OP, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Ich möchte zu Beginn meiner Bewertung auf die externen Faktoren eingehen:
Das Essen ist kostenlos und sehr lecker, eine Parkkarte erhält man leider aktuell frühestens nach 3 Monaten Wartezeit (Parkplätze in umgebenden Wohngebieten sind jedoch kostenlos und fußläufig erreichbar) bzw. in meinem Fall überhaupt nicht, Kleindung und Spind werden gestellt. Einen Einführungstag gab es für alle PJlerInnen gemeinsam unter der Leitung des PJ-Beauftragten. Der PJ-Unterricht findet ab und an statt und ist dann oft lehrreich. Besonders der kardiologische Unterricht von Dr. S und der geriatrische Unterricht von Dr. B (mittlerweile hat er das Haus verlassen) waren gut vorbereitet und interessant! Leider kommt es oft zu kurzfristigen Ausfällen, von Seiten der Gynäkologie gab es während meines Tertials keinen einzigen Unterricht. Nach Nachfragen und Bitten durfte ich an der Neugeborenen-Reanimationsfortbildung teilnehmen, diese war durch die Anästhesie des UKHD veranstaltet und eine tolle Erfahrung!
Bezüglich der internen Faktoren verlasse ich mein Tertial in der Gynäkologie in Schwetzingen mit gemischten Gefühlen. Das Team der Assistenzärztinnen ist insgesamt sehr dankbar, einen dabei zu haben, sie erklären und demonstrieren gerne und leiten einen auch früh zu selbstständigen Tätigkeiten unter Aufsicht an. So durfte ich Übung in der Anamneseerhebung und in der Ultraschalluntersuchung von Schwangeren (Kindslage bestimmen, Fetometrie, Fruchtwassermenge) und postoperativen Patientinnen (Restharn bestimmen, Nierenstau ausschließen) erlangen, was mir große Freude bereitet hat und mir sicher nützlich sein wird. Weiterhin habe ich nach einigen Tagen selbstständig Abschlussgespräche und Abschlussuntersuchungen der Wöchnerinnen durchgeführt.
Im Kreißsaal konnte ich bei vielen Geburten (spontane und Sectiones) dabei sein und sowohl den physiologischen Ablauf einer Geburt als auch das Komplikations-Management erleben. An dieser Stelle meine großen Dank an das Team der Beleg-Hebammen, die einem, wenn man sich hilfreich und interessiert zeigte, gerne mitnahmen, einen in ihre Tätigkeiten einbanden und viele Dinge zeigten! Hier bemühten sich die Assistenzärztinnen und OberärztInnen, mich so einzubinden, dass meine Anwesenheit für die Patientin angenehm war und ich eine Lerngelegenheit nicht verpasste.
Im OP ist man natürlich Hakenhalter, der Umgang ist gewohnt ruppig, aber insgesamt freundlicher als an anderen Häusern (UKHD Frauenklinik, UKHD Chirurgie). Einige OberärztInnen bemühen sich besonders, einem ihr Vorgehen zu erklären. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle nochmal besonders bedanken.
Leider werden diese positiven Erfahrungen teilweise überschattet von dem Verhalten der Chefärztin der Gynäkologie. Immer wieder (zum Glück nicht täglich, aber wöchentlich) ereigneten sich Vorfälle wie dieser:
Es ist die mittägliche Vorstellung einer Patientin zur Operation am Folgetag. In dem Untersuchungszimmer der Gyn-Ambulanz befinden sich die Patientin, die Chefärztin, eine Assistenzärztin und ich. Die Patientin wird untersucht, ich mache zB das Licht aus und wieder an für den Ultraschall. Dann stelle ich mich wieder neben die Assistenzärztin und höre zu. CÄ zur Patientin: „Kommen sie morgen um 7:10 Uhr ins Krankenhaus“, Patientin fragt nach, Chefärztin sagt, man würde ihr einen Zettel mit der Uhrzeit darauf geben, dreht sich um, schreibt am Arztbrief. Kurz darauf dreht sie sich zu mir um und blafft mich an: „Schreiben sie vielleicht mal einen Zettel für die Patientin?! Aus dem Sekretariat zum Beispiel?! Mein Gott!“ Ich bin irritiert, nicke kleinlaut und gehe Richtung Sekretariat. Im Weglaufen höre ich noch, wie sie sagt: „Die steht immer nur rum!“ Mein Gesicht wird heiß und ich bemühe mich (leider vergeblich), dass mir keine Tränen in die Augen steigen. Ich schreibe den Zettel, reiche ihn der Patientin und gehe, ihren Blicken möglichst ausweichend, in den OP um mich für die nächste Operation umzuziehen.
