Wohnen:
Zum Ankommen und Überbrücken der ersten Zeit lebte ich zunächst mit meinem Freund in einem Airbnb und zog dann in ein altes Haus im Kolonialstil mit vielen anderen internationalen Studierenden um (bei konkretem Interesse, kann ich den Kontakt weiterleiten). Miete kostet zwischen 200-300 Euro. Auch das Krankenhaus bzw. die Koordinatorin für internationale Studierende kann dich an Familien vermitteln, die einzelne Zimmer zur Untermiete anbieten. Das Krankenhaus liegt ca. 30-40 Minuten außerhalb der Innenstadt zu Fuß.
Krankenhaus:
Im Krankenhaus konnte ich frei entscheiden, welche Bereiche der Chirurgie (Viszeral Chirurgie, Neurochirurgie, plastische Chirurgie, Unfallchirurgie …) ich mir anschauen möchte. Am spannendsten war für mich die Notaufnahme, insbesondere weil ich dort viel nähen durfte. Die PJ Studierenden vor Ort (Internos oder Internados genannt) arbeiten unfassbar viel (ungelogen 80h die Woche). Ich habe längst nicht so viel gearbeitet, was kein Problem war. Ich konnte auch immer wieder das Wochenende verlängern, um das vielfältige Ecuador bereisen und entdecken zu können. Dennoch würde ich empfehlen, hin und wieder eine 24h Schicht in der Notaufnahme oder dem OP zu machen, weil man in der Nacht eindeutig am meisten sieht und machen darf. Die Atmosphäre in der Klinik war sehr nett. Die Internos arbeiten allerdings so viel, dass man keine Freizeit mit FreundInnen aus der Klinik verbringen kann. Die Internos leisten die meiste organisatorische Arbeit auf der Station. Sie sind hauptverantwortlich für die Aufnahme, Entlassung und Betreuung von Patienten. Viel Zeit geht für das Haushalten mit den knappen Ressourcen drauf. Praktische Dinge, die ich dort gut machen und lernen konnte waren Wundnahten, Wundversorgung, Assistenz im OP (es gibt keine OTAs, sodass das Anreichen des OP-Bestecks in den Händen der Internos liegt) und Gipsen. PJ Unterricht wurde in Kleingruppen bzw. manchmal sogar Einzeleinheiten gegeben. Jede/r bekommt einen eigenen Tutor zugeteilt, mit dem man sich eigenständig abspricht. Meiner hat mit mir auch nochmal einen Nahtkurs am Schweinefuß gemacht, was wirklich cool war.
Leben und Freizeit:
Cuenca liegt mitten in den Anden ca. 3-4h Stunden von Guayaquil entfernt (der größten Stadt Ecuadors). Die Stadt hat eine ausgesprochen schöne Innenstadt und bietet eine hohe Lebensqualität, weshalb sich auch viele EuropäerInnen und AmerikanerInnen dort für längere Zeit niederlassen. Das, wie mir gesagt wurde, normalerweise umfassende Kulturprogramm der Stadt, war Corona bedingt zu meiner Zeit noch stark eingeschränkt. Nur ca. 30 Minuten entfernt liegt der ausgesprochen schöne Cajas Nationalpark. Hier bieten sich Tageswanderungen oder auch mal Mehrtagestouren an. Ich habe mich in der Stadt vor allem gehend fortbewegt, weil man dabei am meisten mitbekommt. Für längere Strecken kann man einfach eines der zahlreichen und wirklich günstigen Taxis anhalten. Es gibt auch eine Fahrradleihsystem, dass ich jedoch nicht genutzt habe. Von Cuenca ausgehend kann man in alle Himmelsrichtungen mit dem Bus einen Wochenendtripp starten und dabei Vulkane besteigen, den Regenwald erkunden und an der Küste surfen. Obwohl die reine Kilometerzahl nach unserer Einschätzung häufig gering ist, dauern die Busfahrten über die gewundenen Straßen der Anden meist länger als erwartet, weshalb sich die meisten Ziele nur für ein verlängertes Wochenende lohnen. Ich kann auch die sehr hochwertig ausgestatteten Nachtbusse zwischen Cuenca und Quito empfehlen.
Zuletzt noch mein Geheimtipp für vegetarisches Essen in Cuenca – ein Restaurant, das man sich wirklich nicht entgehen lassen sollte – das nuevo paraiso 😉 Dort gibt es ein Almuerzo (Mittagsmenü) mit Suppe und üppigem Hauptgericht für 2,50 Euro. Alles vegetarisch, frisch und sehr lecker!
Bewerbung
Vor dem Aufenthalt
Schon viele Monate vor Beginn meines PJ entschied ich, mein Chirurgie Tertial im Ausland zu machen. Die Organisation stellte sich als deutlich schwieriger heraus al erwartet, da während der Corona Pandemie viele Universitäten im Ausland keine internationalen Studierenden akzeptierten. Ich denke, unter normalen Umständen sollte die Organisation recht unkompliziert sein. Ich hoffe, mit diesem Bericht bei der Planung helfen zu können.
Ich habe den Aufenthalt eigenständig organisiert und dafür zahlreiche E-Mails an verschiedenste Universitäten geschickt.
Für Cuenca erreicht man über asistente.dri@ucuenca.edu.ec oder relaciones.internacionales@ucuenca.edu.ec die Koordinatorin für internationale Studierende. Die Antworten ließen durchaus mal Tage oder Wochen auf sich warten – also dranbleiben!
Als ich die Zusage hatte, galt es einige Vorgaben und Formalia meiner Heimatuni in Freiburg zu beachten, deshalb solltest du dich gut informieren, was es an deiner Uni gefordert wird.
Aus Nachhaltigkeitsgründen wollte ich einen innereuropäischen Zwischenstopp vermeiden. Direkte Flüge gibt es von Amsterdam und Madrid. Da Amsterdam deutlich leichter per Zug zu erreichen ist, flog ich von Amsterdam nach Guayaquil. Für 90 Tage kann man in Ecuador mit einem TouristInnenvisum bleiben. Da ich mein letztes Tertial für das dritte Staatsexamen sowieso um einen Monat verkürzen musste, reichte mir dieser Zeitraum gerade aus. Alternativ kann man sich im Vorhinein oder (vermutlich unkomplizierter) vor Ort um eine Verlängerung des Visums kümmern.