Der Glanz goldener Tage, der in den Vorberichten beschrieben wird, scheint etwas verblasst zu sein...
... Zum Zeitpunkt, als ich die Überschrift für diese PJ-Bewertung schrieb, saß ich doch etwas geknickt in der Villa Ruth und wusste gegen Ende meines Tertials nicht so Recht, was ich Euch, liebe Leser/innen, als Resümee meiner Zeit hier im Spital Laufenburg mit auf den Weg geben könnte...
... Fangen wir mal von vorne an:
Das Spital Laufenburg ist ein sehr kleines Spital mit einer interdisziplinären Notfallambulanz, zwei Stationen der Inneren Medizin, einer IMC und einem angeschlossenen Pflegeheim in den oberen Etagen. Zu Arbeitsbeginn erhält man eine kleine Führung durch das Spital, sowohl durch die Personalfachfrau, als auch durch die aktuellen Uhus bzw. Assistenzärzte. Zudem erhält man ein Mäppli mit den wichtigsten und notwendigen bürokratischen Eintrittsunterlagen, sodass man zügig durchstarten kann. An meinem ersten Tag habe ich mich bereits gut aufgenommen gefühlt, denn die Integration ins Team geschieht relativ rasch und die Assistenten/innen waren alle über die gesamte Zeit ausnahmslos sehr herzlich und hilfsbereit.
In den ersten 3-4 Wochen ist man erstmal auf Station eingeteilt. Hier lernt mal erstmal den allgemeinen Stationsablauf kennen. Dabei fällt natürlich das Hauptaugenmerk auf die vormittägliche Visite. Diese findet zweimal wöchentlich mit der Chefärztin und je nach Woche ein bis zwei Mal mit der jeweils zuständigen Oberärztin statt. Auch eine zweifache Kardexvisite zusammen mit der Pflege ist regelmäßiger Bestandteil. Bei Visite hat man als UHU die Aufgabe, Besprochenes gemäß dem SOP - Schema zu dokumentieren und ggf. schon erforderliche Anmeldungen (Röntgen, Blutentnahme etc.) zu tätigen. Man darf jedoch bereits relativ schnell "eigene" Patienten übernehmen und diese dann vorwiegend betreuen, Behandlungs- oder Diagnostikvorschläge unterbreiten und bei Visite dann natürlich auch diese selbst visitieren. Generell ist es selbstverständlich, dass man alle Untersuchungen (vor allem Auskultationen) gleichzeitig mit oder nach den Ärzten ebenso durchführt.
Im weiteren Tagesverlauf gab es dann diverse Aufgaben und Tätigkeiten, wie aBGAs, Schellong- oder MMST-Tests und dann auch natürlich das Schreiben von Arztbriefen, manchmal aber auch mal Orga-Kram wie Vorbefunden hinterher zu telefonieren. Unterm Strich einfach ganz normale Stationsarbeit :)
Dienstbeginn auf Station ist 07:35 (Vorbereitung des Morgenrapports, der um 07:40 stattfindet) bis ca. 17:00 - 18:00.
Nach dem ersten Stationsblock folgt dann die Rotation auf die Notfallstation. Auch dort wird man adäquat eingeführt, sodass man recht schnell die Assistenzärzte/innen unterstützen kann. Hierbei war bzw. ist es üblich den ärztliche Erstkontakt zu den Patienten herzustellen und bereits eine Anamnese, sowie einen körperlichen Status zu erheben. Dies gilt es dann mit dem jeweils zuständigen Assistenten/in zu besprechen, um schließlich zusammen mit der zuständigen/m Oberärztin/arzt weitere Diagnostik oder eine Therapie zu planen. Bei all dem muss man sich aber im Voraus bewusst sein, dass wirklich akute und ergo spannende Notfälle nicht nach Laufenburg triagiert werden. Demnach gab es dann entsprechend viele Dienste an denen man sich eher (mit Verlaub) wie in einer Hausarztpraxis vorkam und demnach der Lerneffekt was Krankheitsbilder anbelangt auf Dauer eher bescheiden war. Was man jedoch hier gut erlernen kann, ist das Erheben von Anamnesen, auf deren Ausführlichkeit und Genauigkeit großen Wert gelegt wird, aber auch bei der körperlichen Basisuntersuchung bekommt man Routine und wird fitter! Dadurch, dass die Notfallstation in Laufenburg interdisziplinär ist, werden dort in telefonischer Absprache mit einem diensthabenden Chirurgen/in auch TOH-Patienten behandelt, sodass man regelmäßig die Möglichkeit bekommt RQWs zu versorgen und zu nähen! Die Mischung von Innerer Medizin und Kleinchirurgie fand ich, wie man hier so schön sagt, Tip Top!
