Die Zeit in Apolda war eine wirklich lehrreiche und voller schöner fachlicher und menschlicher Erfahrungen.
Man wird sofort sehr herzlich im Team aufgenommen und es wird schnell klar, dass sich dort wirklich alle freuen, dass man da ist. Außerdem wird man in Apolda tatsächlich gebraucht und als fester Bestandteil des Teams eingeplant. Also kein sinnloses Blutabnehm-PJ bei dem man sich immer wie das 34. Rad am Wagen fühlt und einen eigentlich keiner beachtet.
Sowohl Assistenz- als auch Oberärzt/Innen und CHEF sind motiviert dir viel zu erklären und beizubringen. Fragen werden seltenst belächelt (und wenn dann eher so, dass es für alle Anwesenden inklusive einem selbst lustig ist :D) sondern ausführlich beantwortet und sind gerne gesehen. Bei Problemen gibt es außerdem immer ein offenes Ohr.
Es gibt drei Innere Stationen. Die 1 ist eher Kardio und hat Wachbetten, die 2 Gastro und die 3 (da war ich) ist ein bisschen die Station wo alles hinkommt was nicht auf 1 oder 2 passt, oder halt Corona hat. Dadurch sieht man aber sehr viele verschiedene Krankheitsbilder der Inneren.
Stationsalltag
Der Tag beginnt um 07:00... theoretisch. Da man super easy mit dem Bus anreisen kann (Start ZOB Jena und diverse weitere Haltestellen, Thoska gilt auf der Strecke), der einen exakt um 07:01 vor dem Krankenhaus ablädt und den auch einige der Ärzte nutzen sind die meisten erst gegen 07:15 auf Station.
Dann hat man Zeit sich über neue Patienten einzulesen und dann zur Frühbesprechung um 07:45 zu gehen. Man muss also nicht direkt mit Blutabnahmen und Flexülen anfangen, sodass man immer einen Plan hat was auf Station eigentlich gerade für ein Patientenklientel liegt.
Ich habe mir die Besprechung meistens geklemmt damit ich zur Visite mit den BEs und Flex Anlagen fertig war.
Die Visite beginnt mit Kurvenvisite und dann den Zimmerrundgängen. Wenn man will kann man auch eigene Patienten unter SuperVision visitieren und eigene Therapievorschläge, Anordnungen, MedPlanÄnderungen vornehmen, sowie eigene Verlaufsdokus anlegen. Auch das Überbringen von Schweren Nachrichten/Situationen konnte man nach vorherigem Üben und stetiger Anwesenheit eines Arztes/einer Ärztin durchführen.
Da eigentlich immer eine Oberärztin/Oberarzt mit auf Station ist hat man quasi jeden Tag Oberarzt-Betreuung und -Lehre, was ich als sehr angenehm empfunden habe.
Dann kommen die typischen Stationsaufgaben. Ultraschall, Untersuchungen anmelden, Aufklärungen, CoronaBögen, -Hospitalisierungen anmelden usw. usw...
Man kann sich in der Funktionsdiagnostik eigentlich alles anschauen was man möchte, solange man fragt. Die meisten freuen sich wenn ihr kommt und erklären gern und viel (verrückt oder? :D). Ach ja und natürlich Briefe schreiben. Ihr habt die Möglichkeit zu diktieren, was nach kurzer Eingewöhnung auch ganz gut klappt und im Arztzimmer bei allen (auch den OA/OÄs) stellenweise zu schönen Lachern aufgrund von Versprechern führt.
Aufnahmen musste man fast nie machen, da die Patienten für die Innere 3 immer über die ZNA oder als Verlegung von anderen Stationen kamen und dadurch schon gesehen wurden. Aber oft war es ratsam mal eine ausführliche KU und Anamnese zu machen und das in einer Verlaufsdoku zu dokumentieren und Auffälligkeiten mit den Ärzten zu besprechen.
Gegen 13:00 gabs Mittagessen (frei für PJ), was immer sehr angenehm war, da alle zusammen hingegangen sind und meistens eine sehr fröhliche Stimmung herrschte.
2x/Woche gabs PJ Seminare (fallen auch oft mal aus, werden aber meistens verschoben und wirklich nachgeholt) und gegen 15:30 hatte man Feierabend. Ich war meistens bis 15:45 da (weil der Bus eh erst 15:51 zurückfährt).
Dienste
Man hat die Möglichkeit Dienste mitzumachen wo man dann nach 15:30 mit in die Notaufnahme gehen kann um eigene Patienten aufzunehmen und zu betreuen. Hier wurde einem recht viel Freiheit gelassen und man konnte dann nach eigenständigem Arbeiten alles mit dem Arzt besprechen/abgleichen.
Die Schwestern in der NFA sind am Anfang sehr grummelig bis hin zu ultra schlecht gelaunt, vor allem wenn viel los ist. Aber wenn man schön höflich und nett ist und ein zwei Aufgaben macht für die die Ärzte in der Regel keine Zeit haben mögen sie dich auch ;) und sind sehr hilfsbereit. Über Nacht bleibt man nicht, da es nur ein Bett gibt, das heißt man kann gehen wann man möchte, spätestens wenn der letzte Bus 23:00 fährt. Ich bin eigentlich immer so zwischen 20:00/21:00 heim.
