weil eben alle so geduldig sind, alles erklären und sich Zeit nehmen, wo es nötig ist. Drainage annähen und Hautnaht ist meistens PJ-Aufgabe (wenn man möchte).
Wer Interesse hat kann, wenn Zeit ist, immer zu den Wirbelsäulenchirurgen oder Urologen mit in den OP (Die Urologie macht hier sehr viel, jede Woche eine Neoblase und/oder Prostata, regelmäßig verrückte Genital-OPs). Hin und wieder assistiert man bei Sectiones und eigentlich regelmäßig (1-2x/W) bei den OPs der Beleg-Orthopäden (Hüfte und Knie). Auch hier sind die Ärzte unglaublich nett. Wenn im OP nichts los war kann man mit in die Sprechstunden.
Mindestens einmal die Woche machen die Chirurgen PJ-Seminar, manchmal muss man etwas aktiv nachfragen, aber dann bekommt man auch was geliefert. Wenn PJ-ler in der Inneren sind, gibt es auch hier 1x/W ein Seminar, wo man jederzeit hin kann. (Man wir für PJ-Unterricht aus dem OP ausgelöst!!!)
Arbeitszeiten: Beginn um 7:30 mit Röntgendemo, Ende zwischen 15:30 und 17:00 je nach OP bzw. Lust und Laune. Bei gutem Wetter wurde man öfters früher von den Oberärzten heimgeschickt. ("In die Richtung ist das Freibad, ich würde sagen, da gehen Sie jetzt alle hin!")
Da wir vier PJler waren, hatten wir einmal die Woche einen Studientag (nicht kumulierbar). Einfach mit dem PJ-Oberarzt abklären.
Mühldorf ist ein nettes, kleines und ruhiges Städtchen. REWE und Aldi sind in 10-15 min zu Fuß von der Unterkunft erreichbar, ein super Bäcker ist 100m neben der Unterkunft, am Bahnhof ist man in 5 min zu Fuß. Salzburg, Chiemsee, Burghausen, Passau und München sind für Tagesausflüge gut erreichbar.
Alles in allem ein super Tertial, das vor allem durch die großartigen Menschen dort punktet. Mir hat es immer vor dem Chirurgietertial gegraut (8h täglich Hakenhalten z.B.), aber in Mühldorf hat es echt Spaß gemacht. Man wird hier aktiv auf den Arztberuf vorbereitet, weil man eben nicht nur der PJ-ler ist, sondern immer in der Patientenversorgung eingesetzt ist, selbstständig arbeiten darf, gefördert und gefordert wird.
Bewerbung
Anmedlung über das PJ-Portal (Lehrkrankenhaus der TU-München)