Dienstbeginn Notfall Früh: 07:40 (mit Rapport) bis (je nach Patientenaufkommen) 18 Uhr, hin und wieder auch etwas länger, aber das ist voll ok :)
Dienstbeginn Notfall Spät: 12:00 - 22:00 (ab ca. 18 Uhr ergänzend Labordienst, siehe unten)
Ein weiteres Aufgabenfeld der Unterassistenten/innen ist ab 18 Uhr bis 22 Uhr die Tätigkeit der sehr netten Labordamen zu übernehmen. Dazu erhält man zu Beginn eine Einführung und bevor man auf den Notfall rotiert, noch eine kleine Generalprobe. Anfangs war ich diesbezüglich etwas skeptisch, aber die Laborarbeit und ich wurden in den Spätdiensten am Schluss noch gute Freunde :)
Das hört sich nun alles sehr positiv an, was es in den ersten Wochen auch definitiv so war und ich hatte in der Anfangszeit einen guten Einstieg und die Motivation blieb zunächst auf stabilem Niveau hoch. Während des Tertials habe ich aber leider des Öfteren erlebt, dass wir hier zum Teil einfach billige Arbeitskräfte sind, was mich zu meinem eigentlich einzigen, leider aber aus meiner Sicht stark gewichteten Kritikpunkt führt, der sich im Folgenden vor allem an die Kaderärzte richtet:
Thema TEACHING bzw. PJ-Unterricht.
... im Nachhinein eigentlich nonexistent und nicht mehr das wiederspiegelnd was die Kommilitonen in den Vorberichten verfasst haben. Aber auch hier möchte ich chronologisch beginnen und zunächst meine anfänglichen Erfahrungen beschreiben...
bei den Visiten hatte ich zunächst schon das Gefühl fachlich mit eingebunden zu werden. Je nach Patienten und Krankheitsbild gab es immer mal wieder Rückfragen und auch einige "facts nice to know" mit auf den Weg. Vor allem die Visiten mit einer rheumatologisch sehr bewanderten Oberärztin waren oft sehr aufschlussreich. Leider gab es aber auch Leitende Ärzte/innen die auf persönliches Teaching, jetzt mal vorsichtig ausgedrückt, weniger Wert gelegt haben und stattdessen eher ungehalten wurden, wenn der Laptop (zum Beispiel beim Öffnen der Laborwerte) mal nicht gleich so wie ich wollte oder man mal eine Anforderung nicht gleich auf Anhieb gefunden hat und man dafür regelmässig einen Spruch gedrückt bekommen hat: Danke dafür! Das aber nur am Rande erwähnt...
Was dagegen noch positiv zu erwähnen ist, dass es wöchentlich eine Fallvorstellung durch einen AA gibt, einen Journal Club (man ist als Uhu einmal im Tertial an der Reihe diesen vorzubereiten) und eine zugeschaltete Skype Fortbildung vom Kantonsspital Aarau. Auch ein monatlich stattfindender Lunch Club (bezahltes Mittagessen und Fortbildung durch einen externen Referenten/in) war auf jeden Fall als sehr positiv und fachlich als sehr gut zu bewerten.
