Empfehlung? Ja, wenn man auf Lehre nicht zu viel Wert legt.
Zusammenfassung:
- 300€ Vergütung, Mittagessen, Arbeitskleidung
- offiziell 3 Studientage im Tertial, inoffiziell mehr möglich
- Rotation bedingt möglich (s.u.)
- sehr nettes Personal auf der UC3, die einen im OP viel machen lassen, wenn man sich gut anstellt (von Nähen über Bohren bis hin zu schrauben)
- regelmäßige Tätigkeiten: Blut abnehmen, Flexülen, Verbände öffnen, Anordnungen umsetzen, Briefe schreiben, Aufnahmen, OP-Assistenz
- regelmäßige Spätdienste (ca. 2/Monat) von 12:30-21:00 Uhr
pro:
- super nettes Personal, v.a. die Ärzte, gute Integration ins Team
- viel gelernt über Verhalten im OP und Umgang mit Instrumenten/Nähen
- sehr viel Routine im Blut abnehmen/Flexüle legen bekommen
- Selbstständigkeit wird begrüßt und gefördert
- PJler haben ein eigenes Telefon
con:
- wegen spezieller Abteilung wenig über "konventionelle" Unfallchirurgie gelernt
- Lehre eher durchschnittlich
- Logbuch nicht voll bekommen, weil an andere Abteilungen ausgelagert ist (Sonos, ZVK, Drainagen...) -> wird aber trotzdem ohne Murren von den Ärzten unterschrieben
Ablauf:
1. Tag:
Für das Chirurgie-Tertial im Bergmannstrost findet man sich am ersten Tag um 07:30 Uhr Uhr am Sekretariat der Allgemeinchirurgie ein. Nach Überprüfung der Impfnachweise und Aushändigung von Laufzettel und Logbuch bekommt man eine kurze Begrüßung durch einen Oberarzt der AC, dann wird man auf die Stationen Allgemein-/Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie 1, 2 oder 3 eingeteilt. Ich kam zusammen mit 2 anderen Kommilitonen auf die UC3, welche die Septische Unfallchirurgie im Haus ist. Prinzipiell wäre eine Rotation nach 2 Monaten in eine andere Abteilung möglich gewesen, sofern man dort einen Rotationspartner hat, jedoch entschieden wir uns alle aufgrund der angenehmen Arbeitsbedingungen auf der UC3 dort die vollen 4 Monate zu bleiben.
Mit dem Laufzettel bekommt man dann weiße Arbeitskleidung, Spindschlüssel (20€ Pfand zu hinterlegen), einen Transponder und einen ORBIS-Computerzugang.
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Auf Station darf man dann meistens gleich mitmachen bzw. wenn man Glück hat, ist noch ein "alter" PJler da, der einen einarbeiten kann. Auf der UC3 gibt es nicht wirklich viele Assistenzärzte, da das Fachgebiet doch etwas mehr Erfahrung erfordert. Die Ärzte und auch Oberärzte sind jedoch alle extrem nett gewesen, duzen und lockerer Umgang waren nach einer kurzen Zeit des Kennenlernens problemlos möglich.
Nach der gesamtchirurgischen Morgenbesprechung um 7:00 Uhr im Röntgen-Demoraum gibt es auf Station noch einmal bis ca. 8 Uhr eine interne Besprechung, bei welcher die Aufnahmen, OPs und auf Station liegenden Patienten besprochen werden.
Ab 8 Uhr geht man dann entweder mit in die erste OP oder bleibt auf Station und erledigt die Blutentnahmen, Flexülen und an einigen Tagen öffnet man die Verbände, sodass die Visite schnell durchlaufen und gleich auf die Wunden schauen kann. Gelegentlich überschneiden sich die Tätigkeiten so, dass man nicht wirklich Gelegenheit hat, bei der Visite mitzulaufen, aber an ruhigen Tagen darf man auch mal für den Stationsarzt bei der Visite dokumentieren.
Nach der Visite werden dann Anordnungen umgesetzt, Röntgen angemeldet, Briefe geschrieben etc. Meistens diktieren die Ärzte die Briefe direkt, aber wenn man nachfragt, darf man auch selber mal welche schreiben, die dann von den Ärzten Korrektur gelesen werden. Wenn man noch gar keine Erfahrung im Briefe schreiben hat, bietet es sich an, alte Briefe von der Station anzuschauen und eine Referenz zu haben. Generell sind die Briefe eher knapp gehalten, ist eben Chirurgie ;)
Im OP darf man (sofern man es kann) immer mal wieder kutan nähen, später ggf. sogar subkutan. Je nach Arzt darf man am Ende sogar mal größere Sachen selbstständig machen, wie z.B. Bohren, das Einbringen von Schrauben oder das Aufbohren eines Markraums bei Markraumnagelung. Auch einen VAC-Wechsel darf man zum Beispiel mal unter Aufsicht völlig selbstständig durchführen. Insgesamt lernt man viel über das handwerkliche Umgehen mit den chirurgischen bzw. unfallchirurgischen Instrumenten und das Einschätzen von Infektsituationen. Auch verschiedene Arten von Amputationen gibt es immer mal wieder zu sehen.
Ab 11 Uhr kommen dann meist die Neuaufnahmen für Station, hier gilt es, die Anamnese/Untersuchung durchzuführen und Blut abzunehmen.
Mittagessen gibt es kostenlos im Personalcasino im Untergeschoss, hier steht man als PJler auf einer Liste, die man unterschreiben muss. Trinkwasser gibt es dort ebenfalls kostenlos.
Nachmittags um 15 Uhr ist eine weitere Besprechung, danach darf man gegen 15:30 Uhr nach Hause gehen. Früher gehen ist in Absprache natürlich auch mal möglich, es wird nicht sehr streng darauf geachtet, diese Stunden auszugleichen. Auch Fehltage spricht man in der Regel nur mit den Ärzten ab, da sie so nicht an das Sekretariat weitergeleitet werden und man etwas "sparen" kann :)
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Lehre: Es gibt jeden Mittwoch 13:30 im Hörsaal eine Vorlesung von verschiedenen Fachgebieten, einen Plan erhält man im Sekretariat. Ansonsten lernt man vor allem durch eigenes Nachfragen oder Nachlesen, da die Ärzte von sich aus nicht wirklich Teaching machen.
Es ist prinzipiell immer möglich, in OPs anderer Fachgebiete zu gehen oder auch mal in die Notfallambulanz oder Sprechstunde (Septische Sprechstunde oder Amputationssprechstunde) zu gehen, dort lernt man u.U. noch am meisten. Gerade in den Spätdiensten ist es gern gesehen, dass man mit in der Notfallambulanz sitzt, sofern man nicht in einer OP gebraucht wird.
Insgesamt habe ich mich auf der UC3 sehr wohl gefühlt, wir waren aber auch zeitweise 3-4 PJler + Famulant für 2 Wochen. Da sitzt man dann doch manchmal schon etwas rum oder schiebt sich gegenseitig die wenigen Aufgaben zu. Als alleiniger PJler wäre es jedoch enorm stressig, also wäre meine Empfehlung mindestens mit einem Kommilitonen dort hin zu gehen :)