Für jemanden, der sich bemüht, immer motiviert, hilfreich und gut gelaunt zu sein (und dafür ein "Gehalt" von 500€ monatlich bekommt), sind solche oder ähnliche Äußerungen ein Schlag ins Gesicht. Zumal ich vom restlichen Team völlig andere, mit meiner Selbstwahrnehmung übereinstimmende, Rückmeldungen erhalten habe.
Fragen stellt man ihr besser auch keine: Ich assistierte im OP bei einer abdominellen Ovarialtumorentfernung. Ich fand, dass der Uterus ungewöhnlich aussah und frage: "Der Uterus sieht für mich weich aus. Ist er optisch auffällig?" Die Chefärztin schaut mich an und sagt laut und völlig entnervt: "Wie, der Uterus sieht weich aus. Was ist denn das für eine Frage?? So ein Schwachsinn!" Stille im OP. Ich versuche, sie diesmal nicht an mich ranzulassen und es wird nicht weiter gesprochen. Der anwesende Anästhesist spricht mich bei der nächsten OP an und sagt, es sei nicht in Ordnung, aber die Chefärztin sei immer so, ihn habe sie in seinem M3 auch angeschrien und man müsse versuchen, das nicht an sich ranzulassen.
Diese Chefärztin betrachtet PJlerInnen nicht als zukünftige KollegInnen, nicht als Studierende, die an einem Lehrkrankenhaus ein Recht auf Ausbildung haben, sondern lediglich als billigen Hakenhalter, als Laufburschen und als einen verbalen Boxsack, der sich gegen abfällige Bemerkungen nicht wehrt/wehren kann. Denn man muss ja selbst bei diesen Kommentaren im Hinterkopf behalten, dass diese Frau einen wahrscheinlich im 3. Staatsexamen prüfen wird (war dann auch der Fall). Und damit einem keine feindliche Prüferin gegenüber sitzt, hält man die Klappe, duckt sich weg und versucht, irgendwie damit umzugehen, grundlosen Beleidigungen hilflos ausgesetzt zu sein. Das kann kein Lernziel des praktischen Jahres sein.
Sie selbst scheint ihre Ausbrüche und deren Auswirkungen kaum wahr zu nehmen oder schnell zu vergessen. Dabei entgeht ihr auch, dass sie, wie oben angeführt, ein wundervolles Team an Assistenzärztinnen und OberärztInnen unter sich hat, ohne welches ich mich nach dem ersten oder zweiten dieser Vorfälle um eine Versetzung bemüht hätte.
Mit ihren Mitarbeiterinnen geht sie übrigens ähnlich um. Zu Patientinnen ist sie überwiegend freundlich, teilweise kommt jedoch durch, dass sie von einigen von ihnen irritiert oder genervt ist. Auch diese Wogen glätten dann ihre Assistenzärztinnen.
Insgesamt möchte ich gerne eine Empfehlung für das Tertial Gynäkologie und Geburtshilfe in Schwetzingen aussprechen, da mich das Team fachlich und menschlich überzeugt hat und ich viel lernen konnte. Ich möchte aber auf keinen Fall verschweigen, wie irritierend und verletzend es sein kann, mit dieser Chefärztin zusammen zu arbeiten und dass man in diesen Momenten ein dickes Fell oder die Fähigkeit, Kommentare nicht an sich heranzulassen, braucht. Eine Eigenschaft, mit der ich mich bisher schwer getan habe und die ich nun, gezwungenermaßen, etwas ausgebaut habe. Eine Anstellung als Assistenzärztin unter dieser Chefärztin kommt für mich keinesfalls in Frage. Ihr Verhalten ist im gesamten Krankenhaus und darüber hinaus bekannt, scheint jedoch keine Konsequenzen nach sich zu ziehen. Ich finde, zukünftige PJ-Studierende haben ein Recht darauf, diese Information zu besitzen, bevor Sie eine Entscheidung bzgl. ihres PJ-Standortes treffen.