Vor meiner Zeit im Spital Laufenburg gab es wohl einige Assistenzärzte/innen, die einen regelmässig stattfindenden PJ-Unterricht initiierten und sich dabei auch voll reingekniet haben. Da ein Assistenzarzt kurze Zeit nachdem ich hier angefangen habe, leider wieder das Spital verlassen hat und eine Assistenzärztin ins Spital Rheinfelden rotiert ist, fand dieser zunächst nicht statt. Wenn man aber anhand alter Präsentationen gesehen hat, wie gut und engagiert das betrieben wurde, kam bei uns UAs der Wunsch auf, dies wiederzubeleben und wir wandten uns an den neuen UA-Koordinator, der unsere Bitte auch prompt weiterleitete. Die Antworten reichten dann von "können eure Bitte gut nachvollziehen, aber ..." bis auf gar keine Reaktion hinsichtlich der Kader- und Oberärzte/innen. Es kamen zwar einige gute Inputs der Assistenten/innen, wie zum Beispiel 16 Wochenthemen auf Dauer mal vorzubereiten und diese dann in jedem Zyklus zu teachen, in der Tat wurde dabei jedoch lediglich nur eine Unterrichtseinheit von einer sehr lieben Assistentin umgesetzt.
Nun möchte ich keinen falschen Eindruck über sämtliche Assistenten/innen vermitteln, denn diese waren im Großen und Ganzen sehr bemüht, uns gut zu betreuen und soweit möglich praktisch etwas beizubringen, sowie uns zu helfen, strukturelles Arbeiten zu erlernen!
Die Enttäuschung im Thema Teaching und fehlendem Unterricht liegt meinerseits auf Seiten der Kaderärzte/innen. Denn diese verfügen alle über ein grosses Fachwissen und haben alle ihre persönlichen fachlichen Steckenpferde, von denen wir Unterassistenten/innen hätten sehr profitieren können. Leider habe ich jedoch im Verlauf des Tertials nicht den Eindruck gewinnen können, dass die ärztlichen Hirten adäquat daran gedacht hätten, dass Unterassistenten im Haus dadurch nachhaltiges und fundiertes Wissen und praktische Skills hätten mitnehmen können. Stattdessen konnte man durchaus auch von oberster Stelle mal von der Seite angemacht werden (O-Ton "Hey Unterassistent, es liegen noch Zettel im Rapportraum"), sodass man schnell wieder geerdet wurde und für einen kurzen Moment denken konnte, dass der teils noch verbreitete deutsche Chefarztton über die Grenze geweht wäre.
Wenn man nun meine Zeilen liest, könnte man denken, was doch hier für ein Sensibelchen diesen Bericht verfasst. Im Normalfall kann ich dem widersprechen, da viele Kleinigkeiten, die vielleicht gar nicht der Rede wert sind, an mir abprallen, wenn ich jedoch merke, dass zum Teil in den Augen der Kaderärzte die Unterassistenten als kostengünstige Hilfsarbeiter wahrgenommen werden und das Verhältnis von Arbeit und Teaching nicht im Einklang ist , stimmt mich das leider etwas säuerlich und muss auch so kommuniziert werden. Dies wurde noch verstärkt, als ich mir von Kommilitonen/innen, die zeitgleich in der Schweiz PJ gemacht haben, anhören durfte, dass diese jede Woche einen EKG-, einen Sono-, und einen Untersuchungskurs geniessen durften und ebenso wöchentlich beim Chef/in 45 Minuten Frontalteaching bekommen haben.
Zusammenfassend kann ich Euch aktuell nur bedingt empfehlen, das Innere Tertial in Laufenburg zu machen, jedoch sollte jeder anhand meines Berichts und der Vorberichte selbst darüber abwägen. Ich hoffe sehr, dass meine Kritik, die ich beim Abschlussgespräch zum Ausdruck brachte, auf fruchtbaren Boden stößt.
