Pro:
- Das Team ist super freundlich und bereit Lehre zu vermitteln
- Flache Hierarchien mit weitestgehender Du-Kultur. Der Chef hat auch immer ein offenes Ohr für Verbesserungsvorschläge. Die Pflege ist sowohl im OP, als auch auf Station super hilfsbereit und nett.
- Notfall: Verhältnismässig viel Zeit auf dem Notfall (ca. 3 Wochen pro Tertial + Wochenenden) mit häufigem Erstkontakt mit den Pat. durch die Unterassistent_innen (UAs), die dann Rücksprache mit den Assistent_innen (AAs) oder OAs halten können und Vorschläge für das weitere Procedere abgeben können und dann die Berichte anlegen. Immer ein Leitender Arzt unter der Woche auf dem Notfall. Wundversorgung erfolgt oft durch die Unterassistent_innen. Man sieht hier selten akut lebensbedrohliche Fälle, dadurch kann man aber mehr selber übernehmen. Hier Schichtdienst von 7:30h - 15:00h oder 15:00-22:00h bzw. bei wenigen UAs und am Wochenende 11-19h. Für WE Dienste gibt es 2 Kompensationstage. Am Wochenende hat man dann auch Picketdienst. Von den ca. 20 Picketdiensten wurde ich 3x gerufen und davon einmal gegen 5h morgens. Unter der Woche hat man in der Regel je nach Personalausstattung 1x Picket. Also absolut leistbar.
- OP: Im OP-Plan wird eingetragen, bei welcher OP UAs gebraucht werden. Die Einteilung erfolgt dann intern unter den UAs. Wirklich gebraucht wird man meistens bei Orthopädischen/Unfallchirurgischen Eingriffen. Dort hält man in erster Linie Haken und saugt ab. Man kann je nach Operateur_in nähen, manchmal auch das Arthroskop einführen und halten, Schrauben reindrehen oder Anker einschlagen. Selten auch mal eine Abszessabdeckelung oder Wundrevision im OPs unter Anleitung durchführen (eher notfallmässig oder im Picket). Fragen stellen kann man jederzeit und der Umgangston ist sehr angenehm. In der Viszeralchirurgie wird sehr viel geteached, man kommt aber in der Regel nur bei den selteneren offenen Operationen wirklich an den Tisch, ist sonst aber immer herzlich willkommen zuzuschauen. Es hat einen DaVinci mit dem häufig Hernien operiert werden (neben der bariatrischen Chirurgie der Hauptschwerpunkt in der Viszeralchirurgie). Es hat ausserdem viele Belegärzt_innen, wodurch das Spektrum für die Hausgröße relativ breit wird (Plastische Chirurgie, HNO, Urologie, Hand- und Fußchirurgie, Schilddrüssenchirurgie). Wirklich gebraucht wird man hauptsächlich bei den orthopädischen Belegern. Wieviel man sich von dem Spektrum anschauen kann hängt maßgeblich von der Anzahl der UAs ab. Davon hängt auch ab, ob man auch mal in Sprechstunden vorbeischauen kann.
- Lehre: Es gibt 1x die Woche einen viszeralchirurgischen oder orthopädischen Kurs, der meist sehr lehrreich und interaktiv war. In der Orthopädie/Unfallchirurgie sogar einen TFNA Kurs, in dem man am Femurmodell praktisch üben konnte. Ausserdem gibt es 1x pro Woche eine interdisziplinäre Fortbildung, Case Reports, Journal Clubs und ein Tumorboard. Neuerdings soll auch ein Arthroskopie Trainer vor Ort sein.
Eher Contra
- Stationsarbeit: Aufgabe ist es, die Aufnahmen der zu operierenden Pat. durchzuführen, was in mehr als der Hälfte der Fälle erst nach der Operation klappt. Dazu gehören Allergien, genauer Medikationsplan, Vorerkrankungen, Noxen und der REA Status. Bis auf letzteren also alles Punkte, die präoperativ schon abgeklärt worden sind bzw. meiner Meinung nach abgeklärt werden sollten. Manche Pat. fragen dann, warum sie vieles mehrfach erzählen müssen oder machen sich Sorgen, ob etwas schief gelaufen ist, wenn wir sie nach der Operation fragen, ob sie bereit wären auf eine Intensivstation zu gehen oder wir sie reanimieren dürften, falls es notwendig werden würde. Die Pat., die von Chirurg_innen des Spitals Männedorf operiert werden, müssen präoperativ wenn möglich noch körperlich untersucht werden (entfällt postoperativ). Alles in allem natürlich wichtige Fragen und auch verständlich, dass diese repititive Aufgabe von UAs ausgeführt wird, aber ich glaube das könnte man effizienter lösen und dann könnten die UAs die AAs auf anderer Weise unterstützen und ggf. auch mehr lernen. Der Chef weiß aber darüber Bescheid und vielleicht wird dahingehend in nächster Zeit auch etwas geändert. Man kann sich auch auf die 3 chirurgischen Stationen aufteilen und sitzt dann mit den AAs im Büro. Da ist es auch immer lustig und man bekommt auch mehr beigebracht. Außerdem müssen im Morgenrapport die Operationen vom nächsten Tag inklusive wichtiger Nebendiagnosen, Allergien und Antikoagulation vorgestellt werden. Ganz gute Übung, um zu lernen vor der ganzen Abteilung zu präsentieren.
Sonstiges:
Man hat 2 Tage Urlaub pro Monat und kann sich diese auch aufsparen und gebündelt nehmen. Eigenes Telefon und eigener Arbeitsplatz. Free Coffee bis 11h, bei gutem Wetter auch oft auf der schönen Terrasse mit Seeblick. Breite Auswahl in der Mensa, bezahlt wird nach Gewicht (je nach Hunger 10-15 CHF), Mikrowelle vorhanden. Im OPs kostenlose Suppe und Brot mit Aufstrichen sowie Kaffeemaschine. Wohnheim ist sauber und bietet alles was man so braucht. Bahnhof mit Anbindung nach Zürich (20min), Supermarkt, Apotheke, Spital und See alles in 5min zu Fuß vom Wohnheim erreichbar. Parken im Parkhaus für 5 CHF pro Ausfahrt. Theoretisch kann man also mehrere Monate darin parken und zahlt 5 CHF, wenn man wieder rausfährt. Möglicherweise wird das aber geändert, weil der Platz im Parkhaus zu knapp geworden ist. Eigenes Fitti im Haus (gegen Gebühr), E-bikes ausleihbar, Mitarbeiterrabatte (bspw. auch beim Chirgis Sportladen direkt gegenüber vom Wohnheim, wo man sich die Skibindung einstellen lassen kann). Alles sehr gut organisiert. In Männedorf selbst ist nicht viel los aber trotzdem ein schönes Örtchen. Man ist zügig in Zürich, sehr feine Stadt. Unbedingt Halbtax kaufen und das am besten bevor man 25 wird (120 statt 180 CHF, gilt dann für ein Jahr).