PJ-Tertial Psychiatrie in Vitos Klinikum (11/2021 bis 3/2022)
Station(en)
7; 6; Haus 9; Tagesklinik
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Das Tertial an der Vitos Klinik Gießen (-Marburg) kann man jederzeit weiterempfehlen. Die Klinik hat insgesamt nicht viele PJ-Studierende, wodurch man als einzelne Person geschätzt wird.
Es ist möglich und explizit erwünscht, Präferenzen für den Einsatz anzugeben, davon abhängig wird man zugeteilt. Ich war in meinem Tertial immer allein als PJ-ler im Einsatzgebiet. Generell sind 3 Rotationen vorgesehen - 1x Station X für 6-8w, danach kurz in den Martinshof (Tagesklinik) für 2w, danach auf eine andere Station Y für den restlichen Aufenthalt.
Am 1. Tag bekommt man eine kleine Tour durch das Gelände und die wichtigsten Landmarken, außerdem eine ordentliche Ansammlung von Lehrbüchern (geschenkt), die für das Tertial aber auch für die Prüfungsvorbereitung sehr hilfreich waren und sind.
Auf der Station 7 habe ich gestartet, das ist die PTBS- und Kriseninterventionsstation.
Mit 2 Stationsärzten, 1 Psychotherapeutin sowie einer Psychotherapeutin in Ausbildung waren wir gut besetzt, es gab aber auch genug für alle zu tun.
Man wurde zügig eingearbeitet in den Stationsalltag: Morgenrunde, BEs, Aufnahme, verschiedene therapeutische Gruppen, an denen man teilnehmen und später auch leiten konnte, Einzelgespräche, etc.. Gerade bei sensiblem Patientenclientele wird darauf geachtet, mit der richtigen therapeutischen Haltung zu arbeiten, dementsprechend schaut man zuerst, ob die PJler dies schon mitbringen oder sich in der ersten Zeit aneignen. Trotzdem wird man, falls erwünscht, schnell im therapeutischen Setting integriert und man erhält auch, wenn man der Ansicht ist, dass man nicht überfordert wird, eigene Patienten. Rücksprache und offene Kommunikation waren jederzeit im Team möglich, es herrscht keine Hierarchie in Form von Gehaltsklassen, man kann sich jederzeit innerhalb des Teams von Person zu Person unterhalten, was ein sehr angenehmes Arbeitsklima fördert.
Die Rotation im Martinshof kann ich auch wärmstens empfehlen, es sind lediglich 2 Wochen, jedoch ist man noch etwas näher an den Patienten, da man sich gut in alle tagesklinischen Programme wie das Training Emotionaler Kompetenzen (TEK), Training sozialer Kompetenzen (TSK), aber auch das gemeinsame Kochen, sonnige Spaziergänge, gemeinsame Ergotherapie, etc. integrieren kann und vielseitig mit den Patienten und dem Team interagiert. Auch kann man Gruppen anleiten und in Einzelgesprächen, falls vom Pat. bejaht, teilhaben.
Station 6 ist die Suchtmedizinische Station des Hauses.
Ähnlich gutes Arbeitsklima, jedoch ist es durch eher schnellere Behandlungen (~10-14d) etwas schneller getaktet und man hat etwas mehr mit Stationsalltag wie Aufnahmen, KU, Entlassung und dementsprechend Briefe schreiben etc. zu tun. Trotzdem ein sehr spannender Aufenthalt, man sieht vor allem C2-Suchterkrankte mit Gesellschaftsquerschnitt. Selbst wenn es nicht später in die Psycho geht, eine sehr gute Erfahrung für alle, die zB Notarzt oder Allgemeinmedizin machen wollen! Auch hier ist die Betreuung von eigenen Pat. möglich und erwünscht, jederzeit kann und soll bei Fragen Rücksprache mit den Stationsärzten gehalten werden, diese sind sehr nett und erklären viel.
Falls möglich, rotiert auch ins Haus 9! Da sieht man die "härteren" Drogen wie Amphetamine, Kokain, Heroin, Pregabalin etc.. Das Team ist auch unglaublich nett und kompetent, man kann wirklich noch einen neuen Einblick in die Substitutionsmedizin und die Akutbehandlung für einen Entzug aller möglicher Substanzen bekommen.
Natürlich sollte man das Fach halbwegs mögen und/oder ein wenig mit den Thematiken vertraut sein, jedoch lernt man in diesem Haus wirklich gut die Basics und man darf wirklich viel spannendes auch selbstständig machen.
Tagesstart war gegen 8 Uhr, man kann sich immer eine Mittagspause nehmen und die Mitarbeiter sind entspannt. Es gab vereinzelt Tage, an denen ich länger als 16 Uhr arbeitete, jedoch war es nicht die Norm und wenn man die eigenen Aufgaben und Patienten gut betreut und dokumentiert kann man bei Leerlauf auch oft früher in die "Heimbibliothek", um dort zu lernen :)
Pro
-gute Betreuung
-gutes Arbeitsklima
-eigenverantwortliches Arbeiten
Kontra
- man lernt zwar viel, die eigentlichen "Psychiatrie Basics"-Fortbildungen, die wöchentlich stattfinden, waren jedoch oft eher banal. Im Winter fallen auch einige coronabedingt aus.
Bewerbung
DIe Bewerbung lief extern des PJ-Portals, da Gießen da noch kein Teil dessen war. Dementsprechend gab es für externe Studierende extra Formulare, die man rechtzeitig einschicken musste. Es ist aber auch alles gut auf deren Website erklärt und tatsächlich war die PJ-Beauftragte sehr freundlich in den E-mails sowie am Telefon!