Dann "laufts" im Spital Laufenburg auch wieder für die Unterassistenten/innen richtig rund.
Abschließend noch ein paar allgemeine und wohlklingendere ;) Hinweise und Infos:
- Dienstwünsche werden in der Regel immer beachtet und entsprechend nach Möglichkeit eingeplant. Während des Tertials hat man ein bis zwei Wochenenden, an denen man Dienst hat (12:00 - 20:00).
- Man hat die Möglichkeit als Uhu in der altehrwürdigen Villa Ruth zu wohnen, ein Personalhaus, was in der Schweiz wahrscheinlich so einzigartig ist. Dort hat jeder sein eigenes Zimmer, ausgestattet mit eigenem Waschbecken, Bett, kleinem Schreibtisch und Kleiderschrank. Es gibt einen gemütlichen Aufenthaltsraum mit Sofas und Fernseher, inkl. Zugang zur Terrasse, auf der man seinen Feierabend bei lauen Sommertemperaturen ausklingen lassen kann. Zudem gibt es zwei neuwertige, ordentlich ausgestattete Küchen und zum Großteil renovierte Badezimmer auf jedem Stockwerk. Eine Waschmaschine steht für die allgemeine Nutzung zur Verfügung. Frische Bettwäsche und Handtücher kann man aus dem Spital beziehen. Jeweils montags werden die gemeinschaftlichen Räume (inkl. Küchen und Bäder) gereinigt. Das Ganze gibt es zum fairen Preis von 200 Stutz, worüber man wahrlich nicht meckern kann. Persönlich hatte ich in der Villa Ruth eine sehr schöne Zeit, da ich dort mit den anderen UAs harmonische und gemeinschaftliche Stunden verbringen durfte.
- Laufenburg (CH) hat eine schnuckelige Altstadt, außer dem Rhein jedoch nicht allzu viel zu bieten. Wer sich als nach einem vernünftigen Nachtleben vor der Tür sehnt, ist hier weniger gut aufgehoben. Dennoch ist die Anbindung nach Basel, sowohl via Auto, als auch via Zug sehr gut.
- Ein Auto vor Ort zu haben ist insofern vorteilhaft, um an den freien Tagen flexibel diverse Ausflüge und Wanderungen zu starten, was ausdrücklich zu empfehlen ist: die Schweiz ist klein und gleichzeitig landschaftlich unglaublich facettenreich. Ich empfehle Euch, das Angebot eines hausinternen Parktickets abzulehnen, da ich den monatlichen Preis von 100 CHF für UAs als überteuert erachte. Stattdessen kann man auf deutscher Seite beim ASB Seniorenzentrum „Rheinblick“ (Andelsbachstraße 16, 79725 Laufenburg) gratis und unbegrenzt parken. Der Fußweg vom Spital aus beträgt ca. 15-20 Minuten.
- Geringfügig länger dauert der Fußmarsch zum Laufenpark, ebenso auf deutscher Seite, wo man bei Bedarf kostengünstiger seine Lebensmittel einkaufen kann.
- Anfallende Kosten bezüglich der Notwendigkeit eines Ausländerausweises (bei Aufenthalt von > 4 Monaten in der Schweiz erforderlich) und die Gebühr für die Äquivalenzbescheinigung der Uni Basel zur Anerkennung des PJs werden freundlicherweise vom Spital übernommen!
- Es wird immer ermöglicht, dass man sowohl im Frühdienst, als auch im Spätdienst zum Mittagessen gehen kann, das in gemeinsamer Runde eingenommen wird (für UAs 6,50 CHF pro Gericht). Dabei ist es guter Brauch, dass die Unterassistenten/innen den Kaffee am Vollautomaten für die gesamte Runde holen und ihr eigenes Getränk aus einer dafür vorgesehenen Gemeinschaftskasse bezahlt bekommen. Fairer Deal!