Am Wochende ist man generell mit einem Assistenzarzt/-ärztin + Oberarzt/ärztin alleine und hüpft über alle 3 Stationen + ab und zu ZNA.
Stressig aber lehrreich.
Wenn ihr Dienste nicht schafft oder einfach keine Lust habt alle geforderten (4x normal 2xWochenende) zu machen kriegt ihr aber auch so die Unterschrift!
Station/Krankenhaus
Apolda ist ein eher kleines Haus mit 3 Inneren, 1 Chirurgie, 1 Unfallchirurgie, 1 Gyn, 1 Pädiatrie, ITS, OP, ZNA, Funktionsabteilung, Radiologie und eigenem Labor.
Daher ist alles wirklich sehr familiär, alle sind per DU (abgesehen von den Chefs und dem ein oder anderen OberARZT :D) und man kennt recht schnell jeden. Natürlich gilt wie immer die Regel überall 3fach vorstellen und immer freundlich hallo sagen, aber schnell spricht sich rum wer man ist und dann passt das auch.
Alle sind eigentlich super nett und wie schon beschrieben hilfsbereit und erklärfreudig.
Vor allem die Pflege ist seltenst so auf Kriegsfuß mit der Ärzteschaft und zwangsweise auch uns als PJlern, wie man das aus größeren Häusern schon eher kennt.
Auf der 3 gab es den Covid-Verdachtsbereich, den Covid-positiv Bereich und normale Zimmer/IsoZimmer.
Ein paar Beispiele von Krankheitsbildern als ich da war:
Covid19, Dyspnoe, Kardiale Dekompensation, Diarrhoe, Erbrechen, Gastritis, Apoplex, Z.n. NSTEMI/STEMI, Ileus, M.Crohn, Colitis Ulcerosa, Rheumatische Erkankungen, Onkologische Erkankungen, Malabsorptionssyndrome, RefeedingSyndrom und und und...
PJ-Status
Ihr seid hier keinesfalls nur Student oder Helferlein, sondern werdet (vor allem von der Pflege) als fast vollwertiger ärztlicher Kollege/Kollegin angesehen. Man verlässt sich auf euch und je nachdem wie ihr euch anstellt gibt es mehr/weniger wichtige Aufgaben. Aufgaben wie Briefe schreiben, Anmeldungen machen, Telefonate führen usw. werden nicht einfach nur auf euch abgewälzt sondern gleichmäßig zwischen der Stationsbesetzung aufgeteilt. Bei mir war es das erste Tertial, deshalb wurde von mir am Anfang nichts erwartet, keine Vorwürfe gemacht, wenn ich etwas nicht konnte/nicht wusste und die zugeteilten Aufgaben dem eigenen Wissens-/Fähigkeitenstand angepasst.
Besonders hervorheben möchte ich Dr. Kai Sporkmann (Assistenz Innere). Er gründet eine PJ Whats App Gruppe, ermutigt seine Kolleg/Innen (inklusive OA/OÄ) PJler eigenständig Patientenbezogen arbeiten zu lassen und fragt aktiv nach Feedback/Änderungsvorschlägen, was soweit ihr welche habt auch wirklich angenommen wird und Veränderungen nach sich zieht.
Er hat sich auch um Rotation der PJler und ein oder andere Aktivitäten außerhalb des Stationsalltages gekümmert. Man durfte mal ins Labor schauen und sich da alles erklären lassen und auch beim NEF mitfahren, sofern gewünscht.
Lehre/Examensvorbereitung
PJ Seminare finden 2x/Woche statt und sind meistens auch sehr interessant. Stellenweise war der Inhalt etwas mau und sehr basic. Aber insgesamt hat man viel mitgenommen und Basics wiederholen ist ja bekanntlich NIE schlecht :D.
Wenn man das möchte hat man die Möglichkeit am Ende ein Probeexamen zur M3 Vorbereitung zu machen.
MACHT DAS.
Mir hat es unglaublich geholfen um einfach mal den Ablauf zu erleben und ein Gefühl für die Prüfungssituation und Zeiteinteilung zu bekommen.
Am Ende gibts ein AUSFÃœHRLICHES Feedback und ne Note.
INSGESAMT
Ich weiß ich wiederhole mich, aber die Zeit in Apolda war wirklich, obwohl ich Innere NICHT machen möchte, sehr sehr schön. Es ist alles sehr familiär, man fühlt sich als Teil des Teams und wird meiner Meinung nach gut auf M3 und den zukünftigen Beruf vorbereitet. Ihr dürft viel machen, wenn ihr das wollt und mit ein bisschen Freundlichkeit und Empathie seid ihr nach kurzer Zeit mit allen sehr gut und werdet eine tolle lehrreiche Zeit haben.