Ich habe während des chirurgischen Tertials zwei Wochen in der Neurochirurgie hospitiert - und kann eine Hospitation, oder natürlich auch ein ganzes Tertial, wärmstens empfehlen.
Am ersten Tag hat sich der Chef der Klinik die Zeit genommen, sich eineinhalb Stunden mit mir zusammen zu setzen, mich nach meinen Erwartungen an die Hospitation zu befragen und mir einen Einblick in das Fach zu geben. Und das obwohl ich nur hospitiert habe, und von Anfang an klar gemacht habe, dass ich nicht NeurochirurgIn werden will.
Auch der Rest des Teams ist super nett und engagiert. Es ist selbstverständlich, dass man als PJler angerufen wird, sobald etwas interessantes passiert, die Assistenz- und FachärztInnen nehmen sich gerne Zeit, Bildgebungen oder Patienten in Ruhe durchzusprechen, und lassen einen alles selbst machen, was man sich so zutraut.
Das WKK hat die einzige "große Neurochirurgie" an der Westküste, das heißt, es kommen auch einige kranielle Traumata, akute Blutungen etc. rein - man sieht also relativ viel und kriegt ein gutes Gefühl für aktue Notfälle.
Im OP herrscht bei den NeurochrirurgInnen eine sehr gute Stimmung. Während ich da war, waren hauptsächlich Wirbelsäulen-OPs oder EVDs auf der Tagesordnung, da ist man immer 1. Assistenz und es ist selbstverständlich, dass man zunähen darf.
Man kann auch mit in die Sprechstunden, kriegt da sehr viel erklärt, und sieht von Rückenschmerzen bis zu Hirntumoren ein sehr breites Spektrum.
Ansonsten ist der Tag gefüllt mit Aufnahme- und Entlassuntersuchungen, Konsilen, Schockräumen und PRTs (periradikuläre Therapien) - überall kann man das tun, was man sich zutraut, die ÄrztInnen schauen einem aber gerne auch noch mal über die Schulter und geben Tipps.
Ein Highlight ist auf jeden Fall noch der Unterricht, der wöchentlich für alle PJler stattfindet, obwohl die Neurochirurgen nur selten selber PJler haben. Das macht in der Regel ein Facharzt, der den PJlern anhand von aktuellen Fällen mit einer Mischung aus Komik und Ernst die "Klassiker" der Neurochirurgie näherbringt - super kurzweilig und sehr lehrreich. Absolute Empfehlung!
Nach den Stations- und Intensivvisiten, sowie der Früh- und Röntgenbesprechung, treffen sich diejenigen, die nicht im OP sind, jeden Vormittag zum kurzen gemeinsamen Frühstück (inklusive des Chefarztes und einiger Oberärzte) - und auch mittagessen geht man nach Möglichkeit gemeinsam. Das wirkt sich spürbar auf die Stimmung im Team aus - der Chef ist präsent und jederzeit ansprechbar, und das Team kennt und schätzt sich. Habe ich so noch auf keiner anderen Station erlebt und hat mich sehr beeindruckt!