Mein Wahltertial in der Neurologie der MHH war mit Abstand mein Lieblingstertial. Alle Ärzte, mit denen ich zu tun hat, waren extrem nett (ein Assistenarzt hat mal scherzhaft gesagt, die gesamte Neuro-Abteilung sei schon fast pathologisch nett ;-) ). Ich habe einige Wochen auf der 48 verbracht, wo der Schwerpunkt auf Muskelerkrankungen liegt. Das war extrem spannend! Es gab einige ALS Patienten und auch ein oder zwei Mal eine MMN, das sieht man anderswo glaube ich nicht so schnell. Auf der Station waren immer erfahrenere Assistenten eingeteilt, von denen man sehr viel lernen konnte.
Auf der 45 (Privatstation) war ich auch einige Wochen. Hier wurde man als PJler richtig eingebunden, ich habe dort regelhaft 2-3 eigene Patienten betreut, sie auf Visite vorgestellt und die Briefe geschrieben. Die Krankheitsbilder dort sind sehr gemischt, es kamen viele mit atypischen Parkinsonerkrankungen (das sieht man ja auch sonst selten), deren Fälle extrem spannend waren, aber natürlich auch Patienten mit immunologischen Erkrankungen wie MS oder GBS uvm., sodass ich den Eindruck bekommen habe, ein ganz breites Spektrum an neurologischen Erkrankungen gesehen zu haben.
Grundsätzlich durfte ich als PJler richtig viel selbst machen. Wenn es Lumbalpunktionen gab, durfte ich sie zum Beispiel fast immer übernehmen. Blutentmahmen erledigt größtenteils die Pflege, was ich nach meinem Innere-Tertial sehr angenehm fand - ich wurde nur für besondrs schwierige BEs dazugeholt, und natürlich zum Nadel Legen. Ansonsten habe ich - besonders auf der 48 - einige Lactat-Ischämie Tests gemacht und ansonsten ab und an Schellong- oder Saxon-/Schirmer-Tests. Neuafunahmen durfte ich immer zuerst sehen, wenn ich wollte, und ich konnte mir aussuchen, welche Patienten ich selbst betreue.
Die letzten Wochen war ich dann noch in der Notaufnahme, das war auch eine richtig tolle Zeit. Auch hier konnte ich aussuchen, welche Patienten ich am liebsten zuerst sehen wollte, und konnte dann auch den Aufnahmestatus anlegen und ein Konzept zur weiteren Behandlung vorschlagen. In der ZNA sind immer auch Fachärzte, sodass es dort richtig cooles Feedback gibt! Die Notaufnahme OÄ ist außerdem extrem nett und mit ihr bin ich auch auf Konsile mitgelaufen, das war ein richtiges Erlebnis!
Ein paar Tage zwischendurch war ich auch mal in den Funktionen und in der Poliklinik, das habe ich einfach mit den jeweiligen Ärzten kurzfristig abgesprochen und war ganz unkompliziert zu organisieren. Ich habe mit einem Assistenten, der sehr versiert und entspannt war, außerdem mal zwei Nachtdienste mitgemacht, was auch super spannend war.
Mal zwischendurch einen Tag freizunehmen, weil irgendwas anderes anstand, war gar auch kein Problem, was ich im Vergleich zu den anderen Tertialen wirklich befreiend fand. Ich hatte nie das Gefühl, einfach nur dort zu sein, um Dinge "abzuarbeiten", sondern mir wurde immer vermittelt, dass allen daran lag, dass ich dazulernen kann und mich mit den Dingen beschäftige, die mich interessieren. Für ehrliches Interesse gab es auch oberärztlicherseits sehr nettes Feedback.
Das Einzige, was ein bisschen schade war, war, dass es keinen speziellen Unterricht für PJler gab wie in anderen Häusern. Man muss dazu sagen, dass es jeden Dienstag einen Journal Club gibt, jeden Mittwoch eine Fortbildung von hochkarätigen Leuten verschiedener Subdisziplinen aus ganz Deutschland und jeden Donnerstag eine kurze Fallvorstellung oder andere Fortbildung. Trotzdem hätte ich es gut gefunden, mal in einer PJler-Runde mit eine OA Fälle oder sowas durchzusprechen. Dem am nächsten kam das Feedback durch die Oberärzte der 35 und 45, wenn ich eigene Patienten betreut habe, insofern habe ich mich dann trotzdem sehr gut auf das M3 vorbereitet gefühlt (es prägt sich einfach besonders gut ein, wenn man Krankheitsbilder mal selbst gesehen und untersucht hat).
Alles in allem würde ich eine Rotation hier sehr weiterempfehlen!